"Heute"-Kommentar

Neue Auswüchse im "ORF-Eldorado" der Regierung

Während private Medien eisern sparen müssen, wollte der öffentlich-rechtliche Sender 20 Journalisten zur Berichterstattung vom Kurz-Prozess anmelden.

Clemens Oistric
Neue Auswüchse im "ORF-Eldorado" der Regierung
Ein Kommentar von "Heute"-Chefredakteur Clemens Oistric
Denise Auer, Grafik "Heute"

Geschichten, die sonst niemand schreibt. Und zuhören, wenn niemand mehr zuhört – dafür steht "Heute". Und dafür werden wir von unseren 666.000 täglichen Print-Lesern und den 705.000 Menschen, die sich Tag für Tag auf Heute.at informieren, geschätzt. Monat für Monat wird unsere Community größer – sei es auf "klassischen" Kanälen oder auf TikTok, Instagram, WhatsApp. 

Online First wird gelebt

Nun haben wir die nächste Etappe zum multimedialen Medienhaus in Angriff genommen. Zu Recht wollen "Heute"-Leser bei uns den ganzen Tag über informiert bleiben. Sämtliche Geschichten entstehen zuerst für unsere digitalen Angebote; am Nachmittag erstellt ein Print-Team eine sorgfältig gestaltete "Heute"-Ausgabe. Um diesen Aufbruch in die Medienzukunft auch optisch zu unterstreichen, haben wir uns auf Heute.at einen neuen Look verpasst und die Funktionalität merkbar verbessert. 

ORF bekommt "Online Eldorado"

Trotz all unserer Bemühungen waren die Zeiten schon einmal einfacher für private Medien. Wir konkurrieren – absurderweise auch am Online-Werbemarkt – mit einem ohnedies üppig von der öffentlichen Hand ausfinanzierten ORF, der digital ab 2024 noch mehr Möglichkeiten von der Regierung eingeräumt bekommt.

Über 1 Milliarde (!) Budget für ORF

Türkis-Grün verzerrt den Markt immer weiter in Richtung ORF. "Gedopt" durch diese Doppelfinanzierung (jährliches Budget: über eine Milliarde Euro) kann die viel zitierte "Blaue Seite" die größte Redaktionsleistung Österreichs erbringen; 66 Online­journalisten arbeiten für ORF.at – dazu kommen neun Bundesländer-Redaktionen, ein weltweites Korrespondenten-Netz und Zugang zu Nachrichtenagenturen. Ein unfairer Wettkampf, dessen Auswüchse sich beim dieswöchigen Prozess-Start gegen Sebastian Kurz offenbart haben.

Laut "Krone" wollte der öffentlich-rechtliche Sender 20 (!) Journalisten für dieses eine Ereignis anmelden. Auf "Heute"-Anfrage räumt der ORF "eine einstellige JournalistInnen-Zahl" ein, die letztlich akkreditiert wurde. Zum Vergleich: "Heute" informiert in Print, Online und auf Social Media durch die Manpower zweier Kollegen, die im Großen Schwurgerichtssaal vor Ort sind.

Trotz allem: Optimismus

Trotz allem bin ich optimistisch. Weil SIE uns stark und erfolgreich machen. Reichweite bedeutet Relevanz – und anders als Nischenmedien, die ihre Klientel bedienen, ist "Heute" auch als digitale Marke eines der letzten großen Lagerfeuer im Land, um das sich alle gerne versammeln. Dass von dieser Regierung keine sinnvolle, moderne Medienpolitik zu erwarten ist, muss man zur Kenntnis nehmen. 

coi
Akt.