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"Valerian": Wow-Momente jagen Fremdschäm-Dialoge

Basierend auf einer französischen Comicreihe bringt Luc Besson eine farbenfrohe Sci-Fi-Collage ins Kino, die manchmal zum Kopfschütteln verleitet.

Heute Redaktion
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Wir schreiben das 28. Jahrhundert: Die ISS, jene Raumstation, die einst mit Minimalbesatzung im Orbit der Erde herumgrundelte, hat sich ins tiefste Weltall abgesetzt und in einen Schmelztiegel der verschiedensten Alienkulturen verwandelt. Von außen sieht das Teil aus wie eine aus zerknautschtem High-Tech-Schrott zusammengeflickte Favela mit Todesstern-Touch, innen herrscht blühendes Leben und farbenprächtige Artenvielfalt.

Alpha wird diese "Stadt der tausend Planeten" genannt (so der Untertitel des Films in der deutschen Fassung) und als in ihrem Zentrum eine mysteriöse, unpassierbare Todeszone entsteht, sollen die galaktischen Geheimagenten Laureline (Cara Delvingne) und Valerian (Dane DeHaan) den Tag retten.

Die beiden Protagonisten versinnbildlichen das konstante Licht-und-Schatten-Spiel von Luc Bessons neuestem Sci-Fi-Streich. Valerian ist ein draufgängerischer Frauenheld, der die Art von pointenreichem Chauvinismus an den Tag legt, der in den Actionfilmen der Achtziger zur Tagesordnung gehörte. Laureline ist eine intelligente, aufbrausende Powerfrau (genau das, was das moderne Kino braucht), die dem Charme ihres Kollegen gegenüber aber keineswegs immun ist (genau das, was man in den vergangenen hundert Jahren Filmgeschichte schon zur Genüge gesehen hat).

Großartige CGI-Effekte, opulente Ausstattung und Bessons regelmäßig aufblitzende Kreativität (etwa am interdimensionalen Megamarkt oder bei der außerirdischen Essensausgabe) sorgen in "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" für Gänsehaut und offenstehende Münder. Peinliche Moralpredigten (Liebe, Valerian, es geht um die Liebe!) und unnötige Plotlücken drücken das Niveau des Films danach leider wieder. Auch auf die "Herr der Ringe"-Mentalität - explizite Gewalt gegen Menschen ist verboten, gegen unförmige Aliens/Orks aber völlig in Ordnung - hätte Luc Besson besser verzichtet.

Kann man über die kritischen Stellen des Films lachen, anstatt sich über sie zu ärgern ist "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" absolut sehenswert. Bonuspunkte gibt's zudem für die irren Gastrollen von Ethan Hawke und Rihanna.

"Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" startet am 20. Juli 2017 in den österreichischen Kinos. (lfd)

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