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"Trotz des Alkohols möchte ich ihn zurück"

Valerie wurde von ihrem Ex belogen. Sie vermutet, dass ein Suchtproblem hinter dem Verhalten steht. Trotzdem liebt sie ihn noch. Was tun?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Valerie (28) an Doktor Sex: Ich hatte eine Beziehung, die leider gescheitert ist, da der Mann mich angelogen hat. Er lügt auch seine engsten Freunde an. In meinen Augen hat er ein Suchtproblem, denn ihm scheint der Alkohol wichtiger zu sein als die Liebe oder seine Freunde. Er trinkt bis spät in die Nacht, wenn er allein zu Hause ist. Sogar im Bett trinkt er noch weiter. Seine Haltung ist, das Leben zu genießen und alles auf sich zukommen zu lassen.

Manchmal sagt er mir, dass er noch Gefühle für mich habe. Trotzdem gibt es Streit, wenn ich mit ihm über uns oder sein Problem reden will. Es verletzt mich sehr, wie abweisend er zu mir ist. Nach meiner Beziehung vor ihm war er der erste Mann, dem ich wieder voll vertrauen konnte und dem ich mein Herz schenkte. Es wäre nun eigentlich an ihm, mein Vertrauen zurückgewinnen.

Er weiß, wie wichtig mir Ehrlichkeit ist und dass ich mit den Menschen, mit denen ich in einer Beziehung bin, ganz und gar offen sein will – auch wenn es sich "nur" um gute Freunde handelt. Trotzdem ignoriert er mein Bedürfnis komplett. Mir scheint manchmal, dass er lügt und dabei aber denkt, dass er die Wahrheit sage. Dennoch liebe ich ihn immer noch und ich hätte ihn gern zurück. Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Valerie

Sucht Schweiz unterscheidet risikoarmen, problematischen und abhängigen Alkoholkonsum. Als risikoarm gilt er, wenn maßvoll und an die jeweilige Situation angepasst getrunken wird. Alter, Geschlecht, Menge und Umfeld spielen bei der Beurteilung der Art des Konsums eine entscheidende Rolle. Da du davon ausgehst, dass der Mann ein Alkoholproblem hat, gehe ich etwas genauer auf den problematischen Konsum ein.

Von chronisch risikoreichem Konsum spricht man, wenn eine Frau täglich 20g und mehr reinen Alkohol oder ein Mann 40g und mehr konsumiert. Drei Deziliter Bier enthalten ca. 13g und zwei Deziliter Wein ca. 10g reinen Alkohol. Als episodisch risikoreicher Konsum wird bezeichnet, wenn ein Mann in einer einzelnen Situation 50g oder mehr beziehungsweise eine Frau 40g oder mehr reinen Alkohol zu sich nimmt.

Der Übergang von einem problematischen zu einem abhängigen Alkoholkonsum ist fließend. Ob dein Exfreund tatsächlich ein Alkoholprolem hat, müsste detailliert abgeklärt werden. Eine Abhängigkeit wird nämlich nicht allein über die Menge des konsumierten Alkohols definiert. Sucht ist letztlich eine Krankheit, die anhand international festgelegter Kriterien von einer Fachperson diagnostiziert wird.

Wenn du magst, kannst du den Mann darauf hinweisen, dass auf der Website der Kampagne "Alkohol? – Kenne dein Limit" ein sogenannter Einheitsrechner angeboten wird. Dort kann er einfach feststellen, wie viel reinen Alkohol er täglich konsumiert. Dadurch könnte er zur Erkenntnis gelangen, sich Unterstützung zu holen.

Dieser Schritt muss aber von ihm ausgehen. Du kannst ihn dabei bestenfalls punktuell unterstützen. Und dafür eignet sich die Rolle der kollegialen Freundin besser als die der Liebespartnerin, denn als solche bist du schnell in einen Loyalitätskonflikt verwickelt und läufst Gefahr, dich in eine Co-Abhängigkeit zu verstricken.

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

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