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Austro-Türken in Wien zeigen Tabu-Symbol bei Autokorso
Nach dem Wahlerfolg von Erdogan in der Türkei gab es für viele Austro-Türken kein Halten mehr. Einige rücken nun ins Visier des Verfassungsschutzes.
In Wien-Favoriten herrschte Sonntagabend nach der Stichwahl in der Türkei der absolute Ausnahmezustand, tausende Austro-Türken feierten dort die Wiederwahl Erdogans. Die Polizei musste einschreiten und die Massen-Versammlungen sowie das verursachte Stau-Chaos loslösen. Nun interveniert auch das Innenministerium.
Video-Nachforschungen wegen "Wolfsgruß" laufen auf Hochtouren
Wie das Innenministerium gemeinsam mit der Landespolizeidirektion Wien in einem Statement bekanntgab, schritten mehrere Einsatzkräfte am Sonntag nicht nur wegen den vielen Massen-Versammlungen oder Autokorsos im zehnten Wiener Bezirk ein. Auch der verbotene "Wolfsgruß" war bei dutzenden Wienern zu sehen.
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Da es sich um eine flüchtige Handbewegung handelt, konnten die Beamten nur bei eindeutigen Fällen durchziehen – unzählige Menschen wurden zur Anzeige gebracht. Weitere sollen folgen: Videos werden im Nachgang gesichert, Personen ausgeforscht und zur Anzeige gebracht. "Das Landesamt für Verfassungsschutz ist über die Vorfälle in Kenntnis", so das Innenministerium.
Das steckt hinter Tabu-Symbol
Aber warum eigentlich muss der Wolf als Symbol für eine mörderische, faschistische, nationalistische Politik herhalten? Wahrscheinlich entstand der Werwolf-Mythos, also die Verwandlung von Mann in Wolf, bereits in der Yamnaya-Hirtenkultur aus den asiatischen Steppen. Denn als Werwolf darf man tun, was einem sonst verwehrt ist: Morden, plündern, vergewaltigen. Die Männer der Yamnaya überfielen bereits vor 4500 Jahren auf schnellen Pferden und mit Reflexbögen bewaffnet die Ackerbauern in Europa. Sie metzelten die Männer nieder, brachten aber auch mit der indo-europäischen Sprache die Geschichte vom Werwolf.
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Seitdem kämpften die Krieger der Turk-Völker, der germanischen Stämme, vieler antiker Heere, einschließlich der Römer, als „Werwölfe". Selbst Dschingis Khan, vor weniger als 1000 Jahren der letzte Eroberer Europas aus den asiatischen Steppen, berief sich in seiner Kriegsstrategie auf den Wolf.
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"Demokratischer Rechtsstaat ist zu respektieren"
Zwar stehe für das BMI das friedliche Zusammenleben stets im Vordergrund, jedoch sei "der demokratische Rechtsstaat und seine Gesetze sind von allen Menschen, die in unserem Land leben, zu respektieren". Des Weiteren heißt es seitens des Innenministeriums, dass "die Verherrlichung einer extremistischen Ideologie durch das Zeigen des Wolfsgrußes klar unseren Gesetzen widerspricht und konsequent verfolgt wird."
Gerade aufgrund des 100-jährigen Bestehens der Republik Türkei barg die diesjährige Wahl Türkei-bezogene Propagandatätigkeiten – auch in Österreich. Damit verbunden sei ein integrationshemmendes Risiko bis hin zur Entstehung nationalistischer Echokammern. Unterstützt werden solche Mobilisierungsphänomene auch durch die Kommunikation in Messenger-Diensten und sozialen Medien. Durch das Zeigen des "Wolfsgrußes" können weitere Eskalationen gefördert werden, so das Innenministerium.