Russlands Traum vom Großreich

Experte attestiert Kreml-Despot Putin "Größenwahn"

Polen und Dänemark warnen vor einer militärischen Eskalation mit Russland. Doch will Putin tatsächlich einen Krieg mit der NATO? Experten ordnen ein.

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Experte attestiert Kreml-Despot Putin "Größenwahn"
Wladimir Putin will seinen Angriffskrieg auf die Ukraine mit allen Mitteln fortführen – auch wenn er dafür brutal gegen sein eigenes Volk vorgehen muss.
REUTERS

Warnrufe aus NATO-Ländern mehren sich: Die Angst vor einem Krieg gegen Russland geht in Europa um. Derzeit bezweifeln Experten, dass Russland über die militärische Stärke verfügt, weitere Fronten zu eröffnen. Indirekte Einflussnahme und Destabilisierungskampagnen gehören aber bereits in Ländern außerhalb der Ukraine zu Putins Plan.

Welche Ziele hat Putin in Europa, was treibt ihn an und was heißt das für den künftigen Kriegsverlauf? Ulrich Schmid, Osteuropa-Experte der HSG, und Russland-Expert Alexander Dubowy, ordnen ein.

Was wirft Putin dem Westen vor?

Putin sieht den Westen als Feind, der die Sicherheit seines Landes bedroht. "Er wirft den EU-Ländern auch vor, dass sie durch die Bereitschaft, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, die Ukraine zu einem Aufmarschgebiet für den Westen gemacht haben", sagt Schmid. Putin werfe dem Westen auch vor, die Ukraine mit Waffen "vollzupumpen" und einen "Sanktionskrieg" gegen Russland zu führen.

"Russland sieht sich in der Opferrolle. Aus dieser Sicht sind die Aggressionen und Restriktionen aus dem Westen unprovoziert", so Dubowy. Putin sei der Meinung, die Nato und die EU würden Russland zerstören wollen. "Russland befindet sich schon längst in einem hybriden Krieg mit dem Westen. Dabei wird versucht, unter der Bevölkerung Angst und Unsicherheit zu schüren und damit für Destabilisierung zu sorgen."

Was treibt Putin an?

"Putin geht es vor allem darum, Russland als Großmacht auf Augenhöhe mit den USA zu etablieren, so dass keine global wichtigen Entscheidungen ohne Russland getroffen werden können", so Russland-Kenner Schmid. Eine Erweiterung der russischen Grenze ausserhalb der Ukraine sieht er derzeit nicht auf dem Plan des Präsidenten. "Das wäre eher unrealistisch, Putin weiß, dass er dafür keine Kapazität hat." Das nächste Ziel sei für ihn aktuell ein vorzeigbarer Sieg in der Ukraine.

Dubowy meint, Putin wolle unter jeden Umständen den Zerfall Russlands aufhalten, da er selbst den Untergang der Sowjetunion miterlebt habe. "Putin wird gelenkt vom Traum des russischen Großreiches und will den Einflussbereich Russlands erweitern." Laut dem Experten ist der Präsident geradezu größenwahnsinnig und beratungsresistent geworden. Er habe Vorbilder wie Katharina die Große und möchte wie sie in die Geschichtsbücher eingehen. "Dafür müsste er eben an der Spitze stehen und sein Land erweitern."

Welche Länder wären bei der Erweiterung betroffen?

"Aus russischer Sicht gehören sechs teilweise besetzte ukrainische Regionen Cherson, Donezk, Luhansk, Krim, Saporischschja und die Stadt Sewastopol schon zu Russland", so Dubowy. Belarus unter dem sogenannten Präsidenten Alexander Lukaschenko ist fest im russischen Einflussbereich verankert. Doch auch andere Staaten der ehemaligen Sowjetunion, wie Teile Kasachstans oder auch die drei baltischen Republiken würden für eine Grenzerweiterung in Frage kommen.

"Ein Angriff auf einen der baltischen Staaten wäre eine Zerreißprobe für die NATO und auch die EU. Der Westen müsste dann nämlich entscheiden, ob man in den Krieg gegen eine Atommacht zieht, oder die Staaten ihrem Schicksal überlässt." Dabei ginge es Russland nicht so sehr um Landgewinn, sondern vielmehr um die Schwächung und Erniedrigung des Westens. "Deshalb muss sich auch ein Land wie Finnland fürchten, denn das würde eine Destabilisierung der gesamten Region bedeuten", so Dubowy.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Experte warnen vor Putins aggressiven Bestrebungen, die auf den Traum eines russischen Großreichs hinauslaufen
    • Putin strebt danach, Russland als Großmacht zu etablieren und seinen Einflussbereich zu erweitern, wobei die Ukraine und andere ehemalige Sowjetrepubliken betroffen sind
    • Diese Bemühungen könnten zu einer Destabilisierung der gesamten Region führen, und der Westen reagiert besorgt auf die Möglichkeit eines Krieges mit Russland
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