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Hammermusik, religiöse Fanatiker und wilde Tiere

Heute Redaktion
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"Heute" konnte die finale Version von Ubisofts Open-World-Shooter Far Cry 5 rund drei Stunden lang antesten. Der Titel macht schon jetzt mächtig Eindruck.

Sektenanhänger, die mit extremer Gewalt ihrem "Vater" folgen und eine ganze Region unterjochen. Ein dicht bewachsenes Gebiet in Montana voller wilder Tiere. Ein Bär, der dank seiner Vorliebe für Fastfood "Cheeseburger" heißt und dem Spieler zur Seite steht. Und ein Polizei-Neuling, der in Hope County, Montana, mit unfassbarer Brutalität konfrontiert ist und versucht, einen Widerstand gegen die Weltuntergangssekte aufzubauen. Willkommen in Far Cry 5.

Wir konnten die finale Version von Ubisofts neuen Shooter bei einem Vorschau-Event in Wien drei Stunden lang anspielen und sind fasziniert. Bevor es aber mit dem Zocken losging, wurden wir vom fanatischen Prediger und Sekten-"Vater" Joseph Seed per Videobotschaft begrüßt. Eins stellt er schnell klar: Der Weltuntergang kommt, er sammelt seine Jünger ob sie wollen oder nicht und er mag zwar der neue Messias sein, "anders als er wird man mich aber nicht ans Kreuz nageln".

Weshalb Vater Joseph mit seinen Brüdern Jacob und John sowie Schwester Faith brutale Exempel statuiert. Wer nicht spurt, wird gekreuzigt, verbrannt, erschossen, zerteilt, verfüttert. In Far Cry 5 spart Ubisoft nicht mit schockierenden Gewaltszenen. Durchstreift man Hope County, hinterlassen nicht nur die bildhübsche Natur und die wilden Tiere Eindruck, sondern eben auch Kreuzigungsstätten, aufgehängte Körper oder Berge verbrannter Leichen.

Kinoreifer Start ins Spiel

Der Start in den Shooter verläuft beeindruckender als jene der Vorgänger. Als namenloser Polizei-Neuling taucht man in eine brillante Handlung ein. Bildgewaltig inszeniert berichten erst Einheimische, wie die Sekte "Eden's Gate" die Kontrolle in Montana übernommen hat. Dann sitzt man im Hubschrauber an der Seite des Sheriffs und fliegt mit einem Haftbefehl in die Kirche von Fanatiker Joseph Seed. Die Verhaftung geht tatsächlich fast problemlos vonstatten, doch in letzter Sekunde lassen die radikalen Anhänger der Sekte alles aus dem Ruder laufen. Ohne zu spoilern, was genau passiert: Unser Polizei-"Rookie" überlebt und schlägt sich erst mal alleine durch den Wald, um den Schergen der Sekte zu entkommen.

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Zu Atem lassen lässt Ubisoft den Zocker kaum: weiter geht es mit Schleichpassagen, einer bleigeladenen Autoverfolgungsjagd, Hubschrauberbeschuss und dem Kennenlernen eines ersten Verbündeten im Kampf gegen die Sekte. Kriegsveteran Dutch ist es auch, der uns alles beibringt, was wir wissen müssen. Entweder persönlich oder über Funk lässt er uns Sprengstoff bauen, gibt erste Missionen durch und zeigt uns Nebenschauplätze. Rund eine Stunde dauert das Tutorial, das so geschickt ins Game integriert wurde, dass es sich gar nicht wie eines anfühlt. Die Szenen, Dialoge, Charaktere und Handlung, alles wirkt kinoreif umgesetzt.

"Nein, ich lass dich nicht überall hochklettern"

Far Cry 5 verlässt sich beim Gameplay auf die bewährten Konzepte der Vorgänger. Was nicht bedeutet, dass es nichts Neues gibt. Und das wird teils mit Humor präsentiert. In der Anfangsphase erklimmen wir noch einen Funkturm – haben wir schließlich Dutzende Male in den Vorgängern gemacht. Oben angekommen lacht uns schon Dutch über Funk ins Ohr: "Nein, ich lass dich nicht überall an Funktürmen hochklettern".

Ein Wink der Entwickler, dass sie die Spieler-Kritik verstanden und das monotone Funkturm-Klettern weglassen. Gebiete und Missionen schaltet man nun frei, indem man Tipps der Bevölkerung nachgeht mit Bürgern in den Städtchen spricht. Wirkt einfach realistischer und ist bei weitem abwechslungsreicher, als wir das von Far Cry kennen. Dabei ist das nur der Auftakt zu einer Fülle von Neuerungen, die sich nach und nach zeigen.

Vieles gleich, einiges neu

Typisch bleibt, dass man in der offenen Spielewelt frei Missionen wählen oder einfach auf Erkundungstour gehen kann. Befreite Geiseln oder angetroffene Bürger kann man zum Teil auch für den Widerstand rekrutieren und als Begleiter anheuern. Speziell dabei: sie verfügen jeweils über meist zwei Spezialfähigkeiten. Unser erster Begleiter konnte für uns Munition einsammeln und Feuer zur Ablenkung legen. Eine später dazu gestoßene Begleiterin wiederum lockte wilde Tiere an und galt als Meister-Schleicherin. Apropos Tiere: in einer Nebenmission kann der ehemalige Zoo von Sektenmitgliedern befreit werden. Unser Lohn ist ein diabetischer Bär namens "Cheeseburger", der, mit Fastfood gefüttert, Amok läuft. Klingt komisch, in Klamauk verfällt der Shooter aber nicht.

Gewaltig ist auch das Aufgebot an Fahr- und Flugzeugen: per Boot, Hubschrauber, Truck, Quad und vielem mehr geht es quer durch das Land, wobei gefühlt an der Steuerung nicht viel geschraubt wurde. Die drei Spielstunden haben gezeigt, dass nicht alles mit der Shooter-Brechstange gemacht werden kann. Hatte man bisher in Far-Cry-Games auch Erfolg, indem man einfach alles niederschoss, scheitert man gerade im fünften Teil mit dieser Taktik relativ oft. Was einer Stärkung des Stealth-Teils gleichkommt. Nur Schleichen verhindert gerade zu Beginn, dass man von alarmierten Hubschraubern unter Dauerbeschuss genommen wird.

Starker Auftritt, toller Soundtrack

Als Premiere kann man sich in Far Cry 5 nun eine eigene männliche oder weibliche Spielfigur samt Frisur, Hautfarbe und Kleidung erstellen, die im Game (zumindest beim Anspielen) leider namenlos blieb. Mehr Eindruck schindet da schon die Musikkulisse. Neben dem extrem starken Intro bietet Far Cry 5 den wohl stärksten Sound der Spielereihe. Country, Kirchenmusik, Sektenhymnen, Rock und Heavy-Metal- sowie Industrial wechseln je nach Gebiet und Spielweise ab. Bei Autofahrten predigen Sektenmitglieder melodische Gebete oder der Radiosender spielt Country, bei Schießereien gibt es rockige Klänge, bei Schleichpassagen psychedelische Töne.

Nach knapp drei Stunden in der Welt von Far Cry 5 lässt sich schwer abschätzen, wie viel Spielzeit der Titel bieten wird. Laut Karte hatten wir nicht einmal einen Bruchteil der Region erkundet, geschweige denn die Missionen eines Kartenteils abgearbeitet. Es deutet sich aber an, dass wir Far Cry 5 bis zur letzten Minute genießen werden können, bevor es eintönig wird. Die Grafik ist atemberaubend, die Handlung aufwendig gestaltet, dass gesamte Spiel ist im Koop bewältigbar und es gibt mehr taktische Möglichkeiten als man als Far-Cry-Zocker gewohnt ist.

So unter die Haut ging uns übrigens auch lange kein Titel mehr. Bei aller gezeigten Brutalität sind es die Gespräche mit den von der Sekte Unterjochten, die für den wahren Horror sorgen. Wenn eine Begleiterin am Weg zu einer Mission über einen Typen namens "Der Koch" erzählt, der Eltern die Zehen abschnitt und sie den hungernden Kindern vorsetzte oder die Kleinen zwang, ihren Urin zu trinken, brennt sich das ins Gehirn ein. Dass wir direkt danach Rache an dem Flammenwerfer-Bewaffneten nehmen können, ändert an den grausamen Eindrücken wenig. Harte Kost, die uns Ubisoft da am 27. März präsentiert. Aber auch ein beeindruckendes Machwerk, das auf den Shooter-Thron 2018 zielt. (rfi)

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