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Ford Mustang GT: Heißer Galopp mit 422 Pferden

Seit über 50 Jahren steht der Name Ford Mustang in Europa für Sportlichkeit auf amerikanisch. Und der GT hält, was er verspricht.

Heute Redaktion
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Seit es den Ford Mustang offiziell auch in Europa (und nicht mehr als Grauimport) zu kaufen gibt, sieht man endlich mehr von den Kultklassikern auf heimischen Straßen. Und das ist optisch eine Bereicherung für das Straßenbild, denn der Wagen ist eine Augenweide.

Denn egal an wem man vorbei fährt – jung, alt, Männer, Frauen, Kinder, Kühe – der rote Mustang GT ist stets ein Hingucker: Sowohl was das äußerst gelungene Design betrifft, als auch die bulligen Ausmaße. Und der Sound ist ohnehin ein Ohrenschmaus, bei dem man gerne mal das Radio ausgeschaltet lässt.

Denn wie es sich für ein Muscle Car gehört, wird es von einem V8-Motor mit seinem markanten akustischen Spektrum von leisem Gluckern bis schreiendem Röhren angetrieben. Die GT-Version, die wir getestet haben, hat 5 Liter Hubraum (vor Jahrzehnten noch der "kleine" Motor in Muscle Cars) und leistet 422 PS bei 524 Nm Drehmoment. Und: Es ist ein Cabrio.

Nichts für Möchtegern-Rennfahrer

Wie es sich gehört, fahren wir die Ausführung mit Automatikgetriebe. Und das will bei so einem PS-Monster gelernt sein. Wer keine Erfahrung mit amerikanischen Sportwägen hat und Steve McQueens legendäre Mustang-Verfolgungsjagd aus dem Streifen "Bullitt" nachspielen möchte, wird früher oder später (höchstwahrscheinlich früher) schmerzliche Bekanntschaft mit einem Baum machen. Ein unüberlegter Kickdown auf regennasser Fahrbahn bringt den Wagen ins Schleudern – und die 1,8 Tonnen müssen erst einmal sicher abgefangen werden. Wer das aber beherrscht, dem wird der Mustang immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Doch das sind immer noch Welten an Verbesserung gegenüber den "alten" Mustangs, die in PS-starken Versionen ihre Kraft kaum auf den Heckantrieb bekommen haben, so dass man am Stand selbst ungewollt einen Burnout hingelegt hat, bis der Wagen endlich los fuhr. Denn Ford hat im Hinblick auf den neuen (offiziellen) Markt das Fahrwerk auf europäische Straßen entsprechend abgestimmt.

Made in USA

Das ist auch notwendig, denn im Gegensatz zu den anderen Ford-Modellen, die es hierzulande zu kaufen gibt, kommen die Mustangs nicht von Ford Europa sondern direkt von Ford USA; gefertigt werden sie in Flat Rock, Michigan. Ein waschechter Ami, also.

Damit kauft man authentisches US-Car-Feeling, doch das hat seinen Preis – sowohl finanziell als auch bei den Ansprüchen. Inklusive Sonderausstattungen kostet dieses Modell 68.625 Euro. Das beinhaltet aber nicht nur die 20% Mehrwertsteuer sondern auch fast skandalöse 32% NoVA. Bei uns ein stolzer Preis, denn in den USA ist der Mustang grundsätzlich ein erschwinglicher Sportwagen für fast jedermann.

Dementsprechend ist auch der Innenraum nicht durchgehend Premium: Wie in den USA üblich, ist doch noch recht viel Plastik verbaut und auch die Spaltmaße sind typisch amerikanisch. Aber Fans von US-Cars blicken müde lächelnd darüber hinweg. Das ist nun einmal so und wird sich wohl nie ändern. Wenigstens wird der Lack nicht mehr so großzügig aufgetragen wie früher.

Und wer die breiten, geradlinigen Straßen in den USA kennt, der versteht, wieso der Wagen auf engen Bergstraßen kein Kurvenräuber ist. Die Mustang-Herde unter der Motorhaube bevorzugt das offenes Gelände. Und wie: Die Beschleunigung beeindruckt, der Wagen röhrt, das Fahrwerk liegt stabil es macht einfach Spaß. Sofern man bereit ist, 25 Liter pro 100 Kilometer zu verbrauchen.

Leiser als viele Limousinen

Doch trotz eigener Sport- und Racing-Setups (letzterer bitte wirklich nur auf der Rennstrecke) lädt der Wagen fast noch mehr zum Cruisen ein, womit man auch unter 12 Liter verbraucht. Ein herrlich entspanntes Fahrgefühl dank dem komfortablen Fahrzeug – denn Komfort, das kann man in Amerika. Und: Trotz Verdeck ist der Wagen auch in geschlossenem Zustand unglaublich leise auf der Autobahn. Und auch oben ohne sind 130 km/h angenehm aushaltbar im Gegensatz zu anderen Cabrios.

Was am Verdeck aber nervt: Wenn die Fenster hochgefahren sind und man das automatische Dach (in flotten 7 Sekunden) schließen möchte, dann werden alle vier Fenster runter gefahren bis der Wagen oben zu ist. Doch die Fenster muss man dann manuell nochmals hochfahren lassen. Da hat jemand in Michigan nicht mitgedacht.

So wie beim Navi, das hervorragend funktioniert, wenn man es schafft, die richtige Adresse einzugeben – denn es gibt nur ein Feld für Stadt und Straße, was das ganze etwas mühsam macht. Ansonsten geht der Touchscreen aber ausgezeichnet.

Wer also bereit ist, bei einem US-Fahrzeug die marktüblichen Kompromisse einzugehen – so wie Amerikaner eben auch bei europäischen Fahrzeugen – der kann sich mit dem Mustang GT eine echte Perle in die Garage holen. Der Wagen verlangt von seinem Fahrer Respekt und wer ihm diesen zollt, der wird mit einem fast unvergleichlichen Fahrgefühl belohnt.

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