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"In sieben Jahren hatten wir nie schönen Sex"

Daniela ist enttäuscht vom Sex in ihrer Beziehung. Soll sie sich auswärts holen, was sie zu Hause nicht bekommt?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Daniela (59) an Doktor Sex: Mein Partner (68) und ich sind schon seit sieben Jahren zusammen. In der ganzen Zeit hatten wir aber noch nie wirklich schönen Sex. Er sagt, er habe einfach kein richtiges Verlangen mehr danach. Zwar liebt er es, wenn ich nackt bin, und er küsst dann auch meine Brüste. Das ist aber auch schon alles. In der Nacht umarmt er mich oft und kuschelt sich an mich. Da ich noch arbeite, macht er tagsüber den Haushalt, kocht, putzt und erledigt auch sonst alles für mich. Ich liebe Sex und vermisse es, ihn mit meinem Partner zu haben. Das weiß er auch. Zu sagen ist noch, dass er seit einem überstandenen Herzinfarkt regelmäßig Medikamente einnimmt. Muss ich mich von ihm trennen, um endlich wieder einmal richtigen Sex haben zu können? Soll ich mir den Sex auswärts holen? Oder was rätst du uns?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Daniela

Sich allein wegen sexueller Unstimmigkeiten zu trennen, ist zwar eine Möglichkeit, jedoch meist nicht unbedingt die sinnvollste – erst recht dann nicht, wenn die Beziehung sonst für beide Partner zufriedenstellend ist, so wie mir dies bei euch der Fall zu sein scheint. In eurer Situation sollte zudem auch die Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Der Sex und die damit zusammenhängenden Bedürfnisse, aber auch die Ansprüche an eine Beziehung verändern sich im Alter massiv. Es wäre daher unklug, wenn du diese absehbaren Entwicklungen außer Acht lassen und dich blindlings ins ersehnte Vergnügen stürzen würdest.

Dein Mann nähert sich den Siebzigern, und als ihr euch kennengelernt habt, war er bereits über sechzig. Es gilt daher in Betracht zu ziehen, dass der Unterschied in Bezug auf das Verlangen auch mit seinem fortgeschrittenen Alter und den damit einhergehenden körperlichen, psychischen und kognitiven Veränderungen zu tun haben könnte. Neben den hormonellen Umstellungen, die häufig zu einer Reduktion des Geschlechtstriebs und einer verminderten Potenz führen, trägt die mit der Lebensdauer meist zunehmenden Reife dazu bei, dass sich auch die qualitativen und quantitativen Ansprüche bezüglich Sex und körperlicher Nähe verändern.

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Eine Beziehung zu leben, in der Sex und Liebe getrennt werden, ist in jedem Alter eine Herausforderung für zwei Menschen und ihre Partnerschaft. Bevor du handelst und dich auf die Suche nach einem Sexualpartner machst, solltest du diese Möglichkeit daher unbedingt mit deinem Mann besprechen. Weil es sich um eine komplexe Fragestellung handelt, empfehle ich euch, für diesen Prozess fachliche Begleitung in Anspruch zu nehmen. Ich vermute, dass sich im Rahmen eines solchen Gesprächs noch andere Lösungen zeigen werden als nur die offene Beziehung.

Wie du schreibst, erlitt dein Partner in der Vergangenheit einen Herzinfarkt. Es scheint mir daher auch wichtig, dass er mit seinem Kardiologen über mögliche Auswirkungen der Medikamente auf seine Libido und allenfalls vorhandenen Ängste in Bezug auf körperliche Anstrengungen – und dazu gehört auch der Sex – spricht. Manche Männer glauben, sich nach einem Herzinfarkt stark einschränken zu müssen, und entwickeln eine übertriebene und unangemessene Schonhaltung. Wichtig ist, dass dein Partner lernt, seine körperliche Belastbarkeit richtig einzuschätzen, die persönlichen Risikofaktoren zu beherrschen und seine allenfalls vorhandenen persönlichen Einschränkungen aktiv zu bewältigen.

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]