Schneller, besser?
Corona hat sich neu erfunden – Variante auch bei uns
Sars-Cov-2 macht keine Sommerpause, das wissen wir spätestens seit der Omikron-Variante BA.5. Jetzt hat sich das Virus erneut weiterentwickelt.
Zuletzt ist es still rund um das Thema Coronavirus geworden. Kein Wunder, der Winter ist vorbei und mit JN.1 wohl auch die höchste Corona-Welle aller Zeiten. Der Nachfolger der lange dominierenden "Pirola"-Linie entzog sich erfolgreicher als jede Corona-Variante zuvor der vordersten Abwehr immunisierter Menschen.
Dank der weitverbreiteten zellulären Immunität und dem Impfschutz gegen andere Virusvarianten blieb es meist bei Erkältungssymptomen oder Fieber. Jetzt hat sich das Virus erneut sehr schnell weiterentwickelt und aus der Omikron-Linie die Varianten-Familie "FLiRT" hervorgebracht. Innerhalb dieser Gruppe von JN.1-Abkömmlingen gibt jedoch eine ganze bestimmte Variante zunehmend Anlass zu Sorge: KP.2.
In Österreich angekommen
In den USA war die Variante für rund 25 Prozent der neu sequenzierten Fälle verantwortlich und auch in Österreich ist KP.2 bereits vor einiger Zeit angekommen. Seit Ende 2023 taucht der neue Omikron-Abkömmling immer wieder vereinzelt auch im österreichischen Abwassermonitoring auf. Bei den sequenzierten Fällen kam KP.2 laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) jedoch noch nicht vor. Auch die Spitalseinweisungen aufgrund von Covid-19 sind seit Jänner kontinuierlich zurückgegangen.
Aktuell gibt es auch noch zu wenig Informationen, um sagen zu können, ob diese oder eine andere FLiRT-Variante tatsächlich ein Grund zur Sorge sein könnte. Fix ist, KP.2 ist in den USA mittlerweile auf dem Vormarsch, ob es deshalb zu einer größeren Welle in den nächsten Monaten kommen wird, könne man derzeit aber noch nicht sagen, erklärte der US-Mediziner und Wissenschaftler Eric Topol gegenüber dem "Time Magazine".
Umgeht Impfschutz
"Es könnte sich um ein 'Wavelet' handeln. Da Menschen, die kürzlich mit der JN.1-Variante infiziert wurden, offenbar einen gewissen Schutz vor einer erneuten Infektion haben", so Topol. Außerdem sei das Virus nicht genug mutiert, um sich großartig von den vorherigen Stämmen zu unterscheiden. Dies zeigt ein Preprint japanischer Forscher. Ihre Studie ergab, dass KP.2 weniger ansteckend ist als JN.1.
Gleichzeitig stellten die Wissenschaftler jedoch fest, dass KP.2 eine verbesserte epidemiologische Fitness als ihre Vorgänger-Linien aufweist. Ihr Fazit: Die Ausbreitung der Variante verlief in den USA, in Großbritannien und in Kanada schnell. Im Vereinigten Königreich machte sie Anfang April bereits 20 Prozent des Infektionsgeschehens aus. Das deute darauf hin, dass KP.2 das Potenzial habe, die weltweit vorherrschende Abstammungslinie zu werden.
Zwei weitere Studien aus Japan und China zeigen außerdem, dass die FLiRT-Varianten den Immunschutz durch Impfstoffe möglicherweise sogar besser umgehen können als JN.1. Das sei kein gutes Zeichen, da viele Menschen, die kürzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, diese im letzten Herbst bekamen. "Das bedeutet, dass ihr Schutz nachzulassen beginnt", sagt Topol.
Neue Formel
Doch auch hier gibt es eine Weiterentwicklung: Erst Ende April veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Empfehlung, dass zukünftige Impfstoffformulierungen auf der JN.1-Linie basieren sollten. Die Begründung dazu: Das Virus werde sich allem Anschein nach aus dieser Variante weiterentwickeln.
Der jüngste Booster basierte auf dem Stamm XBB.1.5, der zu Beginn des Jahres 2023 eine Welle auslöste.
Auf den Punkt gebracht
- Das Coronavirus hat sich erneut weiterentwickelt und die Omikron-Linie hat die Varianten-Familie "FLiRT" hervorgebracht, wobei die Variante KP.2 zunehmend Sorge bereitet
- Obwohl KP.2 in den USA auf dem Vormarsch ist, gibt es noch zu wenig Informationen, um festzustellen, ob sie ein Grund zur Sorge ist
- Studien zeigen, dass FLiRT-Varianten möglicherweise den Immunschutz durch Impfstoffe besser umgehen können als JN.1, was darauf hindeutet, dass der Schutz nachlassen könnte
- Die WHO empfiehlt zukünftige Impfstoffformulierungen auf der JN.1-Linie zu basieren, da sich das Virus anscheinend aus dieser Variante weiterentwickeln wird