Antisemitischer Rap

Schweizer Extremismus-Experte hetzt gegen Juden

Enki D. Snake veröffentlichte ein Musikvideo zum Nahost-Konflikt. Der Israelitische Gemeindebund (Schweiz) prangert antisemitisches Gedankengut an. 

20 Minuten
Schweizer Extremismus-Experte hetzt gegen Juden
Der Zürcher Rapper Enki D. Snake publizierte kürzlich ein Musikvideo auf Instagram.

Der Zürcher Rapper Enki D. Snake publizierte kürzlich ein Musikvideo auf Instagram. Darin beleidigt er erst den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und singt später: «I blame capitalism and the greedy a** race of people that trade everything for their stakes (Ich gebe dem Kapitalismus und der gierigen Rasse von Menschen, die alles für ihr Geld eintauschen, die Schuld»).

Jonathan Kreutner ist Generalsekretär des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebunds. "Ich habe nicht geglaubt, was ich da hörte", sagt er. Für ihn ist klar: "In dem Video werden antisemitische Narrative öffentlich wiedergegeben und verbreitet. In Zusammenhang mit dem jüdischen Staat Israel und Kapitalismus spricht er von einer gierigen Rasse, die alles machen würde, um ihre Ziele zu erreichen. Es ist naheliegend, dass damit Juden gemeint sein sollen."

"Es werden klar antisemitische Stereotype bedient"

Weiter heißt es im Video: "They wanna see us killed, messias type killed, so they can rave on the beach of Tel Aviv." Kreutner sagt: "So wie die Juden Jesus ermordet hätten, wollen sie jetzt auch die Palästinenser, Araber oder Muslime umbringen. Und danach feiern sie das dann. Auch hier werden ganz klar antisemitische Stereotype bedient."

Philip Bessermann von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus sagt: "Der Text wird künstlerisch verwendet, wo die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit mehr zulässt. Trotzdem dämonisieren die Zeilen des Künstlers Israel."

Rapper arbeitete für Extremismus-Fachstelle

Brisant: Im November 2022 nahm Snake, dessen bürgerlicher Name 20 Minuten bekannt ist, als Extremismus-Experte an einer Fachtagung des Bundes teil, zusammen mit Karin Keller-Sutter. Bis 2022 arbeitete er bei der Winterthurer Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention. Dort will man sich auf Anfrage "aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes" nicht zum ehemaligen Mitarbeiter oder zum Musikvideo äußern.

Bei einem Auftritt am Festival Afro Pfingsten wurde Snake als "Grande Finale" auf der Marktbühne angekündigt, eines seiner Musikvideos auf Youtube wurde bereits über 160.000 Mal angeschaut. Das beanstandete Video wurde auch von der Newsplattform "Baba News" mit über 30.000 Followern über eine Insta-Story geteilt.

Rapper: "Lehne Antisemitismus vollkommen ab"

Gegenüber 20 Minuten verteidigt der Rapper seinen Song und wehrt sich klar gegen den Antisemitismus-Vorwurf: "Auf keinen Fall wollte ich Stereotypisierungen gegen Jüdinnen und Juden reproduzieren. Das Wort Israel wird nicht verwendet und schon gar nicht undifferenziert. Natürlich geht es um diese Situation, aber meine Kritik gilt der Politik und der Gewalt und nicht einer Ethnie oder Bevölkerung."

Zu den konkreten Textpassagen sagt Snake: "Das Wort 'race' bezieht sich nicht auf Rasse, sondern auf Wettrennen. Die antisemitische Verlinkung von Jüdinnen und Juden und Kapitalismus lehne ich absolut ab." Und zur Messias-Passage: "Hier geht es im Text um eine Metapher vom Sündenbock."

"Keine Sympathie für terroristische Gruppierungen"

Den Anschlag vom 7. Oktober finde er abscheulich und grausam. Nichts rechtfertige solche Gewalt. Und: "Ich habe keine Sympathie für terroristische, rechtsextreme oder islamistische Gruppierungen."

Bereits zum Video postete Snake: "Heute ist mein Feind ein faschistischer Apartheidstaat – keine Religion, keine ethnische Gruppe oder Rasse, sondern ein politisches, kapitalistisches und militärisches Konstrukt aus purem Hass, Gier und einem Gottkomplex." Abschließend meint Snake, er wolle sich mit den beiden Organisationen in Verbindung setzen, um ein "konstruktives Gespräch" zu führen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Schweizer Rapper veröffentlichte auf Instagram ein Musikvideo zum Nahost-Konflikt
    • Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebunds, prangert antisemitisches Gedankengut an
    • Für ihn ist klar: "In dem Video werden alte antisemitische Narrative öffentlich wiedergegeben und verbreitet." Der Rapper verteidigt seinen Song und wehrt sich klar gegen den Antisemitismus-Vorwurf: "Auf keinen Fall wollte ich Stereotypisierungen gegen Jüdinnen und Juden reproduzieren." Auch Philip Bessermann von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus sieht im Video aber "antisemitische Stereotypisierungen"
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