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"Er macht mich glücklich – ich denke nur ans Ende"

Lisa hat alles, was sie sich wünscht. Trotzdem sieht sie in ihrer Phantasie am Beziehungshimmel dauernd düstere Wolken aufziehen. Was tun?

Heute Redaktion
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Lisa hat eine glückliche Beziehung, fürchtet jedoch, dass alles bald zu Ende sein könnte.
Lisa hat eine glückliche Beziehung, fürchtet jedoch, dass alles bald zu Ende sein könnte.
Bild: Fotolia

Frage von Lisa (30) an Doktor Sex: Bevor ich meinen Freund kennenlernte, hatte ich in meinem Leben nur Kurzbeziehungen. Keine davon hielt länger als zwei Monate und immer war ich es, die die Sache beendete, da ich merkte, dass etwas Grundlegendes nicht passte und nie Liebe im Spiel war. Von meinem jetzigen und ersten richtigen Freund, ging eine extreme sexuelle Anziehung aus. Obwohl ich es nicht wollte, verliebte ich mich in ihn und er sich auch in mich. Nun sind wir über ein Jahr zusammen.

Da ich gehört und gelesen habe, dass sich die Gefühle vom Anfang zurückbilden, warte ich nun geradezu verzweifelt darauf, dass auch bei uns endlich die Routine Einzug hält. Einfach, damit meine Ängste davor, dass es ja eh irgendwann zu Ende sein wird, endlich aufhören. So sehr ich weiß, dass er der Mann fürs Leben ist, weiß ich auch, dass ich mich nie davon erholen würde, wenn eines Tages Schluss wäre.

Ich jammere auf höchstem Niveau, das ist mir bewusst. Aber er ist meine erste und einzige emotionale Bindung. Daher kann ich das nicht abstellen. Er weiß davon, aber darüber reden hat nicht geholfen. Nichts hilft und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Alles ist perfekt, er macht mich glücklich und ich dumme Kuh denke dauernd an das Ende und dass ich daran kaputtgehen werde. Was kann ich tun, um diese Ängste in den Griff zu kriegen und zur Ruhe zu kommen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Lisa

Haben Sie auch du eine Frage an Doktor Sex?
Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Es ist so: Die Gefühle zu einem Menschen verändern sich – so, wie auch sonst nichts bleibt, wie es ist. Alles auf dieser Welt ist in steter Bewegung und Auf- bzw. Abbauprozessen unterworfen. Sichtbar wird dies zum Beispiel in den Tages- und Jahreszeiten oder im Entwicklungs- beziehungsweise Alterungsprozess von Menschen, Tieren und Pflanzen.

Die Tatsache, dass die Gefühle in Beziehungen im Fluss sind, dass man den Partner oder die Partnerin immer wieder anders wahrnimmt, sich ihm oder ihr gegenüber anders fühlt und die emotionale Verbindung sich fortlaufend verändert, sagt aber nichts über den Wert oder die Intensität der Verbindung zwischen zwei Menschen aus.

Dass du in deinem Leben bisher nur kurze Beziehungen hattest, in denen nie das Gefühl entstand, geliebt zu werden oder selber zu lieben, weist für mich auf die Möglichkeit hin, dass die Beziehungen in deiner Kindheit deinem Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit nur wenig entsprochen und du darin Enttäuschungen erlebt haben könntest.

Ich empfehle dir daher, deine Vergangenheit und insbesondere diese frühe Zeit deines Lebens unter die Lupe zu nehmen und die Beziehung zu deinen Bezugspersonen genauer zu untersuchen. Da es schwierig ist, die eigenen blinden Flecke sichtbar zu machen, unternimmst du diese Zeitreise am besten mithilfe einer Fachperson.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr während des Prozesses – dieser wird übrigens wohl etwas Zeit in Anspruch nehmen – früher oder später auch auf Verbindungen stoßen werdet zu deinen Ängsten und der vermutlich damit zusammenhängenden emotionalen Distanz, die du in deinen bisherigen Beziehungen erlebt hast. Viel Erfolg!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(ib)

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