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Wieder mysteriöser Tod auf "Mordinsel" Koh Tao

Heute Redaktion
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Die Leiche von Elise hing an einem Baum. "Suizid", sagt die Polizei. "Niemals", sagt die Mutter der Belgierin. Die "Mordinsel" Koh Tao macht wieder Schlagzeilen.

"Meine Tochter wurde ermordet. Die thailändische Polizei will das unter den Teppich kehren, weil sie sich um den Ruf der Insel sorgt." Diese Anschuldigungen erhebt die Belgierin Michele Van Egten. Die Leiche ihrer Tochter Elise war Ende April auf Koh Tao gefunden worden.

Die kleine Insel im Golf von Thailand gerät wegen Todes- und Vermisstenfällen unter Touristen immer wieder in die Schlagzeilen. Als dort die Briten Hannah Witheridge und David Miller im September 2014 ermordet worden waren, erhielt Koh Tao von der Presse den Spitznamen "Mordinsel" verpasst – auch jetzt wieder.

Viele offene Fragen

Der Tod von Elise Dallemange (30) wirft einige Fragen auf. Die thailändische Polizei geht von einem Suizid aus. Sie fand die Leiche an einem Baum hängend in der Tanote-Bucht, wo sie mindestens drei Tage gehangen haben und von Tieren angefressen worden sein soll. Die Identifizierung war nur anhand von Zahnabgleichen möglich, die Elises Eltern aus Belgien geschickt hatten. Ein Abschiedsbrief wurde nie entdeckt.

Dass ihr Kind sich in Thailand das Leben genommen haben könnte, will Mutter Michele nicht glauben. Elise, die auf der Nachbarinsel Koh Phangan in einem Yoga-Camp arbeitete und lebte, sei kurz vor ihrer Heimkehr nach Belgien gewesen. Sie habe bereits ein Rückflugticket nach Bangkok gekauft und sollte am 24. April von dort nach Brüssel fliegen, sagt die Mutter.

Zudem habe sie kurz vor dem Verschwinden mit ihrer Tochter über Skype telefoniert: "Sie war fröhlich und glücklich wie immer. Sie erzählte mir, dass sie zunächst bei ihrem Bruder unterkommen wolle, sie war ganz aufgeregt", so die Mutter gegenüber dem belgischen "Nieuwsblad".

Unter falschem Namen

Wieso Elise überhaupt auf die kleine, rund eine Bootsstunde von Koh Phangan entfernte Insel gereist war, ist unklar. Mysteriöserweise tauchte später Elises Gepäck auf – in Chumphon auf dem Festland. Die Mutter ist auch ratlos, wieso Elise sich auf Koh Tao unter einem falschen Namen im Triple B Resort eingetragen hatte. Wollte sie sich vor jemanden verstecken? War sie vor jemandem auf der Flucht?

Mutter Michele, die Anfang Mai auf Koh Tao war, wartet noch immer auf den abschließenden Autopsiebericht aus Bangkok, wo Elises Leiche zur Obduktion entsandt und dann eingeäschert wurde. Bislang habe sie auch keinen polizeilichen Ermittlungsbericht erhalten. Anfangs Mai sei ihr lediglich das Foto einer kaum erkennbaren Frau mit langen braunen Haaren vorgelegt worden, die an einem Strick von einem Baum hing.

Die Mutter sucht Zeugen

Die Familie der Verstorbenen hat auf Facebook eine Seite eingerichtet und bittet Zeugen um Hinweise. Sie möchte erfahren, wer in den vergangenen Wochen auf Koh Phangan oder an den letzten Tage von Elise Dallemagne auf Koh Tao Kontakt zu ihr hatte oder sonstige Informationen liefern könnte.

Bis zu einem Hilfeaufruf der Mutter auf Facebook hatten die Behörden nicht über Elises Tod informiert – vermutlich, wie der deutschsprachige "Der Farang" schreibt, "um wilde Spekulationen zu unterbinden und den Tourismus nicht zu beschädigen".

(red)

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