Österreich

Frau (19) von Scheinehe-Mafia tagelang eingesperrt

Krimi rund um eine Menschenhandel-Organisation, die sich auf Scheinehen spezialisiert hat. Zwei Slowakinnen wurden nun aus Gefangenschaft befreit.

Heute Redaktion
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Beamte des Landeskriminalamtes OÖ befreiten die junge Frau nach tagelanger Gefangenschaft in einem Lokal im Mühlviertel.
Beamte des Landeskriminalamtes OÖ befreiten die junge Frau nach tagelanger Gefangenschaft in einem Lokal im Mühlviertel.
Bild: iStock, Matthias Lauber

Kommissar-Zufall führte die Polizei auf die Spur der Verbrecher: Am 11. Jänner 2018 lief eine 20-jährige slowakische Staatsangehörige hilfesuchend einer Streife der Polizei-Bereitschaftseinheit, die gerade in Linz-Urfahr Schwerpunktkontrollen durchführte, in die Arme.

Nach einer kurzen Befragung mittels telefonischer Übersetzung auf einer Polizeiinspektion und einer Einvernahme durch Beamte des Landeskriminalamtes OÖ (Abteilung Menschenhandel/Schlepperei) stellte sich heraus, dass die Slowakin offensichtlich ein Opfer einer sogenannten "Aufenthaltsehe" ist.



So begann das Martyrium

Die Sache spielte sich so ab: Ein 31-jähriger Inder aus Linz soll die Scheinehen eingefädelt haben. Er holte laut Polizei am 8. Jänner 2018 die 20-Jährige unter Anführen falscher Tatsachen nach Österreich, damit sie gegen Bezahlung einen 28-jährigen anderen Inder, ebenfalls aus Linz, heiraten sollte.

Der Grund: Der 28-Jährige bekäme durch die Ehe mit der EU-Bürgerin (da die Slowakei bei der EU ist) eine Aufenthaltsgenehmigung für Österreich.



Hinweis auf Gefangene


Außerdem soll der 31-Jährige auch die 19-jährige Cousine der Slowakin nach Österreich geholt haben. Sie wisse zwar nicht, wo sie ist, vermute aber, dass ihre Cousine irgendwo festgehalten werde bzw. dass sie eingesperrt sei – so die alarmierende Aussage der 20-Jährigen.



Dolmetscherin half in Freizeit


Eine Dolmetscherin half den Ermittlern schließlich. Sie hielt (teils sogar in ihrer Freizeit) ständig Kontakt zur verzweifelten Familie der 19-Jährigen. Dann der entscheidende Hinweis: Der jungen Frau gelang es am 15. Jänner, mit dem Handy einen Folder mit den Daten jenes Lokals zu fotografieren, in dem sie festgehalten wurde. Dieses Foto schickte sie den Verwandten, die wiederum gaben die Infos an die Dolmetscherin und somit an die Behörden weiter.



Befreiung aus Lokal


Beamte des Landeskriminalamts befreiten daraufhin die junge Frau aus dem ersten Stock eines Lokals im Bezirk Rohrbach.

Laut Polizei haben zwei türkische Brüder (34, 43) sowie deren Cousin (33) die junge Frau eingesperrt. Alle drei Verdächtigen wurden vorübergehend festgenommen.

Die drei Türken und der 28-jährige Inder wurden wegen Verdacht der Freiheitsentziehung sowie wegen Verdacht der Vermittlung bzw. Eingehen von Scheinehen auf freiem Fuß angezeigt.



(gs)