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Douwes: "Ich darf dankbar für mein tolles Leben sein"

Heute Redaktion
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Mit 53 Jahren präsentiert Musical-Star Pia Douwes ihr erstes Solo-Album. Ein Interview über Höhen und Tiefen, "Elisabeth" und Wien, wo alles begann.

Seit über 30 Jahren strahlt Pia Douwes nun schon als Stern auf den Musical-Bühnen Europas. Sie war die erste "Elisabeth" im gleichnamigen Musical der Vereinigten Bühnen und hat dadurch maßgeblich dessen Erfolgsgeschichte mitgeschrieben. Sie verkörperte so ziemlich alle Hauptfiguren dieses Genres. Wie kommt es also, dass sie erst mit 53 Jahren ihre erste Solo-CD "After all this time", aufgenommen im Wiener MG Sound Studio, präsentiert.

"Heute" bat Pia Douwes zum Talk.

Kaum zu glauben, dass „After all this time" Ihre erste Solo CD ist. War das ein Projekt nach dem Motto „gut Ding braucht Weile"?

Pia Douwes: Vielleicht. Aber ehrlich gesagt war der Grund, dass ich dachte, dass niemand wirklich interessiert wäre eine ganze CD von mir zu hören. Ich bin schon auf so vielen Musical CD's zu hören und es gibt schon so viele Alben von anderen Künstler. Doch irgendwie fühlte es sich jetzt nach all den Jahren richtig an.

Ist es im Musical-Genre leichter, eine CD zu lancieren, denn heute geht ja alles über Spottify, U-Tube, I-tunes oder ähnliche Streaming-Dienste. Ein Wagnis, weil eine CD-Produktion ja auch teuer ist?

Pia Douwes: Klar hat sich der CD-Verkauf im Laufe der Zeit geändert. Aber meine Erfahrung ist es, dass vielen Fans eine CD in der Hand haben wollen, um sie aus der Hülle nehmen zu können, sie anhören zu können und während dessen dass Booklet durch zu blättern. Und mein Booklet ist ganz speziell, denn innen drin sind nicht die Texte der Songs, sondern schöne Anekdoten, persönliche Erinnerungen und Erzählungen zu lesen. Mal was anderes.

Die Präsentation findet in Wien statt, dem Durchbruchsort Ihrer Karriere. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Wien?

Pia Douwes: Es war damals, als wir 1992 mit "Elisabeth" anfingen, eine ganz besondere Zeit. Doch Wien war schon vorher meine Heimat. 1986 zog ich nach Wien und fühlte mich sofort wie zu Hause. Ich erinnere mich gerne an Orte und Lokale wie: Salettl, das Kleine Café, Café Sperl, Motto oder zwei Lokale, die nicht mehr existieren, doch jeder kennt sie noch: das Kukusnest und der Hungerkünstler. Ich geh noch im gerne am Cobenzl spazieren.

"Elisabeth" war der Beginn. Warum ist denn „Ich gehör nur mir" nicht auf der CD?

Pia Douwes: Haha, Ich gehör nur mir ist sehr wohl auf der CD! Ich singe darauf nämlich nur in englisch. Einige Songs, die noch nie im englisch-sprachigen Raum gehört wurden, sind jetzt speziell für diese CD ins Englische übersetzt worden. Ich gehör nur mir heisst auf meiner CD: I live this life for me!

Man kennt Sie immer strahlend schön und gut gelaunt. Im Zuge Ihres Engagements im Stück „Next To Normal", in dem es um eine manisch-depressive Mutter geht, sprachen Sie auch offen über Ihre Depressionen, die bei Ihnen sozusagen erblich bedingt sind . Wie geht es Ihnen heute?

Pia Douwes: Mir geht es sehr gut. Ich habe einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Mit der Zeit erkennt man rechtzeitig die Signale und kann dann dem entsprechend agieren. Ich sehe auch heute viel klarer, wie dankbar ich sein kann, so ein tolles Leben zu leben.

Was taten Sie, um mit Depressionen leben zu können?

Pia Douwes: Ich hab' glücklicherweise keine so starken Depressionen gehabt, hab aber eine Therapie gemacht, viele Bücher darüber gelesen und mit vielen Menschen gesprochen. Heute kann ich mich gut mit dem Thema auseinandersetzen.

Ist eine psychische Erkrankung immer noch ein Tabu-Thema?

Pia Douwes: Ja, ich weiß nicht ob noch Tabu, aber es wird sicherlich noch nicht sehr offen darüber gesprochen ...und ich kann Ihnen sagen, dass es wahnsinnig viele menschen gibt, die an Depressionen leiden. Vielleicht auch nur gelegentlich, das ist bestimmt ein Zeichen der Zeit, weil viele überarbeitet und überfordert sind. Ich sehe heute jedenfalls viel klarer, wie dankbar ich sein kann, so ein tolles Leben zu leben.

(man)

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