Im Rollstuhl

Nach Routine-Eingriff: Beide Beine von Wiener gelähmt

Bei Karlheinz W. (59) wurde 2021 eine Lumbalpunktion durchgeführt. Es kam zu einer Blutung, der Wiener ist seitdem querschnittsgelähmt.

Wien Heute
Nach Routine-Eingriff: Beide Beine von Wiener gelähmt
Karlheinz W. wurde im Hanusch Krankenhaus behandelt, ist seitdem gelähmt.
PEROUTKA Guenther / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com, ORF/Bürgeranwalt

"Sie gehen in ein Spital und kommen im Rollstuhl wieder raus. Das ist in meiner Vorstellung noch immer nicht real", erzählte Karlheinz W. (59) in der ORF-Sendung "Bürgeranwalt" vom 16. März. Seit drei Jahren ist der Wiener querschnittsgelähmt, schuld daran soll eine Lumbalpunktion (Punktion im Bereich der Lendenwirbelsäule zur Diagnose bestimmter Erkrankungen, Anm.) im Hanusch-Krankenaus in Penzing gewesen sein.  

Der frühere Elektronik-Entwickler wurde im Februar 2021 aufgrund einer geplanten OP im Hanusch-Krankenhaus stationär aufgenommen. Aufgrund von Durchblutungsstörungen im Bein und starken Entzugserscheinungen aufgrund einer Alkoholerkrankung verschoben die Ärzte den Eingriff.

Unmittelbar nach dem Eingriff habe ich der Schwester gegenüber bemerkt, dass ich meine Beine nicht spüre
Karlheinz W.
nach einem Eingriff gelähmt

Doch der Zustand des Wieners verschlechterte sich dramatisch: Die Nieren versagten, es kam zu einer Blutvergiftung: "Die Folge war, dass ich geistig weggetreten bin", so der 59-Jährige in der ORF-Sendung. Da die Ärzte eine Gehirnhautentzündung vermuteten, wurde für den 10. Februar eine Lumbalpunktion angesetzt – laut Spital war Karlheinz W. damals nicht in der Lage, dem Eingriff zuzustimmen.

Nach der Punktion kam es zu einer Blutung, die zunächst nicht erkannt wurde: "Eigentlich unmittelbar nach dem Eingriff habe ich der Schwester gegenüber bemerkt, dass ich meine Beine nicht spüre. Am nächsten Tag habe ich es auch den Ärzten bei der Visite erzählt, da sind sie dann langsam aktiv geworden", berichtet Karlheinz W.

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    zVg/ Hofer

    Risiko für Punktion laut Anwalt zu hoch

    Am 12. Februar wurde der Wiener dann in die Klinik Landstraße überstellt – doch es war schon zu spät. Auch eine Not-OP konnte die Lähmung der Beine nicht mehr verhindern: "Ich denke mir, das ist wie ein schlechter Traum oder ich bin im falschen Film. Es ist doch ein wesentlicher Teil des Lebens, dass man von A nach B gehen kann", kann es der 59-Jährige noch immer nicht fassen.

    Karlheinz W. schaltete Rechtsanwalt Alexander Klauser ein: "Die Lumbalpunktion ist an sich eine diagnostische Maßnahme, die mit geringen Komplikationen einhergeht – außer, es liegen Krankheiten vor, die das Risiko drastisch erhöhen. Das war bei Herrn W. der Fall, und das war auch bekannt. Zudem hätte man die Blutung bzw. das Hämatom früher erkennen und früher reagieren müssen", so der Jurist.

    ÖGK sieht kein schuldhaftes Verhalten

    Die Wiener Patientenanwaltschaft konnte kein schuldhaftes Verhalten feststellen, auch der Spitalsbetreiber, die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), weist die Vorwürfe zurück und sieht ebenfalls keine Behandlungsfehler.

    Verwandte von Karlheinz W. beantragten daraufhin ein Verfahren bei der Patientenschiedsstelle der Wiener Ärztekammer – doch auch dieses ging nicht zugunsten des Wieners aus. Ein Gutachter attestierte einen "schicksalshaften Verlauf (...), der als äußerst selten in der Literatur beschrieben wird".

    Mir kommen noch immer die Tränen. Das ist doch nur mehr ein Vegetieren
    Karlheinz W.
    ist verzweifelt

    Im zweiten Gutachten ist allerdings das "postinterventionelle Management nach der Lumbalpunktion nicht nachvollziehbar. Dadurch kam es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer irreversiblen Schädigung von nervalem Gewebe". 

    Ob das ärztliche Personal zu spät auf die Blutung reagiert hat, wird nun vor Gericht geklärt werden müssen. Denn: Karlheinz W. bereitet derzeit eine Klage gegen die ÖGK vor. Da der Wiener nun dauerhaft arbeitsunfähig ist, täglich Pflege benötigt und zudem das Haus behindertengerecht umgebaut werden muss, fordert er rund 900.000 Euro: "Mir kommen noch immer die Tränen. Das ist doch nur mehr ein Vegetieren", so der Wiener.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 59-jähriger Wiener, Karlheinz W., wurde nach einer Lumbalpunktion im Hanusch-Krankenhaus querschnittsgelähmt und bereitet nun eine Klage gegen das Spital vor
    • Ob das ärztliche Personal zu spät auf die Blutung reagiert hat, wird vor Gericht geklärt, während Karlheinz Forderungen in Höhe von rund 900.000 Euro stellt, da er nun dauerhaft arbeitsunfähig ist und tägliche Pflege benötigt
    red
    Akt.