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Rambos belanglos-blutige Rache an Drogengangstern

Sylvester Stallone schlüpft für "Rambo: Last Blood" ein letztes Mal in die Rolle des traumatisierten Vietnamveterans.

Heute Redaktion
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Elf Jahre ist es her, dass der mittlerweile 73-jährige Stallone die wortkarge Kampfmaschine, die um einen Krieg überleben zu können bereits vier Mal selber zum Krieg geworden ist. Nun wird also, sofern man den Titel des Filmes richtig deuten kann, zum letzten Blutvergießen aufgerufen.

John Rambo lebt zurückgezogen auf einer einsamen Farm in Arizona (die eigentlich in Bulgarien steht, wo der Film zu großen Teilen gedreht wurde). Dort kümmert er sich um Pferde und lebt gemeinsam mit der Haushälterin Maria (Adriana Barraza) und deren Tochter Gabriella (Yvette Montreal) gemütlich in den Tag.

Als Gabriella auf der Suche nach ihrem Vater, der die Familie vor Jahren verlassen hat, in Mexiko in die Fänge eines brutalen Drogen- und Menschenhändlerkartells gerät, erwacht der hochdekorierte Elitesoldat in Rambo wieder zum Leben. Um seine Mission, Gabriella zu retten, erfolgreich zu erledigen, lässt er sich auch von Hundertschaften von bewaffneten Gangstern nicht aufhalten. Unterstützt wird er dabei lediglich von der Undercover-Journalistin Carmen Delgado (Paz Vegas).

Was ein sadistischer Kleinstadtsheriff, eine handvoll Vietcong-Soldaten und die russische Armee in Afghanistan nicht schaffen konnten, werden wohl auch ein paar kokaingeladene Kleinganoven nicht fertigbringen. Oder?

Rambo: Last Blood - Trailer

Mit der Rolle des John Rambo hat Sylvester Stallone einen Kult-Charakter erschaffen (bzw. der Literaturvorlage im ersten Teil Leben eingehaucht), der vor allem in den 1980ern das Action-Genre maßgeblich geprägt hat. War schon der vierte Teil ein etwas trauriger Versuch, aus dem Ruhm der Vergangenheit Kapital zu schlagen, so können auch die vermeintlich letzten Blutstropfen nicht mehr wirklich überzeugen.

Die Story, umgesetzt von Regisseur Adrian Grunberg (der als Regisseur bei einigen Narcos-Episoden viel Erfahrung mit süd- und mittelamerikanischen Drogenkartellen hat), wirkt leider platt und aufgesetzt. Im Film, speziell in der zweiten Hälfte, läuft die Handlung ohne viel Erklärung ab, alles passiert schnell, viel zu einfach und trotz der lauten und blutigen Action irgendwie komplett spannungs- und belanglos. Stallone selber war nie ein besonders guter Schauspieler und hat auch nie den Anspruch gestellt, einer zu sein. Das hat sich auch diesmal nicht wirklich geändert.

Einziger Lichtblick des Filmes ist der Teil, in dem Rambo seine unter der Farm gegrabenes Tunnelsystem für die Ankunft des Kartellmobs vorbereitet. Absicht oder nicht, man wird dabei an "Kevin - Allein zuhaus" erinnert, der das weihnachtliche Haus der McAllisters gegen den Einbruch der feuchten Banditen absichert. Nur baut Rambo keine Fallen aus Farbkübeln, Spielzeugautos und Murmeln, sondern nimmt dafür abgesägte Schrotflinten, C4-Sprengkörper und angespitzte Mistgabeln. Gefühlt gehen bei der Hasenjagd im unterirdischen Labyrinth mindestens 300 Kartellmitglieder drauf. Den Oberschurken Hugo Martinez (Sergio Peris-Mencheta) hat sich Rambo natürlich bis zum Schluss aufgehoben.

Fazit

"Rambo: Last Blood" wird sicher viele Fans ins Kino locken. Auch mehr als 30 Jahre nach Stallones Ausflug nach Afghanistan in "Rambo III" haftet dem Charakter noch ein gewisser Legendenstatus an. Das letzte Blutvergießen, so ehrlich muss man sein, hätte man sich eigentlich sparen können. Einen Gefallen hat sich damit nämlich niemand gemacht.

Wer sich den Streifen dennoch geben möchte, der kann das ab dem 20. September im Kino tun.