"Kaspar" im Akademietheater
Handke ist hier "eine Mischung aus Rockoper und Comic"
Das 1967 erschienene "Kaspar" war das erste Drama von Literaturnobelpreisträgers Peter Handke, am Freitag kommt die Version der "Generation TikTok".
Der deutsche Burg-Star Marcel Heuperman (29) war in den letzten Wochen echt nicht zu beneiden. Denn er hatte die ehrenvolle, aber harte Aufgabe seine Hauptrolle in Peter Handkes "Kaspar" einzustudieren, ein Stück, das Handke selbst als "Sprechfolter" bezeichnet. Tatsächliche Handlung gibt es nicht, trotzdem beschreibt "Kaspar" lose das Emporkommen der historischen Figur des Kaspar Hauser (1812-1833), der von sich behauptete, sein ganzes Leben in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden zu sein. Ohne Handlung und zugänglichen Kontext war das Textlernen für Heuperman alles andere als einfach. "Ja, das bringt es auf den Punkt, es ist eine wahnsinnige Herausforderung gewesen, weil dieser Text nicht inhaltlich, sondern über eine eigene Grammatik funktioniert", erklärt Heuperman.
„Handke ist sprachlich immer eine Herausforderung…“
Was sich also zunächst nach einem zu verkopften und nur sehr schwer Zugänglichen Theaterabend anhört, ist es dank der Regie von Daniel Kramer und Hauptdarsteller Heuperman nicht mehr zwangsläufig: "Handke ist sprachlich immer eine Herausforderung. Unsere Aufgabe und Kunst war es in den letzten acht Wochen, diesen Text so an uns ranzuziehen und zu bearbeiten, dass man ihn begreifen kann, wenn man ihn spricht." Aber die Sprache allein macht diesen "Kaspar" auch nicht alleine aus: "Das Publikum erwarten sehr moderne Bilder und die ständige Überforderung durch Sprache, Bilder und Musik. Assoziationen zur "Tiktok–Generation" stehen im Raum, alles passiert in dieser Inszenierung wahnsinnig schnell."
Damit stört es auch auch weniger, wenn die eigentliche Handlung fehlt, sondern das Stück mehr durch eine Abfolge von einzelnen, zeitlich getrennten Szenen passiert. "Wir zeigen Kaspars Weg von einem Baby, über ein Monster, von einer merkwürdigen Kreatur bis hin zu einem erwachsenen Mann mit einem normalen '9 to 5 Job' im Business-Outfit." Heuperman ist sich sicher, dass durch die moderne Inszenierung das ursprünglich abstrakte Stück jetzt sehr nahbarer sein wird als viele vermuten würden. "Unser Kaspar ist eine Mischung aus Rockoper und Comic. Es ist kein herkömmlicher Theaterabend, sondern es ist wirklich ein Event. Eine Stunde und 45 Minuten lang überschlagen sich die Ereignisse: Text, Musik und tolle Bilder überlagern sich. Das Publikum wird schnell in diesen Strudel hineingezogen."
Heuperman bleibt über die gesamte Dauer des Stücks die einzig bestimmende Figur, neben ihm gibt es nur die vier "Einsager" als Stichwortgeber. Somit ist "Kaspar" zwar kein Einpersonenstück, aber der Erfolg oder Misserfolg der Produktion wird zu einem großen Ausmaß von Marcel Heupermans Performance abhängen: "Angenehm trifft es nicht ganz, es ist eher eine große Freude, wenn man in einer exponierten Position spielt und eine große Projektionsfläche bieten kann. Das genieße ich sehr und freue mich auch schon sehr darauf." Für die Premiere am Freitag und die acht weiteren Vorstellungen bis 29. Dezember gibt es hier noch Karten.