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"136 Tote bei größtem Anschlag in Westeuropa"

Heute Redaktion
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Der deutsche Rheinneckarblog schockt mit einem Bericht über einen "massiven Terroranschlag in Mannheim". Doch jedes Wort war erfunden – jetzt tobt ein Shitstorm.

"In Mannheim kam es aktuell zum bisher größten Terroranschlag in Westeuropa. Offiziell wurden bislang 136 Tote gezählt, 237 Personen sind verletzt, zum Teil lebensgefährlich".

Dutzende Täter hätten mit Messern und Macheten "ein Blutbad apokalyptischen Ausmaßes" angerichtet, schreibt der journalistisch publizierende "Rheinneckarblog" – doch jedes Wort des am Sonntag veröffentlichten Artikels "Massiver Terroranschlag in Mannheim" war frei erfunden. Fake News.

Voller Sorge wandten sich Dutzende Leser an die örtliche Polizei. Dort konnte man Entwarnung geben und sah sich offenbar genötigt gegen 5 Uhr früh eine Gegendarstellung via Twitter abzugeben.

Die Meldung löste einen Massenansturm auf die Homepage des Blogs aus und setzte die Server über weite Zeiträume sogar gänzlich außer Gefecht, erst am Abend waren der fragliche Beitrag, sowie der später veröffentlichte Begleittext wieder abrufbar.

Polizei bat, Falschmeldung nicht zu veröffentlichen

Aber wozu die geschmacklose Falschmeldung eines Mediums, das sich selbst als "ehrlich, transparent, hintergründig" beschreibt? Rheinneckarblog-Chefredakteur Hardy Prothmann nennt es "Gonzo-Journalismus". Er habe diesen Fake-News-Beitrag von langer Hand geplant und bereits 2017 Oberbürgermeister Peter Kurz und Polizeipräsidenten Thomas Köber über den geplanten Beitrag informiert – "Beide waren nicht amüsiert und haben umgehend gebeten, diesen nicht zu veröffentlichen", erklärt Prothmann. Davon abhalten konnten sie ihn aber offenbar nicht.

Immerhin, das Ziel wurde erreicht. Man wollte durch die Horror-Meldung schlicht Aufmerksamkeit erregen – "für mögliche Bedrohungslagen, aber auch für Fakenews", so Prothmann. Man habe die Falschmeldung veröffentlicht, "weil wir mit unserem Journalismus provozieren und Debatte befördern wollen."

"Für alle Kleingeister nochmals im Klartext"

Der Witz ist offensichtlich an Behörden und Publikum vorbeigegangen. Was folgte war ein massiver Shitstorm gegen den Rheinneckarblog. Doch auch nach zahlreichen Beschwerden zeigen sich die Betreiber gänzlich uneinsichtig. Stattdessen wurden noch am späten Sonntagabend wurden mehrere patzige Statements veröffentlicht.

"Wir stellen hiermit fest: Im Text zu einem fiktiven Terroranschlag in Mannheim sind ausreichend Informationen, die den Text fragwürdig erscheinen lassen", so die Betreiber und heben in einem weiteren Beitrag alle mehr oder weniger offensichtlichen Fehler im Text hervor: "Wie viele Hinweise braucht es noch, um den Text als fiktiv zu entlarven?" In einem früheren Kommentar gibt man sich noch angriffslustiger: "Für alle Kleingeister nochmals im Klartext: Wir haben keine 'Fakenews' veröffentlicht, sondern eine fiktionale Story im Gonzo-Stil. Klar erkennbar für jeden bei Sinn und Verstand."

"Aktion völlig daneben."

Blöd nur, dass die tatsächliche Erklärung erst am Ende des Beitrags kam und dieses hinter einer Paywall versteckt ist. Wer nicht zahlt, sieht nur eine lange Meldung voller bildhaft beschriebener Grausamkeiten ("Überall auf der Straße liegen leblose Körper auf dem Boden. In der Luft liegt der Geruch von Blut") , die beim Überfliegen – trotz der absichtlich eingebauten Fehler – durchaus den Anschein erweckt, real zu sein. So sehen das offenbar auch die erzürnten Leser.

Die Rechtfertigung der Redaktion stößt bei den Usern auf taube Ohren, der Tenor ist durchgehend der selbe: "Gestehen Sie endlich ein dass diese Aktion eine Dummheit war. Das wäre wenigstens ehrlich", schimpft etwa Steffen Landskron. Und User Benjamin Eisenmann ist ähnlicher Meinung: "Ja, man konnte erkennen das es nicht stimmt. Dennoch ist die Aktion völlig daneben." "Ich verstehe den Witz dahinter auch nicht. Mit solchen Themen Witze zu machen ist armselig", kommentiert auch Steffi Metz.

(rcp)