Digital

DOOM im Test: Mit Heavy Metal ins Höllengemetzel

DOOM öffnet wieder die Höllenpforten. id Software und Bethesda trumpfen auf PC, PS4 und XB1 auf.

Heute Redaktion
Teilen

Dem legendären Shooter wurde nicht nur einen neuer Anstrich verpasst, sondern es wurden viele Spielelemente grundlegend verändert. Was nicht heißt, dass man hier nicht Altbekanntes bekommt: Brutalste Feuergefechte mit Dämonen. So hart, so schnell, so bluverschmiert und so laut war der Titel aber noch nie.

Wir schreiben das Jahr 1993: DOOM taucht erstmals auf den Bildschirmen auf und lässt die Zocker sprachlos zurück. Als DOOM-Marine auf der Mars-Station Phobos muss man der Hölle entgegentreten, die gierige Wissenschaftler bei Teleportations-Experimenten geöffnet haben - mit Schrotflinte, Maschinengewehr, "Big Fucking Gun" und Kettensäge. Tiefgründige Story: Fehlanzeige! Blutige Battles: Volltreffer!

23 Jahre später, wieder unter dem Titel "DOOM", öffnen wir einmal mehr die Marine-Augen auf dem Mars und stecken schon mittendrin in der Dämonen-Invasion. Die Monster sehen, grafisch auf neuestem Stand, den Dämonen aus dem Original ungemein ähnlich und auch bei der Kampagne des neuen DOOM zeigt sich: Fürs Geschichtenerzählen ist auch hier keine Zeit. Zehn Sekunden. So lange dauert es vom Start des Spiels, bis wir den ersten Dämon mit bloßen Händen zu Höllen-Matsch schlagen und unsere erste Waffe haben, mit der zwei weitere Dämonen zurück in die Hölle geschickt werden.

Höllischer Heavy Metal in Hochglanz-Grafik

Dass die Story nur nach und nach im Spiel selbst - und das äußerst oberflächlich - erzählt wird, stört echte Supersoldaten nicht. Das ist auch nicht der Anspruch von DOOM. Stattdessen findet man im wahrsten Sinne des Wortes ein blutiges Schlachtfeld vor, brachiale Gewalt gepaart mit schnellen Moves. Möglichkeiten, Deckung zu suchen, gibt es so gut wie keine. Stehenbleiben, um die Gesundheitsleiste wieder aufzufrischen? Sorry, aber da hat der nächstbeste Dämon dir bereits den Kopf von den Schultern gerissen. Gesundheits-Power-Ups gibt es meist nur, wenn Gegner zerschossen werden. Angriff ist schließlich die beste Verteidigung.

Weil sozial mehr Spaß macht!

Heute Digital ist auch auf Facebook und Twitter vertreten. Folgen Sie uns und entdecken Sie die neusten Trends, Games und Gadgets aus der digitalen Welt.

facebook.com/heutedigital
twitter.com/heutedigital

DOOM knallt dem Spieler dabei einen ebenso spektakulären wie passenden Musik-Mix aus Elektro und Heavy Metal um die Ohren. Gepuscht von den Klängen verfällt der Spieler in einen Adrenalinrausch - schneller, härter, riskanter werden die Gegnerhorden umgemäht. Möglichst mit einem "Glory Kill" - hat man einem Gegner genug Schaden zugefügt, beginnt seine Silhouette zu leuchten. Das ist das Zeichen dafür, sich zu nähern und eine von laut bethesda hunderten Todes-Animationen auszulösen. Ja nach Winkel und Gegnerposition reißt man Dämonenkiefer auseinander, tritt Teufelsköpfe zu Brei, bricht Genicke oder prügelt dem Dämon das Böse mit seinen eigenen Beinen aus dem Körper.

Schnell, schneller, so richtig schnell

Die Spielemachanik von DOOM ist so richtig schnell. Keine Sekunde innehalten, kein Herumstehen. Wer überleben will, bleibt ständig in Bewegung und hämmert auf die Sprung-Taste. DOOM ist aber kein simpler stupider Shooter - Dämonen nutzen das Terrain, um den Soldaten einzukreisen und zu überraschen. Aber: Auch das Zurückgehen in eine Schleuse oder einen Gang und das Abwarten dort, bis ein Gegner nach dem anderen hereinspaziert, funktioniert trotzdem leider häufig.

Alle Game Reviews in der Übersicht!

Keine Frage: Ein echter DOOM-Fan spielt nicht im niedrigsten Schwierigkeitsgrad. Ab dem zweitniedrigsten ist das Spiel dann schon eine Herausforderung. Im Vergleich mit den drei Vorgängern kann sich DOOM übrigens eher mit Teil 1 und 2 als mit 3 messen. Standen bei DOOM 3 noch geskriptete Schockmomente an der Tagesordnung, wurde der Horrorfaktor reduziert und das Blutvergießen verstärkt. Aber keine Sorge: Manchmal, und umso erschreckender eingesetzt gibt es sie dennoch: Etwa, wenn wir einer vermeintlichen Leiche ihr Gewehr entreißen und diese plötzlich doch nicht ganz so tot ist...

Das Waffenarsenal eines Höllenkriegers

Auch wenn man als DOOM-Supersoldat zuerst einmal mit einer einfachen Pistole startet, füllt sich das Waffenarsenal schnell und wird umfangreich. Jeder Schießprügel bietet zudem zwei Upgrade-Möglichkeiten, die wiederum Spezialfunktionen freischalten. So wird aus der Schrotflinte einmal ein Gewehr, das drei Salven auf einmal abgibt, einmal eine Art Raketenwerfermix durch explodierende Schrotmunition. Nicht brutal genug? Dann gibt's da noch immer die Kettensäge, mit der man Gegner sekundenlang und hochauflösend halbiert. Upgrade-Items kann man durch erfüllte Missionen erarbeiten oder in den Levels finden.

Ebenso hochleveln kann man den eigenen Kampfanzug, etwa zu mehr Rüstung, mehr Gesundheit oder besserer Umgebungserkennung. Wem das noch immer nicht genug ist, der kann Runen einsetzen, die passive Fähigkeiten wecken. Achja, und temporäre Boni gibt es auch noch einzusammeln, mit denen man zum Beispiel sekundenlang mit bloßen Händen die Dämonen regelrecht in der Luft zerreißen kann. All diese Begleitfunktionen sorgen dafür, dass DOOM nie zu einer langweiligen Dauerballerei verkommt. Die Übersicht verliert man trotz der vielen Upgrades und Boni nicht, denn am Bildschirm eingeblendet wird nur das Nötigste. Wer ins Detail gehen möchte, schlägt den Kodex auf und gräbt sich dort durch die Menüpunkte,

Wer ist hier der Boss?

Nun, die Antwort auf diese Frage kann schnell lauten: Der Bossgegner und nicht der Spieler. Anders als die Dämonen, die nur in Massen über einen herfallen wollen und weggeblasen werden, zeigen sich die mächtigen Zwischen- und Endgegner als manchmal schier unüberwindliche Kreaturen. Hier wird man auch die größten Frustmomente von DOOM erleben, denn die Gegner sind extrem stark und verfügen über fast unfaire Kampfmanöver. Ein weiterer kleiner Minuspunkt von DOOM: Während die Höllenumgebung Abwechslung bietet, machen dies die Mars-Level so gar nicht. Hier wäre mehr Gestaltungsspielraum drin gewesen.

Quelle: YouTube

Im Multiplayer-Modus mussten nachbessern: Hatten wir uns damals noch über die enttäuschende Grafik beklagt, hat Bethesda hier in der finalen Version ordentlich nachgebessert. Der Multiplayer-Titel schlechthin ist DOOM aber nach wie vor nicht, obwohl er herrlich schnell ist und viel Spaß macht. Sechs gegen sechs jagt man sich alles um die Ohren, was man sich als Waffenset vorab ausgerüstet hat. Auf neun Level bieten sich dann die Modi Domination (Kartenpunkte erobern), Team Deathmatch, Clan Arena (Team Deathmatch ohne Respawn), Soul Harvest (Seelen der Gegner einsammeln), Freeze Tag (Gegner einfrieren und befreien) und Kriegspfad (ähnlich King of the Hill). Hier wird's niemals fad.

Fazit: Gewaltexzess in Videospielform

So sehr wir an den Details herummeckern, so genial und höllisch unterhaltsam ist DOOM aber als Ganzes geworden. Dass es eigentlich fast keine Story beziehungsweise sinnbefreite Geschichtsfetzen (Energie wird aus der Hölle gewonnen, echt jetzt!?) oder Gegner-Innovationen im Vergleich zu den Vorgängern gibt, würde für andere Spieletitel Schlimmes bedeuten. Nicht bei DOOM. Hier sind die Ansprüche andere. Was man geschafft hat ist, im Gewaltexzess in Videospielform das Feeling der Vorgänger zu erhalten und in Next-Gen-Grafik mit Hochglanz-Soundtrack zu verpacken. Heraus kam ein brutaler Shooter der Spitzenklasse, der die Nostalgie perfekt zu vermitteln weiß.

Wurde das Original-DOOM 1993 noch verteufelt, für reale Gewalt verantwortlich gemacht, vielerorts verboten und als satanisches Werk gesehen, ist es um das neue DOOM ruhig geblieben. Und das, obwohl es die Gewaltschraube wieder an das Maximum dreht. Vielleicht bleibt dieses Mal der Aufschrei aus. Aber nicht, weil das Spiel erklärender, sinnvoller oder zurückhaltender geworden ist - eher das Gegenteil ist der Fall. Vielmehr scheint Videospiel-Gewalt eine Kunstform geworden zu sein - und DOOM wurde Kult. Das neue DOOM führt diesen Kult würdig weiter.