Bürgermeister frustriert

Häuser in Italien kosten nur 1 Euro – niemand kauft sie

Im italienischen Ort Patrica werden 40 Häuser für nur einen Euro verscherbelt, doch der Bürgermeister findet einfach keine Käufer. Woran das liegt.

Christine Scharfetter
Häuser in Italien kosten nur 1 Euro – niemand kauft sie
Der malerische Ort Patrica befindet sich südlich von Rom.
IMAGO/Wirestock

Ein Ferienhaus in Italien um nur einen Euro, diesen Traum haben sich mittlerweile schon viele erfüllt. So gingen die baufälligen Gebäude in Maenza in der Region Latium ebenso, wie die Häuser in Mussomeli auf Sizilien oder in Ollolai auf Sardinien weg, wie warme Semmeln.

Auch Patrica, ein abgelegenes mittelalterliches Dorf südlich von Rom mit knapp 3000 Einwohnern, möchte so seine Häuser und damit die Gemeinde retten. Allerdings brachte Bürgermeister Lucio Fiordaliso erst zwei der insgesamt 40 leerstehenden Grundstücke an den Mann oder die Frau.

Erben legen Steine in den Weg

Der Grund dafür sind rechtliche Hürden. Denn während Städte, welche aufgrund von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen unterbevölkert sind, die offizielle Erlaubnis haben, die verlassenen Häuser ohne Einwilligung der Eigentümerfamilien oder ihrer Erben zu verkaufen, trifft das nicht auf Patrica zu.

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    Bürgermeister Lucio Fiordaliso will Patrica mit dem Verkauf von 1-Euro-Häusern vor dem Verfall retten.
    Bürgermeister Lucio Fiordaliso will Patrica mit dem Verkauf von 1-Euro-Häusern vor dem Verfall retten.
    IMAGO/Wirestock

    "Zuerst brauchen wir die Bereitschaft der Eigentümer oder ihrer Erben, ihre alten Häuser zu veräußern", erklärte Fiordaliso gegenüber dem amerikanischen Newsportal CNN. "Nur dann können wir diese Immobilien zum Verkauf anbieten, was den Prozess sehr kompliziert macht. Nahezu unmöglich."

    Einerseits müsse man die Familien, die vor langer Zeit ins Ausland ausgewandert sind, erst einmal finden. Auf seine Anfrage hätten außerdem gerade einmal zehn Eigentümer geantwortet und dann komme noch hinzu, dass nach italienischem Recht nicht ohne die schriftliche Zustimmung aller Erben verkauft werden darf und – wie es auch hierzulande üblich ist – die Gebäude unter allen Erben aufgeteilt werden.

    "Der Verkauf potenzieller 1-Euro-Häuser geriet vor allem in eine Sackgasse, da die meisten Verwandten, die sich die gleiche Immobilie teilten, aus persönlichen Gründen uneins waren oder sich nicht auf den Verkauf einigen konnten", so Bürgermeister Lucio Fiordaliso dazu. 

    Kosten fallen an

    Doch selbst wenn diese Hürde überwunden ist, kommen weitere Probleme auf die Erben sowie potenziellen Käufer zu. Einerseits könnte es sein, dass die Erben mit Steuerrückständen sowie Abfallentsorgungsgebühren von bis zu 2.500 Euro rechnen müssen. Anderseits befinden sich viele der 1-Euro-Häuser in einem stark verwahrlosten Zustand.

    Trotz allen Schwierigkeiten gibt Bürgermeister Lucio Fiordaliso nicht auf. Er ermuntert die Anwohnerinnen und Anwohner sogar dazu, die Attraktivität des Städtchens zu steigern, um Neuankömmlinge anzulocken: So finanzierte das Rathaus die Fassadensanierung alter Paläste, was einige Familien dazu motivierte, ihre Häuser ebenfalls zu renovieren.

    Wer sich zudem dazu entschließt, kommerzielle Aktivitäten wie ein Bed & Breakfast oder ein Geschäft in der Altstadt zu starten, ist zehn Jahre lang von gewissen Steuerzahlungen befreit. Und auch Ausländerinnen und Ausländer, die sich in Patrica niederlassen wollen und ein Kleinunternehmen gründen, haben Anspruch auf Steuervorteile.

    Auf den Punkt gebracht

    • Der italienische Ort Patrica versucht, 40 Häuser für nur einen Euro zu verkaufen, um die Gemeinde zu retten
    • Allerdings gestaltet sich der Verkaufsprozess schwierig aufgrund rechtlicher Hürden, wie der Zustimmung der Eigentümer oder ihrer Erben, sowie zusätzlichen Kosten und renovierungsbedürftigen Zuständen der Häuser
    • Trotzdem bemüht sich der Bürgermeister, die Attraktivität des Städtchens zu steigern, um potenzielle Käufer anzulocken
    kiky
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