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16-Jährige in Lebensgefahr von Ärzten heimgeschickt

Heute Redaktion
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Obwohl sich die 16-Jährige bereits seit drei Tagen krank fühlte und über Schmerzen, Kurzatmigkeit und Übelsein klagte, konnten die Mediziner in der Notaufnahme nichts feststellen. Sie schickten sie nach Hause, was das Mädchen fast das Leben gekostet hätte.
Obwohl sich die 16-Jährige bereits seit drei Tagen krank fühlte und über Schmerzen, Kurzatmigkeit und Übelsein klagte, konnten die Mediziner in der Notaufnahme nichts feststellen. Sie schickten sie nach Hause, was das Mädchen fast das Leben gekostet hätte.
Bild: OMCR

Schmerzen, Übelkeit und Atemnot bringen eine 16-Jährige ins Krankenhaus. Weil die Ärzte nichts finden, wird sie wieder nach Hause geschickt. Abends landet sie auf der Intensivstation.

Drei Tage geht es der Amerikanerin schon schlecht, als sie sich endlich in die Notaufnahme des Beaumont Hospitals in Farmington Hills im US-Bundesstaat Michigan begibt. Die Leistungsschwimmerin plagen heftige Schmerzen in Kopf und Bauch, Übelkeit sowie Kurzatmigkeit.

Die Ärzte können der 16-Jährigen jedoch nicht helfen. Alles an ihr wirkt normal. Auch die Tests ergeben nichts anderes. Weil sie keine konkrete Ursache für die diffusen Symptome finden können, schicken sie die 16-Jährige nach einer Infusion wieder nach Hause.

Ab in die Notaufnahme

Wenige Stunden später ist das Mädchen jedoch zurück beim Arzt. Dieses Mal sucht sie einen Gynäkologen auf, so wie es ihr die Mediziner im Krankenhaus geraten haben. Ein weiterer Unterschied zu ihrem Besuch am Morgen: Mittlerweile merkt man ihr an, dass sie krank ist.

Warum Tamponkrankheit?

Das TSS ist ein seltenes, aber akut auftretendes und rasch fortschreitendes Krankheitsbild, das vor allem durch Bakterien der Arten Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes ausgelöst wird. Beide kommen in geringer Zahl auf der menschlichen Haut und den Schleimhäuten vor. Problematisch wird es, wenn die Keime sich vermehren und Giftstoffe produzieren. Beste Voraussetzung dafür bildet beispielsweise ein Tampon, der zu lange im Körper bleibt und Blut und Keime staut. Die Infektion trägt deshalb auch den Namen Tamponkrankheit. Das Gefährliche daran: Bakterien bahnen sich ihren Weg über die Vaginalschleimhaut in die Blutgefässe, um dann ein Kreislauf- beziehungsweise Organversagen zu erzeugen. Auch schmutzige Hände beim Einführen oder die Verwendung von Diaphragmen zur Verhütung erhöhen das TSS-Risiko.

Zu den Symptomen vom Vormittag haben sich in der Zwischenzeit Fieber, Schüttelfrost und ein sonnenbrandähnlicher Ausschlag gesellt. Zudem ist ihr Blutdruck abgefallen. Als der Frauenarzt das feststellt, zögert er nicht lange und schickt sie sofort in die Notaufnahme. Die junge Frau schwebt in Lebensgefahr.

Jede Sekunde zählt

Die nun vorhandenen Beschwerden passen zu einer lebensgefährlichen Erkrankung, dem Toxischen Schocksyndrom, kurz TSS oder auch Tamponkrankheit (siehe Box) genannt. Wird sie nicht rechtzeitig erkrankt und behandelt, sterben die Betroffenen innerhalb weniger Stunden an Kreislauf- und Organversagen.

Tatsächlich leidet die 16-Jährige an TSS. Die Notfallmediziner behandeln sie mit gleich zwei Antibiotika. Weil ihr Blutdruck weiter absackt, bekommt sie zusätzlich noch das Stresshormon Noradrenalin. So soll verhindert werden, dass ihre Organe zu wenig durchblutet werden.

Erfolgreiche Ursachensuche

Gleichzeitig rätseln die Mediziner weiter, was die Infektion ausgelöst haben könnte. Ein unsachlauter Umgang mit der Mens kann es nicht gewesen sein, weil die letzte Blutung der 16-Jährigen bereits drei Wochen her ist. Damit kann sie als Auslöser ausgeschlossen werden.

Der Hinweis des Mädchens, in ihrer Brust hätte sich im Laufe des Tages ein kleiner Knubbel gebildet, der weiter wachse, bringt die Ärzte schließlich auf die richtige Spur, wie es im Fachjournal "Oxford Medical Case Reports" heißt. Ultraschallbilder bestätigen die Aussage der jungen Frau und zeigen, dass sich in ihrer Brust neben diesem ertastbaren noch weitere Abszesse befinden.

Noch am gleichen Tag operieren die Ärzte diese aus ihren Körper und retten so das Leben der Patientin. Weiter untersuchen sie die darin befindliche Wundflüssigkeit. Diese bestätigt, dass sowohl Geschwulst als auch Entzündung durch Staphylococcus aureus verursacht wurden. Wie es zu dem Einschluss der Bakterien in der Brust gekommen ist, darüber können die Mediziner nur mutmaßen. Sie gehen davon aus, dass der Erreger über die Brustwarze in den Körper gelangt ist, wie so oft bei Abszessen in der Brust.