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Der VR-Hype ist vorbei, doch die Hoffnung lebt

2017 sollte das große Jahr der Virtual-Reality-Games werden. Eis ist an der Zeit, nach den beiden großen Spielmessen eine Bilanz zu ziehen.

Heute Redaktion
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Ende 2016 wurde das Virtual-Reality-Zeitalter ausgerufen. Playstation VR, Oculus Rift und HTC Vive sollten Spieler in Massen in die neue Game-Realität entführen. Doch mittlerweile hat sich der Hype gelegt. Microsoft – in Sachen VR zögerlich unterwegs – verkündete an der E3 in Los Angeles sogar: "VR ist noch nicht im Wohnzimmer angekommen."

Dennoch: Auf der kürzlich zu Ende gegangenen Gamescom in Köln war VR nach wie vor eins der Hauptthemen. Allerdings ist die Euphorie über die technischen Möglichkeiten einem eher nüchternen Realismus in Bezug auf die Frage gewichen, wie und wann der VR-Durchbruch zu erreichen ist.

Eile mit Weile

Der Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands für Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) etwa sagt VR laut der Deutschen Pressagentur weiterhin eine rosige Zukunft voraus. Allerdings nach dem Motto "Eile mit Weile": "Bei Virtual Reality handelt es sich um eine völlig neue Plattform. Das geht nicht so schnell wie ursprünglich gedacht."

Tatsächlich warte die Branche in Sachen VR noch auf den "iPhone-Moment", wie die "Welt" schreibt. Also auf ein Spiel oder ein Gerät, das die große Masse für die Technologie begeistert. Doch: "Der Markt ist noch nicht so weit", urteilt auch der Europachef von Ubisoft im Interview mit der Zeitung. Jede neue Technik brauche nun mal Zeit.

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Sony prescht voran

Am besten lief es in den vergangenen Monaten für Sonys Playstation VR. Die Japaner konnten seit dem Verkaufsstart im Oktober 2016 mehr als eine Million ihrer PS-VR-Headsets verkaufen. Im direkten Vergleich mit 60 Millionen verkauften PS4-Konsolen ist das zwar nicht viel. Doch ein hoffnungsvoller Start ist gemacht.

Entsprechend selbstbewusst setzten die Japaner auf der Gamescom auf VR. Zum üblichen Auftritt hatte man dieses Jahr einen eigenen VR-Stand aufgebaut. Sony ist überzeugt, dass sich die Technologie durchsetzen wird. So sagte der Sony-Vizepräsident der "Bild", dass VR "auch für Entwickler spannend" sei. Doch: "Für viele Designer ist es ein Lernprozess, wie Spiele für die virtuelle Realität gestaltet werden müssen."

Noch keine VR-Blockbuster

Das Dilemma der Industrie ist, dass man sich gewissermaßen im Kreis dreht. Denn solange nicht genug Hardware verkauft wird, halten sich die Entwickler mit Investitionen in große Spiele zurück. Doch ohne einen echten Blockbuster werden sich VR-Games nicht durchsetzen.

Highlights gibt es trotzdem schon. "Fallout VR" etwa, das auf der Gamescom als bestes VR-Spiel ausgezeichnet wurde. Oder "The Elder Scrolls V: Skyrim VR". Auch Sony zeigte neue VR-Spiele: In "The Inpatient" muss man – an einen Rollstuhl gefesselt – einem Horror-Szenario entkommen. Und in "Bravo Team" geht man entweder allein oder im Koop-Modus auf die Jagd nach Feinden. Das Besondere: Geschossen wird nicht per Gamepad, sondern mit dem gewehrähnlichen Aim-Controller.

Preise fallen, Hoffnung steigt

Steigende Hoffnung gibt es auch dank sinkenden Preisen. Oculus Rift und HTC Vive werden erschwinglicher, daneben arbeiten Hersteller wie Sony an Headsets ohne Kabel-Wirrwarr. Dazu kommt, dass VR immer stärker in gewisse Wirtschaftsbereiche vordringt, etwa in die Medizinaltechnik oder den Maschinenbau.

Nicht zuletzt deshalb hat Bundeskanzlerin Angela Merkel der Game-Industrie auf der Gamescom eine Vorreiterrolle zugesprochen und Unterstützung versprochen. Doch den langen Weg von VR in die Zocker-Stube kann auch die Kanzlerin nicht verkürzen. (srt)