Österreich

Balkan-Bande ließ Schneesturm im Frühling über Wien los

Die Polizeiaktion "Archilles" legte mit einem Schlag 80 Dealern in Österreich das Handwerk. Ein angeklagter Serbe musste am Donnerstag vor Gericht.

Christian Tomsits
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Bei der internationalen Polizei-Aktion wurden 800 Verdächtige verhaftet.
Bei der internationalen Polizei-Aktion wurden 800 Verdächtige verhaftet.
Australian Federal Police / Zuma / picturedesk.com

Kryptohandys mit Geheimsoftware und kiloweise Koks im Kofferraum. Die Anklage gegen Nenad L.(28), genannt "Jagodinac" liest sich wie ein Netflix-Krimi. Doch der ihm von der Staatsanwaltschaft angelastete und über Wien losgelassene Schneesturm passierte tatsächlich. Und zwar zwischen April und Mai des heurigen Jahres. Verantwortlich dafür sei L. mit seiner Balkan-Bande – doch deren Big-Boss ist noch immer flüchtig. Nach ihm wird international gesucht.

DNA-Spur belastet Serben

Kurz vor seiner Festnahme soll der nun inhaftierte Serbe mit seinem ANOM-Phone  Chats mit Kollegen die letzten kiloschweren Deal mit Kokain, Heroin und Gras auf Schiene gebracht haben. Dann klickten für den 28-Jährigen die Handschellen. DNA-Spuren auf einem Streckmittel und eines der Kryptohandys konnten ihm zugeordnet werden.

Der Schlag gegen den Serben und weitere 800 Dealer weltweit war nur gelungen, weil Undercover-Beamte Handys mit spezieller Krypto-App in Drogenbanden, Biker-Gangs und Mafia-Clans eingeschleust hatten. Insgesamt nutzten schließlich 300 Verbrecher-Syndikate die AN0M-App. Dann kam es zum spektakulären internationalen Zugriff der Operation "Trojan Shield", die in Österreich unter dem Decknamen "Archilles" lief.

Elmar Kresbach vertrat den mutmaßlichen Dealer.
Elmar Kresbach vertrat den mutmaßlichen Dealer.
Heute

Vor Gericht bekannte sich L. "zu 70 Prozent" schuldig. "Auf sein Handy hatte noch ein anderer Zugriff. Nicht alle Deals gehen auf seine Kappe", erklärte Elmar Kresbach. Das Anwalts-Urgestein stand dem Angeklagten am Donnerstag am Wiener Landesgericht zur Seite. "Ich wollte meine Familie durchbringen, mein Vater war erst kürzlich verstorben", sagte der Dealer. Das Gericht ließ sich davon nicht erweichen. Das Urteil: Fünf Jahre unbedingte Haft – bereits rechtskräftig.