Österreich

UNESCO-Experten wegen Heumarkt-Projekt in Wien

Heute Redaktion
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Am letzten Tag der Frist gab Österreich eine Stellungnahme an die UNESCO zum Heumarkt-Projekt ab. Darin enthalten: Eine Einladung von Denkmal-Experten nach Wien.

Von Beginn an wurde das Bauprojekt am Heumarkt (Landstraße) der Immo-Firma Wertinvest, das einen 66 Meter hohen Wohnturm, eine Neugestaltung rund um den Wiener Eislaufverein und den Abriss bzw. Neubau des Hotels InterContinental vorsieht, heftig debattiert. Auch die UNESCO schaltete sich ein, weil sie um den Erhalt des Weltkulturerbes in der Wiener City fürchtet.

Die UNESCO fordert von der Republik Österreich die Redimensionierung des Bauprojekts sowie die Nachschärfung der Stadtplanungs-Instrumente "Hochhauskonzept 2014" und "Masterplan Glacis". Sollten diese Vorgaben nicht umgesetzt werden, droht der Innenstadt bei der nächsten Sitzung des Welterbe-Komitees (24. Juni bis 4. Juli, Bahrain) die Aberkennung des Welterbe-Status.

Frist für Stellungnahme an UNESCO abgelaufen

Mit heute, Donnerstag, ist zudem eine Frist abgelaufen. Die UNESCO wollte von Österreich einen Statusbericht zu den Heumarkt-Plänen. In der Stellungnahme, die gemeinsam vom Bundeskanzleramt und der Stadt Wien vorbereitet wurde, werden unter anderem die Experten von ICOMOS (Internationaler Rat für Denkmalpflege) eingeladen, im März nach Wien zu kommen, um sich an Ort und Stelle ein Bild von dem betroffenen Areal zu machen und offene Fragen zu klären.

Heumarkt-Projekt sorgt für Partei-Zwist

Aber nicht nur international sorgt der Heumarkt-Disput für Probleme, auch innerhalb Österreichs gehen derzeit die politischen Wogen hoch. So kündigten Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) in einer heutigen Pressekonferenz zum Thema "Weltkulturerbe Wien" an, sich offensiv in die verfahrende Auseinandersetzung zwischen der UNESCO und der Wiener Stadtregierung einschalten zu wollen.

"Der Freiheitliche Parlamentsklub prüft nun die rechtlichen Möglichkeiten. So überlegen wir einen Antrag auf Verordnungs-Überprüfung der Bundesregierung beim Verfassungsgerichtshof zum Flächenwidmungsplan der Stadt Wien", so der Nationalrats-Abgeordnete und FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz in einer Aussendung.

Stadt sucht Gespräch mit UNESCO

Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou verweist auf die bereits im Herbst 2017 gestartete direkte Kommunikation mit der UNESCO, die in engster Abstimmung mit dem Bundeskanzleramt läuft: "Die Stadt Wien kommt allen Wünschen der UNESCO nach Information akribisch nach und sucht gemeinsam mit dem Kanzleramt proaktiv das Gespräch mit der UNESCO."

Neos Wien Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger begrüßt das klare Bekenntnis der Bundesregierung zum Erhalt des Weltkulturerbe-Status für Wien. "Die rot-grüne Stadtregierung hat den Verlust des Weltkulturerbe-Status mit dem Heumarktprojekt für Wien aufs Spiel gesetzt. Ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum Weltkulturerbe hilft, ist aber noch zu wenig. Die in den Raum gestellten Maßnahmen müssen mehr sein als ein UNESCO-Beschwichtigungsprogramm. Verträge sind grundsätzlich einzuhalten", so Meinl-Reisinger.

Für Zündstoff sorgen derzeit auch die Umbaupläne am Karlsplatz. Die UNESCO forderte auch hier eine Überarbeitung der Visualisierungen zur geplanten Aufstockung des Wien Museums und des angrenzenden Winterthur-Gebäudes neben der Karlskirche.

(cz)

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