Besuch beim Beauty-Doc
Schock-OP in Türkei: "Als hätte mich Metzger operiert"
Giovanna reiste für eine Beauty-OP in die Türkei und bezahlt nun einen hohen Preis. Noch Wochen nach dem Eingriff leidet sie unter starken Schmerzen.
Giovanna aus Emmen in der Schweiz fühlte sich in ihrem Körper seit längerem nicht mehr wohl und entschied sich deshalb, für eine Schönheitsoperation nach Istanbul zu reisen. "Meine Tochter war schon beim gleichen Arzt und hat gute Erfahrungen gemacht", sagt Giovanna. Am 11. März habe sie in der Klinik ein 20-minütiges Vorgespräch mit dem Arzt und einem Übersetzer gehabt. "Nachdem ich einen Berg Papiere unterzeichnet hatte, ging es in den Operationssaal."
Der Schönheitschirurg sollte der 44-Jährigen Brustimplantate einsetzen sowie die Brüste und den Bauch straffen. Kostenpunkt: 5.400 Euro. "Ich habe sogar noch Rabatt bekommen, weil meine Tochter auch schon bei ihm war", so die Luzernerin. Wie sie sagt, hätte sie für dieselben Eingriffe in der Schweiz über 18.000 Euro bezahlt. Doch jetzt, sechs Wochen später, bereut sie ihren OP-Entscheid zutiefst. "Noch immer muss ich jeden Tag Kompressionsmieder tragen, die mein Gewebe zusammenhalten. Zudem habe ich starke Schmerzen."
Komplikationen nach Operation
Direkt nach der Operation habe die Odyssee begonnen: "Ich musste mich die ganze Nacht lang übergeben", erzählt Giovanna. Weiter kritisiert die Luzernerin das Spitalspersonal: Sie habe mehrmals den Notfallknopf drücken müssen, bis endlich jemand bei ihr vorbeischaute. "Die Drainage hat sich irgendwann mit Blut gefüllt. Mein Mann machte sich große Sorgen und verlangte nach dem leitenden Arzt."
Am frühen nächsten Morgen seien dann plötzlich rund zehn Personen in ihrem Zimmer gestanden: "Sie haben wild diskutiert – ich habe kein Wort verstanden." Mittels Google-Übersetzung sei ihr dann mitgeteilt worden, sie habe wohl Blut im Bauch. "Ich dachte, jetzt gibt es einen Ultraschall. Doch die Krankenschwester brachte mich erneut in den Operationssaal." Was genau geschah und weshalb sie nochmals operiert wurde, habe sie nicht gewusst. Während der OP habe ihr Ehemann eine Einverständniserklärung unterschrieben. "Ich hatte während der zweiten OP so viel Blut verloren, dass ich ganze vier Bluttransfusionen gebraucht habe."
Schweizer Arzt rät, sofort zurückzureisen
Vier Tage habe sie schlussendlich in der Klinik verbracht. "Es war ein Drama", so Giovanna. "Das Personal war inkompetent." Mehrmals habe sie zum Beispiel nach einem neuen Leintuch gebeten, weil sie über Stunden im eigenen Blut lag. Zudem habe sie weiter unter starken Schmerzen gelitten, die Medikamente hätten nicht geholfen. Am Donnerstag habe man sie dann auf einmal darüber informiert, dass ein Shuttle bereitstehe, der sie ins Hotel bringe.
Noch im Hotel kontaktierte Giovanna ihren Hausarzt in der Schweiz. "Dieser hat mir geraten, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und mich untersuchen zu lassen." Geschwächt und mit schmerzenden Wunden sei sie in die Schweiz gereist und direkt ins Spital. "Alle Narben waren wund, ich hatte am ganzen Körper Hämatome und Schnitte", so Giovanna. "Der Arzt sagte, es sehe aus, als hätte mich ein Metzger operiert. Er sagte aber auch, ich hätte Glück gehabt – dass es noch viel schlimmer hätte kommen können."
Operationen haben den Körper stark belastet
Heute, rund sechs Wochen nach der Operation, muss Giovanna immer noch Tag und Nacht Stützkleidung tragen. "Täglich nehme ich starke Schmerzmittel. Die Wunden sind immer noch nicht verheilt." Das Gewebe sei zudem verhärtet. "Und die Brüste sehen gar nicht schön aus."
Giovannas Arzt in der Schweiz habe ihr nun geraten, abzuwarten: "Zurzeit sind die Implantate zu hoch gesetzt – rutschen diese nicht von selbst weiter nach unten, muss ich wahrscheinlich nochmals operiert werden". In den nächsten sechs Monaten solle sie laut dem Arzt ihren Körper schonen. Doch nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sei das Erlebte nach wie vor eine Belastung. Sie habe Albträume und müsse immer wieder an die zweite Operation denken: "Operiert zu werden, ohne zu wissen, was die Ärzte genau machen, war unglaublich traumatisierend."
Arzt in der Türkei ist sich keiner Schuld bewusst
In den vergangenen Wochen habe Giovanna mehrmals ihren Arzt in der Türkei angeschrieben. Zu Beginn habe er ihr geraten, die Brüste zu wärmen und zu massieren. Das sei Teil des Heilungsprozesses. Nachdem 20 Minuten den Arzt mit den Vorwürfen konfrontierte, meldete er sich erneut bei der Luzernerin und soll ihr angeboten haben, ihre Brüste nochmals zu operieren. "Nie im Leben würde ich mich von diesem Mann nochmals operieren lassen!" Sowieso nähme sie solche Eingriffe nun nicht mehr im Ausland vor.
Gegenüber 20 Minuten sagte der Chirurg, bei der Operation sei alles normal verlaufen. Dass es nach solch einem Eingriff zu Blutungen kommen könne, sei nicht ungewöhnlich. Die Komplikation sei jedoch optimal behandelt worden. Laut dem Arzt handle die Patientin in böser Absicht, schreibt er.
Auf den Punkt gebracht
- Giovanna aus der Schweiz reiste in die Türkei für eine Schönheitsoperation, bereut es jedoch zutiefst, da sie noch Wochen nach dem Eingriff unter starken Schmerzen leidet und Komplikationen auftraten
- Sie musste sogar eine zweite Operation durchführen, ohne zu wissen, was genau passierte
- Ihr Schweizer Arzt rät ihr, sich zu schonen und möglicherweise erneut operiert zu werden, während der Arzt in der Türkei sich keiner Schuld bewusst ist