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"Beim Sex behält er immer die Hose an!"

Seit zwei Jahren ist Viola mit ihrem Partner zusammen. Geschlechtsverkehr hatte das Paar in dieser Zeit aber noch nie. Kann das gut gehen?

Heute Redaktion
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Bild: Pixabay

Frage von Viola (28) an Doktor Sex: Ich und mein Partner (31) sind seit zwei Jahren ein Paar. In dieser Zeit hatten wir noch nie konventionellen Sex. Er befriedigt mich immer oral und danach reibt er sich an mir, um zum Orgasmus zu kommen. Dabei zieht er nicht einmal seine Hose aus. Ich finde das zwar auch schön, möchte aber definitiv noch ein bisschen mehr.

Aber er mag weder Hand- noch Blowjobs von mir. Und bei seinen spärlichen Versuchen, in mich einzudringen, verlor er jeweils sofort die Erektion. Es sei nur die Anspannung und er mache sich selbst Druck, meinte er dazu. Und wenn ich ihm dann noch sagen würde, was ich mir wünsche, mache ihm das noch mehr Stress. Schluss machen will ich nicht. Was können wir tun, um normal Sex zu haben?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Viola

Was du schilderst, ist problematischer als ein bisschen Nasengrübeln, wie mein Psychopathologie-Professor zu sagen pflegte, wenn es um die etwas schwierigeren Fälle ging. Ich denke zwar nicht, dass dein Freund psychisch krank ist, trotzdem scheint mir sein Verhalten ziemlich originell. Vermutlich ist zudem auch sein Selbstwertgefühl etwas angeknackst – was nicht nur beim Sex Auswirkungen auf seinen Alltag haben dürfte.

Bitte entschuldige, falls ich mit meiner Ansage für deinen Geschmack etwas zu direkt gewesen bin. Manchmal ist es besser, eine klare Ansage zu machen statt um den heißen Brei herumzureden und so das Leiden von Menschen noch künstlich zu verlängern. Deinem Freund kann geholfen werden – jedoch benötigt er dafür ein paar Gespräche mit einem Psychotherapeuten. Je früher er sich darauf einlässt, desto wahrscheinlicher ist seine vollständige Heilung.

In der Kommentarspalte zu meiner Beratungsrubrik ist immer wieder zu sehen, dass manche Leserinnen und Leser es unangemessen finden, Ratsuchende an eine Fachperson zu verweisen. Ihrer Meinung nach reicht es aus, wenn die betroffenen Menschen einfach miteinander reden. Auch wenn meine Erfahrung zeigt, dass ein offenes Gespräch manchmal Wunder wirken kann: Es gibt trotzdem Fälle, in denen es notwendig ist, die Ebene zu wechseln und dadurch den Möglichkeitenraum zu erweitern.

In einer Zweierbeziehung ist die Menge der Lösungen für ein zwischenmenschliches Problem durch explizite oder implizite Regeln oft ziemlich stark eingeschränkt. Und allein schon der Gedanke daran, diese infrage zu stellen, würde einem TaBubruch gleichkommen, weshalb es Paare meist vorziehen, sich weiterhin an einen Strohhalm zu klammern und sich weiter im Kreis zu drehen, in der Hoffnung, dass sich das Problem irgendwann zufällig von selbst lösen wird. Dies geschieht auch manchmal, jedoch nur sehr selten.

Meist dann, wenn Umstände eintreten, durch die ein Paar daran gehindert wird, sich mit demselben Aufwand um eine scheinbar unlösbare Herausforderung zu kümmern. Zum Beispiel, indem ein größeres Problem die volle Aufmerksamkeit erfordert. Sonst bleibt aber meist alles einfach beim Alten. Nicht zuletzt, weil ein bestehender Konflikt in einer ansonsten sinnentleerten Beziehung zum zentralen, ja geradezu überlebenswichtigen Inhalt werden kann – ganz nach dem Motto: Lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück.

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)