Neues SciFi-Epos auf Netflix
Ist "Rebel Moon" ein "Star Wars"-Killer?
Was als nächste "Star Wars"-Trilogie von Zack Snyder geplant war, startet jetzt auf Netflix als eigenes Universum. Und das wird bereits bekriegt…
Da ist nicht nur der sprichwörtlicher Kelch an der "Star Wars"-Franchise vorbeigegangen, sondern offenbar eine ganze Bar: Geht es nach ersten Vorab-Kritiken des kurzen Kino-Laufs von "Rebel Moon", dann ist der am 22. Dezember auf Netflix startenden "Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers" die schlechteste Netflix-Produktion des Jahres. Das hat jetzt aber weniger mit dem Film selbst zu tun, sondern mit der Tatsache, dass viele Kritiker die Filme von Zack Snyder ("Man of Steele") automatisch schlecht bewerten. Nicht einmal sein DC-Superhelden-Epos "Justice League" fand Freunde unter Kritikern, unter Fans aber sehr wohl. Für Netflix inszenierte Snyder 2021 den Zombie-Shocker "Army Of The Dead", der ebenfalls schlechte Kritiken einstecken musste, aber alleine in den 28 Tagen nach seinem Release im Mai 2021 von 75 Millionen Haushalten geschaut wurde. Für Netflix war das Anlass genug, ihm die 166 Millionen Dollar für "Rebel Moon" zu finanzieren.
Ursprünglich plante Zack Snyder eine Filmtrilogie, die im etablierten "Star Wars"-Universum angesiedelt ist, ähnlich wie "Rogue One". Spätestens als Lucasfilm von Disney gekauft wurde, war für Snyder, der ja lange Filme für DC - also Disney/Marvels Konkurrenz - gedreht hatte klar, dass er seine Ideen zu "Rebel Moon" wieder komplett von "Star Wars" emanzipieren musste. Das ist nur bedingt gelungen, denn über weite Strecken bedingt sich Zack Snyder recht ungeniert an "Star Wars: Episode IV", also dem eigentlich allerersten Film der Lucas-Saga: Im Film wird ein Szenario mit guten Rebellen, die gegen ein böses Imperium kämpfen skizziert, mit der Heldin Kora (Sofia Boutella, "Star Trek Beyon", "Hotel Artemis") die von einem einsamen Mond aufbricht, um neue Verbündete für die Rebellion zu sammeln. Unter ihnen ist die Han Solo-Kopie Kai (Charlie Hunnam, "Vikings") und der frühere Imperium-General Titus (Djimon Hounsou, "Guardians Of The Galaxy"). Als Über-Schurke wird Admiral Atticus Noble (Ed Skrein, "Alita: Battle Angel") eingeführt, der alleine schon wegen seiner Uniform mehr ein überzeichneter Space-Nazi zu sein scheint, als eine zumindest halbwegs passable Darth Vader-Kopie.
Ist "Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers" echt so schlecht, wie die ersten Kritiken sagen?
Was "Rebel Moon" von "Star Wars" unterscheidet, ist weniger die recht lineare Geschichte, sondern die Tatsache, dass hier zwischen den Figuren praktisch keine Funken sprühen, die Chemie ist nur so homöopathisch vorhanden, dass praktisch alle Figuren unterkühlt wirken. Das macht den ersten "Rebel Moon"-Film aber bei weitem nicht so schlecht, wie aktuelle Bewertungen auf Portalen wie Metacritic oder Rottentomatoes es vermuten lassen. Denn abgesehen von den unterkühlten Figuren - die es in Zack Snyder-Filme ohnehin ständig gibt - ist das 166 Millionen Dollar-Spektakel eine düstere Augenweide. Die Effekte, Kämpfe und vor allem die Umgebungen sehen fantastisch aus. Das Budget wurde übrigens insgesamt in beide Filme gesteckt, die in einem Aufwaschen gedreht wurden, um Kosten zu sparen. Zack Snyder hat bereits angekündigt, für den ohnehin schon überlangen Film (2 Stunden und 16 Minuten) in den nächsten Monaten noch einen seiner legendären Director's Cuts zu veröffentlichen, der zumindest eine weitere Stunde länger sein soll und der Geschichte noch mehr Tiefgang verleihen soll.
Auch wenn die Kritik den Film zerrissen hat und ihn schlechter bewertet hat als Netflix-Kritiker-Bauchflecks wie Gal Gadots "Heart Of Stone" oder Adam Sandlers "Murder Mystery 2" wird "Rebel Moon: Kind des Feuers" garantiert auch deren Schicksal teilen und in den nächsten Tagen und Wochen zum gigantischen Hit werden. Denn der Film zielt nicht auf das typische Publikum von komplexen "Star Wars"-Filmen ab, sondern auf Netflix-Zuschauer, die am Sofa ohne enormes Vorwissen eine optisch beeindruckende Space-Oper schauen wollen, um die zu viel gegessenen Vanillekipferln besser verdauen zu können. Und dafür ist der erste "Rebel Moon"-Film tatsächlich perfekt. Und wenn man dabei kurz mal wegdöst, macht das nicht besonders viel, denn inhaltlich plätschert der Film ohnehin nur vor sich hin, ohne dass die Rebellion das böse Imperium besiegt. Das dürfte wohl erst im zweiten Teil "Rebel Moon: Die Narbenmacherin" passieren, der im April 2024. Rein zufällig also rund um Ostern...