Österreich

Praterstern-Stecher nach Prügelei in der Psychiatrie

Vierfacher Mordversuch am Praterstern, ein Selbstmordversuch, nun rastete Jafar S. im Häf'n erneut aus und brach einem Justizbeamten den Finger.

Heute Redaktion
Teilen

Gestern besuchte ihn – wie berichtet – seine Anwältin Astrid Wagner im Gefängnis. Heute wäre sein zweiter Verteidiger Wolfgang Blaschitz an der Reihe gewesen. Doch wie schon am Montag (nach seinem Selbstmordversuch) konnte Jafar S., der Messerstecher vom Praterstern, nicht vorgeführt werden. Er hatte sich in der Nacht auf Donnerstag eine wilde Prügelei mit Justizwachebeamten geliefert und laut Anwältin Wagner einem der Bediensteten sogar den Finger gebrochen!

Psychiatrie nun streng bewacht

Danach wurde er – so erste Informationen aus der Haftanstalt – schwer medikamentiert und in die Irrenanstalt verbracht. Im Sozialmedizinischen Zentrum auf der Baumgartner Höhe wurden umgehend die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht. In der Einrichtung, die sonst nur von einem privaten Securitydienst bewacht wird, wimmelt es nun vor Justizwachebeamten. Dies ist immer nur dann der Fall, wenn ein Häftling "zu Gast" im Haus.

Er jammerte schon gestern

Bereits gestern sorgte Jafar S. (23) für Kopfschütteln. Denn: Der Verdächtige erübrigt einfach keinen Gedanken für jene vier Menschen, die er vergangene Woche niedergemetzelt hat, ließ er seine Anwältin Astrid Wagner am Mittwoch in seine seelischen Abgründe blicken. In der Justizanstalt Wien-Josefstadt, wo er sich mit einer Schere umbringen wollte, verstehe er sich so gar nicht mit den sieben Afghanen, mit denen er sich eine Zelle teilt. „Sie behandeln mich nicht nett und wollen mir keine Zigaretten geben", jammert er. Danach wurde der rabiate Afghane medikamentiert und ist nun auf der Baumgartner Höhe.

Auch Gewand habe er noch keines bekommen: „Er wurde mir zu dem einstündigen Gespräch in einem weißen Nachthemd und Schlapfen vorgeführt", so Wagner. Sie hält den Mann für geistig verwirrt: „Er fühlt sich verfolgt."

Picture

Hielt ihn Portier für schwul?

So auch am Tag seiner fürchterlichen Messer-Attacken: Jafar S. sei es schlecht gegangen, weil man ihn eines Caritas-Heims im 15. Bezirk verwiesen hatte. Am Nestroyplatz – unweit seines ersten Tatorts – wollte er dann in einem Hotel nächtigen. Der Portier soll dort laut Jafar S. gesagt haben: „Du kannst hier schlafen, aber nur, wenn du mit mir schläfst."

Das habe ihn erbost: „Unfassbar, ich bin nicht schwul, das ist bei uns in Afghanistan die größte Beleidigung."

Also stürmte er geladen zurück auf die Praterstraße. Dort kam ihm die Arztfamilie entgegen – gut gelaunt und fröhlich.

Jafar S.: "Satan hat mich verführt"

„Er hatte das Gefühl, er wird von ihnen ausgelacht", so Wagner. Also zückte Jafar S. sein Messer und stach wie von Sinnen zu. Der Mediziner (67) wurde so schwer verletzt, weil er seiner Tochter (16) zur Hilfe kam. „Der Satan hat mich verführt", sagt Jafar S. – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – lapidar. Er schmökert im Koran, den er nun erhalten hat – „um ein besserer Mensch zu werden". (coi)