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Darum ist Peter Klien besser als das Ibiza-Video

"Willkommen Österreich" hat seinen kultigen rasenden Reporter an eine eigene Sendung verloren. Ihr Pech könnte unser Glück werden.

Heute Redaktion
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Peter Klien kopiert für seine neue Late-Night-Show "Gute Nacht Österreich" das Studio von US-Hosts a la John Oliver und dem deutschen Kult-Spaßmacher Harald Schmidt. Im blauen Anzug lässt der einen bösen Politiker-Witz nach dem anderen gewehrfeuerartig vom Stapel. Er versucht dabei nach dem Gießkannenprinzip alle zu treffen, nicht mal er selbst bleibt verschont.

"Wir sind eine Sendung wie Harald Vilimsky, voll gegen die ZiB2", witzelt er und vergleicht sich selbst mit dem Ibiza-Video, weil man ihn bisher auch nur immer vier Minuten am Stück gesehen habe.

Eine starke halbe Stunde mit einigen Durchhängern

Kliens bisherigen Außeneinsätze, in denen er Politiker beim Interview vorführte, waren oft extrem komisch und er hat sich damit zu recht einen Namen gemacht. "Gute Nacht Österreich" dauert aber eine starke halbe Stunde – da kann nicht jeder Witz gleich komisch sein.

Der Wahlkampf ist eine dankbare Zeit für böse Politikersatire. Und das nutzt Klien zu seinem Vorteil. "Im Wahljahr hat man die doppelte Arbeit, vor allem in der Buchhaltung", ätzt Klien zum Beispiel gegen die ÖVP. "HC Strache hat geschafft, was ich als Reporter nie geschafft hab. Er wird vom FPÖ-Parteitag ausgeschlossen", traf er ebenfalls ins Schwarze.

Gusenbauchers Fatshaming und Stenzels Windel

Doch hin und wieder lehnt er sich ein wenig weit aus dem Fenster. Wenn er sinniert, was sich Stenzel wohl beim Fakelzug der Identitären gedacht hat und "Wo ist der Bücherhaufen" und "Hab ich eh die richtigen Windlen an?" zur Auswahl stehen zum Beispiel. Alfred Gusenbauer fatzushamen, weil er inzwischen das Vierfache seine selbst sei, war ebenfalls nicht unbedingt ein Glücksgriff und Strache und Gudenus mit "Dumm und Dümmer" zu vergleichen war so platt, dass es kaum lustig war.

Nichtsdestotrotz gelangen Klien punktgenaue Treffer, er schöpfte aus dem reichen Fundus der österreichischen Polit-Absurditäten. "Gute Nacht Österreich" bediente sich dabei der Vorkommnisse der vergangener Wochen, Monate und Jahre. Wie Klien dieses Niveau Woche für Woche halten will, ohne dass ihm die Schmähs ausgehen, wird spannend werden.

Die Auftaktsendung war auf jeden Fall gelungen. Und was die Zukunft bringt? Man kann nur abwarten, sich zurücklehnen und Vodka-Redbull trinken.

Einige der besten Sager aus "Gute Nacht Österreich":

"Ohne den 12-Stunden-Tag würde die Korruptionsstaatsanwaltschaft nie fertig werden."

"Mir macht die Personaldecke in der FPÖ wirklich Sorgen. Die muss wirklich dünn sein, wenn sie den Kickl jetzt als Sympathieträger inszenieren."

"Schaut schlecht aus für die SPÖ. Thomas Drozda hat seine 217 Uhren schon auf fünf vor 12 gestellt."

"Kurz war persönlich bei Google, um den Falter aus den Suchergebnissen löschen zu lassen."

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