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Hier sollte eine geheime Nazi-Ranch entstehen

Murphy Ranch sollte ein Stützpunkt für Faschisten und Antisemiten in den USA werden. Das FBI sah das anders.

Heute Redaktion
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Versteckt in der Nähe des Rustic Canyon Trails, einem Wanderweg in der Nähe von Los Angeles, befinden sich die Überreste der Murphy Ranch. Dieser Ort sollte einst eine Art Hauptquartier für Nazis in Amerika werden. Dabei haben die Erbauer die Rechnung aber ohne das FBI gemacht.

Die Familie Stephens und "Herr Schmidt"

1933 kaufte das vermögende Ehepaar Winona und Norman Stephens ein rund 220.000 Quadratmeter großes abgelegenes Grundstück. Kurz darauf begann der Bau mehrerer Gebäude. Die Idee hatten die beiden von einem gemeinsamen Freund: Einem charismatischen Deutschen, der nur als "Herr Schmidt" bekannt ist. Dieser Herr Schmidt war ein bekanntes Mitglied der Silver Legion of America.

Diese Gruppierung, die auch unter dem Namen Silver Shirts bekannt war, war eine antisemitische und religiös-fanatische Gruppe von Amerikanern. Der Aufstieg Hitlers wurde von den Silver Shirts als Zeichen für die bevorstehende Wiederkehr von Jesus Christus gesehen, die Nazis als Helfer in einem Krieg der "christlichen Miliz" gegen das Judentum.

Ein Rückzugsort für Sympathisanten des Dritten Reiches

Herr Schmidt überzeugte Norman und Winona, dass die Deutschen schon bald Amerika einnehmen würden. Bis die Nazis an die Macht kämen, bräuchten Dritt-Reich-Sympathisanten wie sie aber ein sicheres Versteck, nur solange, bis sich die deutsche Herrschaft durchgesetzt hatte. Die Stephens hielten das für plausibel und überwachten kurz darauf die Bauarbeiten.

Murphy Ranch sollte unabhängig sein können: Es gab mehrere Diesel-Generatoren, einen Dieseltank, einen Wasserturm und Beete, in denen Lebensmittel hätten angepflanzt werden können. Das Wohnhaus selbst sollte durchaus luxuriös werden: Vier Stockwerke und 22 Zimmer sollten einer ganzen Reihe von Nazi-Sympathisanten Unterschlupf bieten.

Von einem Afroamerikaner gezeichnet

Ironischerweise stammen die Pläne für die Nazi-Ranch, komplett mit Bibliothek und einem eleganten Esszimmer, ausgerechnet von einem Dunkelhäutigen: Der Afroamerikaner Paul Williams zeichnete die Baupläne für Murphy Ranch. Er war der erste Afroamerikaner im American Institute of Architects.

Aber noch bevor der Bau des Haupthauses begann, wurde das Gelände geräumt. Im Dezember 1941, kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor, durchsuchte das FBI Murphy Ranch und nahm diverse Personen, darunter Herr Schmidt, in Gewahrsam. Es war auch das Ende der Silver Legion of America, deren Mitglieder mehrheitlich festgenommen wurden.

Künstler-Rückzugsort und Ruine

Norman und Winona Stephens verkauften das Land und die Überreste der Bauten 1948. Während der Sechziger- und Siebzigerjahre lebten hier diverse Künstler. 1978 zerstörte ein Brand fast alles, was von den Bauten übrig war.

Heute stehen nur noch ein mit Graffiti übersätes Gebäude, ein alter Dieseltank und die Überreste einiger Gemüsebeete.