Festnahme während Hochzeit

Bräutigam abgeschoben – Verlobte: "Das war Sadismus"

Der 26-Jährige, der während seiner Hochzeit festgenommen wurde, wurde am Dienstag in die Türkei abgeschoben. Seine Verlobte erhebt schwere Vorwürfe.

Newsdesk Heute
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    In der Puls24-Sendung "Heiß Umfehdet" erhebt Gundula Marie B., die Verlobte des Mannes, schwere Vorwürfe gegen das Einschreiten der Fremdenpolizei.
    In der Puls24-Sendung "Heiß Umfehdet" erhebt Gundula Marie B., die Verlobte des Mannes, schwere Vorwürfe gegen das Einschreiten der Fremdenpolizei.
    Screenshot Puls24

    Der 26-jährige Hamza U., der am Samstag im Schloss Vösendorf nur Sekunden vor der Eheschließung festgenommen wurde, ist am Dienstagabend in die Türkei abgeschoben worden. In der Puls24-Sendung "Heiß Umfehdet" erhebt Gundula Marie B., die Verlobte des Mannes schwere Vorwürfe gegen das Einschreiten der Fremdenpolizei.

    "Das ist Sadismus, ich habe kein anderes Wort dafür"

    "Sie haben es auf die sadistischste Art und Weise getan, die ich mir vorstellen kann. Während 'Perfect' von Ed Sheeran gelaufen ist, sind plötzlich 10, 12 Männer einmarschiert. Das hat nicht mit wenig Feingefühl zu tun, das war Sadismus, ich habe kein anderes Wort dafür", schildert die 40-Jährige den Moment der Festnahme. Die Standesbeamtin hätte gelacht, die Polizisten hätten gelacht, erklärt sie: "Es wurde seelische grausame Gewalt ausgeübt". Sie selbst nehme, so gibt sie zu, derzeit Psychopharmaka und befinde sich in psychiatrischer Betreuung.

    Georg Klammer, der Anwalt des Mannes, argumentiert, dass die Amtshandlung der Fremdenpolizei "nicht verhältnismäßig" gewesen sei. Es gäbe Grundprinzipien des Anstands, welche nicht so einfach verletzt werden dürfen. Man habe mit der Festnahme an der Hochzeit, ein "einmaliges Lebensereignis entwertet" und "mit Füßen getreten".

    Nach negativem Bescheid untergetaucht

    Anders sieht das freilich das BFA, das sich angesichts der medialen Berichterstattung zu einer Aussendung gezwungen sieht – eine "sachliche" Darstellung sei im Interesse der Öffentlichkeit. In der Mitteilung hält das BFA fest, dass der im März 2022 gestellte Asylantrag des 26-Jährigen zwölf Monate später einen "vollinhaltlich negativen Bescheid" zur Folge hatte.

    Im Video: Die Festnahme durch Beamte der Fremdenpolizei

    Der 26-Jährige hätte behördliche Anordnungen missachtet und sei seiner Ausreiseverpflichtung nicht nachgekommen. Verwiesen hat das BFA auch auf 13 Festnahmeversuche, die der Mann durch Untertauchen vereitelt habe – einen Vorwurf, den B. nicht versteht: "Seine Arbeitsstelle ist bekannt, meine Wohnadresse ist bekannt. Sie wissen, dass sie etwas Falsches getan haben, gegen die Menschenwürde, und sie wollen sich jetzt reinwaschen", so die 40-Jährige im Gespräch mit Puls24-Anchor Thomas Mohr.

    "In der Türkei kann ihm alles drohen"

    Nach einem Ermittlungsverfahren kam das BFA zu dem Schluss, dass dem 26-Jährigen bei seiner Rückkehr in seine türkische Heimat "keine Verfolgung im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention droht". "Es kann ihm alles drohen. Er ist Kurde, er ist kein Türke. Das sind andere Bedingungen", erklärt seine Verlobte. "Hamza ist ein sensibler, ein zarter Mann. Er hat Angst, er muss den Wehrdienst machen, eventuell muss er ins Gefängnis".

    Am Sonntag hätte sich das Paar zuletzt gesehen, "für 50 Minuten, hinter dem Fenster. Wir haben nur geweint, er ist psychisch fix und fertig". Die Festnahme hätte den 26-Jährigen "absolut traumatisiert". Er sei erstarrt, "wie ein Tier, das sich bei Gefahr tot stellt"

    Klammer bezeichnet den Zugriff im Puls 24 Interview als rechtswidrig. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) habe seine Behauptung, "dass eine Heirat bei einem abgelehnten Asylwerber mit einem EWR-Bürger nichts ändert", "bereits 2007 im Erkenntnis des EuGH Sahin vs. BMI verworfen", so der Anwalt. "Unzählige Urteile und Erkenntnisse des VwGH, VfGH und OGH" hätten die Position des EuGH bestätigt. "Es ist unfassbar, wie das BFA einfachste höchstgerichtliche Judikatur entweder nicht kennt - oder einfach bricht, während alle Augen des Landes zuschauen".

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    red
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