Klimawandel & Anpassung
Forscher mahnen ganzheitliche Waldpolitik ein
Mehr als ein CO2-Speicher: Wälder haben eine weitaus größere Bedeutung für den Klima- und Artenschutz.
Die Politik habe es nicht nur nicht verstanden, die weltweite Abholzung der Wälder und den damit einhergehenden Artenschwund ausreichend einzudämmen - sie betrachte den Wald auch immer mehr "nur" als potenziellen Kohlenstoffspeicher, der den Klimawandel hintanhalten soll. In einem neuen Bericht der "International Union of Forest Research Organizations" (IUFRO), einem in Wien ansässigen Forschungsverbund, fordern Wissenschaftler nun ein Überdenken der Waldpolitik ein.
Vorgelegt wird das Papier im Rahmen der 19. Sitzung des Waldforums der Vereinten Nationen (UNFF19) am Freitag (10. Mai) in New York, heißt es in einer Aussendung der IUFRO. Dabei handelt es sich um eine Analyse der bisherigen "Wald-Governance", berichtet die APA.
Trotz gewisser Fortschritte, wie einer leichten Verringerung der Abholzungsrate tropischer Wälder, habe man es vielerorts verabsäumt, die Entwaldung und das Zurückgehen der Biodiversität zu verlangsamen oder die Treibhausgasemissionen, die sich zum Beispiel aus der Holznutzung ergeben, einzudämmen, schreiben die Forscherinnen und Forscher.
Bildband "Wildes Waldviertel" - unbekannte Urwälder und Moore "vor der Haustür"
Wälder sind mehr als CO2-Senken
Dem stünden überschießende Erwartungen an die Wälder gegenüber: So würden sie quasi als Patentlösung angesehen, wenn es darum geht, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu propagieren. Das habe zu einer Art "Olympiade" geführt, in deren Rahmen immer neue, überhöhte Versprechen, Vorhaben und Ziele seitens der Politik oder Unternehmen propagiert würden. So gebe es zum Beispiel verschiedene Bekundungen in Richtung "Null-Abholzung" und der in Aussicht gestellten Erhöhung der Artenvielfalt.
Wie auch bei diversen Versprechen zu "Netto-null-Treibhausgasemissionen" seien solche Bekundungen mit Vorsicht zu genießen.
Blicke man ausschließlich auf die Entwaldungsrate und verstehe die Wälder sozusagen exklusiv als potenzielle CO2-Senken und damit als eine Art "Ware" im sich entwickelnden CO2-Handel, vergesse man "jedoch viele Güter und Dienstleistungen, die für die Menschen wichtig sind. Die Wirksamkeit internationaler Waldpolitik muss daher auch an diesen Faktoren gemessen werden", so die Hauptautorin des Berichts, Daniela Kleinschmit von der Universität Freiburg (Deutschland).
Die Autoren plädieren daher auf das Einbeziehen jener Gemeinschaften, die von den Wäldern abhängig sind, in die künftige Waldpolitik, sowie auf Vorrang für "langfristige marktbasierte Investitionen", die auf regionale Umstände Rücksicht nehmen, im Gegensatz zu Initiativen, die auf kurzfristige wirtschaftliche Gewinne abzielen, berichtet die APA.
Auf den Punkt gebracht
- Forscher fordern eine ganzheitliche Waldpolitik, die über die Betrachtung von Wäldern als CO2-Speicher hinausgeht
- Trotz einiger Fortschritte bei der Verringerung der Abholzungsrate tropischer Wälder haben Politik und Unternehmen es versäumt, die Entwaldung und den Rückgang der Biodiversität zu stoppen
- Die Autoren des Berichts plädieren für die Einbeziehung von Gemeinschaften, die von den Wäldern abhängig sind, in die künftige Waldpolitik und betonen die Bedeutung langfristiger marktbasierter Investitionen, die regionale Umstände berücksichtigen