Helfer weiter vermisst

Feuerwehrmann in Italien von Wassermassen mitgerissen

Gewaltige Wassermassen schießen durch Stadtviertel. Ein Feuerwehrmann meldet sich an seinem freien Tag zum Dienst – dann stürzt er in einen Kanal.

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Feuerwehrmann in Italien von Wassermassen mitgerissen
Walter Locatello (42) verschwand im Bach Rui, als er zusammen mit seinem Vater Sandsäcke aufstellte.
Facebook Walter Locatello

"Die Unwetter zwingen halb Italien in die Knie", titelt am Freitagnachmittag das Nachrichtenportal des Staatssenders RAI. In der vergangenen Nacht wurde Italien von schweren Unwettern mit heftigen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht, mindestens sechs Menschen kamen in der Region Toskana ums Leben. Eine Person gilt als vermisst: Der 42-jährige Feuerwehrmann Walter Locatello stürzte in einen Kanal zwischen den Städten Puos D'Alpago und Bastia in der Provinz Belluno, während er Sandsäcke aufstellte.

Der Feuerwehrmann war erst kürzlich Vater geworden. Am Donnerstagnachmittag hatte Locatello keinen Dienst, trotzdem meldete er sich zum Einsatz. Zusammen mit seinem Vater Giacinto arbeitete er gerade beim Bach Rui, als er von den Wassermassen mitgerissen wurde. 50 Männer beteiligen sich derzeit an Locatellos Suche, Retter fahren mit Schlauchbooten und Jetskis den Wasserkanal auf und ab. Auch Drohnen und eine Helikoptereinheit aus Venedig kommen laut "Fanpage" zum Einsatz.

In der Ortschaft Bagnolo trauert ein Mann um seinen Schwager. "Armer Alfio, er wollte hier bleiben, in seinem Haus", sagt Mauro Marini zu "La Repubblica". Der 85-jährige Alfio Ciolini ertrank in einem halben Meter Wassertiefe, als er sich in den dicken Schlammmassen nicht mehr bewegen konnte. Der Rentner ist das erste identifizierte Opfer des Unwetters.

Noch nie so viel Regen in so kurzer Zeit

Das Unwetter verwandelte die Straßen in mehreren Dörfern in der Nacht in reißende Ströme aus Wasser und Schlamm. Bewohner flüchteten in die oberen Etagen ihrer Häuser. Ganze Straßenzüge und Felder der Toskana sind noch immer überschwemmt. Häuser, Wohnungen und Autos stehen unter Wasser. "So viel Regen in so kurzer Zeit hat es in der Toskana seit Jahrzehnten nicht gegeben", erklärten Experten des italienischen Nationalen Forschungsrates CNR. In drei Stunden seien 190 Millimeter Regen gefallen.

Über 48'000 Haushalte sind ohne Strom. Am schlimmsten traf es den Ort Campi Bisenzio. Dort trat ein Fluss über die Ufer. Auf Videos war zu sehen, wie Autos in einer Straße von Wassermassen mitgerissen wurden. Dort schaufeln Bewohner und Bewohnerinnen den Schlamm aus ihren Häusern und stellen durchgeweichte Möbelstücke an den Straßenrand.

Meteorologen befürchten jedoch, dass es nicht vorbei ist: Am Wochenende drohen der Region weitere schwere Gewitter und viel Regen.

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    Orkan-Tief Ciarán hat am 2. und 3. November die Toskana verwüstet. Im Bild Feuerwehrleute im Rettungseinsatz.
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