Milde Temperaturen
Klimawandel lässt Pollen ganzjährig fliegen
Früher, intensiver, länger: Die warmen Temperaturen infolge der Erderhitzung lassen Pollen früher fliegen und verlängern so die Allergiesaison.
Das warme Wetter ist für Allergiker und Allergikerinnen mehr Leid als Freud. Denn die milden Temperaturen lassen die Pollen immer früher fliegen und verlängern damit auch die Allergiesaison. Aber nicht nur die globale Erwärmung spiele da mit hinein, sondern auch eingeschleppte Pflanzen, sagten Experten des Polleninformationsdiensts am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.
Warme Wintertemperaturen ließen Haselbüsche heuer schon im Jänner Pollenkörner ausstoßen, es folgten Bäume wie Eschen. Im Frühling blühen Gräser, im Sommer und Herbst Beifuß sowie Ragweed. Sogar zur Weihnachtszeit schwirren Pollen der von Stadtgärtnern gepflanzten Purpurerlen durch die Luft, sagte Helmut Zwander vom Kärntner Pollenwarndienst.
Früher, intensiver Start in die Pollensaison
Laut Geosphere Austria wird der aktuelle Winter der zweitwärmste seit Beginn der Messungen, der Februar war der allerwärmste. "Bereits Ende Jänner begann die Hasel mit ihrer Blüte, gefolgt von der Erle, die bis Anfang März stäubte". Bei den Erlenpollen gab es "außergewöhnlich hohe Belastungsspitzen".
Etwa einen Monat früher als im langjährigen Schnitt wurden in den Messstellen schon Pollenkörner der Esche gefunden. "Sie erreichten durch die ungewöhnlich hohen Temperaturen der vergangenen Wochen auch ungewöhnlich hohe Konzentrationen", sagte Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst.
Bei der Birke würde ebenfalls ein Frühstart erwartet, so Berger. Nämlich im ganzen Land in der dritten Märzwoche. Erste Pollen wurden auch hier bereits registriert. Danach folge die Blüte der Gräser, und im Spätsommer Beifuß und Ragweed. Damit wird die Pollensaison eigentlich beschlossen, lediglich die Purpurerle "störe im Dezember noch den Weihnachtsfrieden".
"Sie hat sibirische Gene und ist dadurch winterresistent", sagte Zwander: "In Kärnten können auf Südhängen auch die Hasel und Grau-Erle bereits kurz nach den Weihnachtsfeiertagen mit der Pollenfreisetzung beginnen". Selbst Höhenlagen seien keine pollenfreie Zone mehr. Der Blütenstaub der Pflanzen gelangt bis über 2.000 Meter, sagte er.
Invasive Pflanzen verschärfen das Problem
Im vergangenen Jahr habe die Pollenzeit im Osten des Landes bereits etwa 300 Tage angedauert. Eingeschleppte Pflanzen bereiten Allergikern zusätzlich Probleme. Bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Ragweed aus den USA nach Europa verfrachtet. Es ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland weit verbreitet, und gelangte bereits gen Westen bis nach Tirol und Kärnten.
Betroffene könnten mit Pollenschutzgittern und Luftreinigern in den Wohnräumen die Belastung senken. "Vor allem sollten sie den Pollen möglichst aus dem Weg gehen", sagte Horak. Die Symptome würden von speziellen Wirkstoffen (Antihistaminika und Kortison) gelindert. Es gibt auch eine Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT), bei der das Immunsystem im Zeitraum von mehreren Jahren lernt, die Allergie-Auslöser zu tolerieren. "Circa 70 bis 80 Prozent der Behandelten berichten über eine Besserung der Symptome", berichtete der Mediziner. Die Chancen dafür stünden umso besser, umso früher mit einer Immuntherapie begonnen wird.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Aufgrund des Klimawandels fliegen Pollen aufgrund warmer Temperaturen früher und länger, wodurch die Allergiesaison verlängert wird
- Experten warnen, dass neben der Erderhitzung auch eingeschleppte Pflanzen das Problem verschärfen, und empfehlen Maßnahmen wie Pollenschutzgitter und Luftreiniger in Wohnräumen sowie spezielle Therapien zur Linderung der Symptome von Allergikern