Kunst für Sparefrohs: 900 Sesseln als Recycle-Haus

"Macht es billig, am besten gratis", scherzte der Auftraggeber MY DVA Group zum jungen Architektenduo Ondej Chybík und Michal Krištof. Die nahmen ihre Chefs beim Wort. Aus einem alten Schauraum für einen Autoverkäufer am Rand von Brno sollte ein Möbel-Ausstellungsraum werden.



Sessel runter - abkärchern - Sessel wieder rauf

Das sieht man nun schon von Weitem. Das Studio – rund 30 Architekten und die beiden Chefs – entwarf eine Fassade, die aus recyclten Sesseln besteht. 900 Stück der gebrauchten Plastikstühle wurden außen am Gebäude angebracht. Die Sessel kosten pro Stück 80 tschechische Kronen, umgerechnet rund drei Euro. Drei Seiten des 550 Quadratmeter-Raums am nordöstlichen Rand von Brünn wurden neu verkleidet. Ein bis zweimal im Jahr werden die Sessel abgeschraubt, um das Gebäude abzukärchern.

Nicht nur, dass das "Baumaterial" damit extrem billig ausfiel, auch das Gebäude selbst musste nur minimal unbebaut werden.

Haus wurde zum heißen Thema bei Anrainern

Das junge Team setzte auf Witz und landete einen Volltreffer. Das Gebäude steht in einer Wohngegend. Studio-Chef Chybik erinnert sich, dass das ungewöhnliche Design in der Region für einiges Aufsehen sorgte. "Die Leute redeten darüber." Viele kamen auch vorbei, um das Sesselhaus zu bestaunen.

Drei Vorhänge verändern Kapazität vollkommen

Innen wurde der Schauraum ausgeräumt. Mit wenigen rund angeordneten Vorhängen (siehe Fotoshow) kann der Innenraum entweder für Gespräche in kleinen Gruppen genützt werden, ist aber auch für große Menschenansammlungen geeignet.

Ondej Chybík und Michal Krištof haben 2005 bei der World Expo in Mailand den tschechischen Pavillon gestaltet. Mehr Infos und weitere Projekte gibt's auf der Homepage des Studios.

(lam)