In den französischen Vogesen haben sich Fahrende mit rund hunderten Wohnwagen auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen eingerichtet. Die Situation eskalierte, als es zu keiner Einigung mit den örtlichen Bauern über die zwischenzeitliche Landnutzung kam.
Die Landwirte griffen zu drastischen Mitteln, um die unwillkommenen Gäste zu vertreiben. Sie rollten mit ihren Traktoren an und sprühten rund um die Wohnwagensiedlung alles mit Gülle voll. Videoaufnahmen zeigen wütende Menschen, die versuchen, die Traktoren vom Weg abzubringen oder, bereits aufgesprungen, gegen die Scheiben der Kabinen hämmern.
Ein Video der Aktion (siehe oben) geht seither im Netz viral, auch "Heute" berichtete. Französischen Medien zufolge sind die Aufnahmen bereits am 7. Juli 2025 im Gemeindegebiet von Le Syndicat entstanden.
Dort sollen die Spannungen zwischen den Fahrenden in rund 200 Wohnwagen und des örtlichen Bauernverbands tags zuvor eskaliert sein. "Das Land war abgesperrt, aber sie haben alles auf die Seite geräumt", wird einer der Bauern in der Regionalzeitung "Vosges matin" zitiert. Obwohl eine Anzeige wegen illegaler Besetzung bereits erstattet worden war, beschlossen die Landwirte dann, selbst aktiv zu werden.
Allerdings: Selbst nach der Gülle-Aktion blieben die Fahrenden auf dem Gelände. Der Verein Action Grand Passage, der sich um die Ermöglichung und Überwachung saisonaler Reisebewegungen der Fahrenden kümmert, übt gegenüber "France 3" scharfe Kritik an dem Vorgehen der Landwirte: "Es wurden Beschwerden eingereicht, weil einige Personen beinahe überfahren wurden. Es kann nicht jeder selbst das Gesetz in die Hand nehmen, wir können nicht in die Zeit der Cowboys zurück."
Inzwischen dürfte die Wohnwagen-Karawane schon längst weitergereist sein. Laut "France 3"-Bericht hatten die Fahrenden vorgehabt, zwei Wochen in Le Syndicat zu bleiben. Es ist aber kein Einzelfall, auch aus anderen Gemeinden in ganz Frankreich werden in diesen Wochen illegale Wohnwagensiedlungen gemeldet.
Fix ist: Die Reisebewegung ist noch nicht vorbei. In der 600-Seelen-Gemeinde Grostenquin wird zum 24. August die Ankunft von 5.000 Wohnwagen mit rund 30.000 Menschen erwartet. Sie werden auf dem Grüngelände eines ehemaligen NATO-Fliegerhorsts ihre Zelte aufschlagen.
Dort wollen sie eine Woche lang eines der größten Gläubigen-Treffen der "Evangelischen Mission der Zigeuner Frankreichs – Vie et lumière" (deutsch: Leben und Licht) abhalten. Die Versammlung dreht sich vor allem um die drei täglichen Gottesdienste und Taufzeremonien, schreibt die "Saarbrücker Zeitung".
Das Pilgertreffen der Superlative wurde seit 2006 bereits mehrmals in unregelmäßigen Abständen in Grostenquin gefeiert, nach dem Treffen 2017 hatte die Region allerdings genug. Der Gemeindeverband schrieb einen offenen Brief an den damaligen französischen Premier Edouard Philippe. Dieser versprach, dass nie wieder Fahrende auf der Basis von Grostenquin Halt machen würden.
Philippe schied 2020 aus dem Amt, 2023 kam die Wohnwagen-Lawine wieder. "Vor zwei Jahren kamen sie zurück. Der Staat hatte Garantien versprochen: Kaution, Reinigung, strenge Rahmenbedingungen... Nichts wurde respektiert. Und heute wird uns ihre Rückkehr bekannt gegeben", donnert der Jungbauernverband der französischen Mosel-Region. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen – und fordern Unterstützung ein.
Ihr Appell im Wortlaut:
"Auf unserer Generalversammlung 2024 hat der Generalsekretär der Jungbauern eine klares Bekenntnis vor der Regierung abgegeben: Nie wieder ein einziger Wohnwagen am Standort Grostenquin. Und diese Verpflichtung, wir sind bereit, sie einzuhalten."
"Aber diesmal muss der Staat viel mehr tun als nur Versprechen geben. Und wir rufen die lokalen Abgeordneten dazu auf, an unserer Seite zu stehen. Denn wieder einmal ist es der ländliche Raum, der kassiert. Solche Zusammenkünfte würden niemals den [Innenstädten von Paris oder Cannes] aufgezwungen werden. Nein, es passiert immer im ländlichen Raum, auf unserem Land."
"Wenn der Staat eine Geste erwartet, muss er auch einen Schritt zugunsten der Landwirte, der Abgeordneten im ländlichen Raum und all derer machen, die unsere ländlichen Gebiete tagtäglich am Leben erhalten", schreiben die Jeunes Agriculteurs Moselles.
Sie wollen entschiedenen Widerstand leisten und schließen mit einer Kampfansage: "Der ländliche Raum verdient Respekt. Er wird zusammenstehen, er wird Würde zeigen und er wird sich Gehör verschaffen. Und damit es klar ist: Die Jungbauern sind bereit, hart zuzuschlagen. Sehr hart. Wenn nötig, werden wir alles blockieren."