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Darum stehen Frauen auf narzisstische Männer

Heute Redaktion
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Frauen wollen narzisstische Männer nach einem ersten Date eher wiedersehen als andere. Ein Psychiater erklärt, wann Narzissmus krankhaft ist und was das für eine Beziehung bedeutet.

Überheblichkeit, mangelnde Empathie, das Bedürfnis, immer und überall bewundert zu werden, und häufiger Neid auf andere: Jemanden mit diesen Eigenschaften möchte man eigentlich kein zweites Mal auf ein Date treffen – könnte man meinen, stimmt aber nicht. In einer noch unveröffentlichten Studie fanden Forscher der Universität Münster heraus, dass Männer, die sich selbst als narzisstisch beschreiben, beim Speed-Dating besonders gute Eindrücke hinterlassen und von Frauen als sehr attraktiv wahrgenommen werden. So tendieren Frauen dazu, gerade diese Männer eher wiedersehen zu wollen als andere, wie das Online-Wissenschaftsportal Spektrum.de schreibt. Umgekehrt gilt das übrigens nicht: Frauen, die sich als Narzisstinnen bezeichnen, kommen bei Männern weniger gut an.

Laut Erich Seifritz, Direktor an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, ist es gut möglich, dass Frauen Narzissten erst einmal anziehend finden: "Diese Menschen können durch das andauernde Streben nach Anerkennung und Gefallen mitunter unterhaltsam, humorvoll und interessant sein." So könnten narzisstische Züge bis zu einem gewissen Grad durchaus eine verführerische Wirkung haben. Später werde in ausgeprägten Fällen dann die Kränkbarkeit der narzisstischen Personen zum Problem - ebenso die fehlende emotionale Wärme, wie Seifritz erklärt.

Kritikunfähig und aggressiv

Laut Spektrum.de verhält sich ein narzisstischer Partner von diesem Zeitpunkt an zumeist rücksichtslos, drohend, abwertend, manipulativ sowie egozentrisch. Die Gespräche lenkt er immerzu auf sich, seine Meinung betrachtet er als die einzig richtige, und mit Kritik kann er kaum umgehen. In diesem Fall reagiert ein narzisstischer Partner aggressiv und droht wiederholt mit Trennung. Der anfängliche Charme schwindet, Komplimente und anschließende Kritik am Partner werden gezielt dazu benutzt, diesen zu verunsichern, so dass er sich häufig die Frage stellt, ob er überhaupt noch geliebt wird.

Psychiater Seifritz fügt an, es sei wichtig, zwischen der krankhaften narzisstischen Persönlichkeitsstörung und Narzissmus als Charaktereigenschaft zu differenzieren. "So können narzisstische Züge durchaus etwas Positives haben. Sie können einen gesunden Ehrgeiz fördern und die Leistungsbereitschaft unterstützen." Würden diese Charaktereigenschaften ein bestimmtes Maß überschreiten und die Selbstverliebtheit rücke in den Vordergrund, könne dies für die betroffene Person jedoch sozial hinderlich werden, so Seifritz.

Paartherapie kann manchmal helfen

"Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zeigen ein mangelndes Einfühlungsvermögen für andere Menschen und zeichnen sich durch stetiges Imponiergehabe aus, das geht bis hin zu Hochstapelei", erklärt Seifritz. Narzisstische Personen seien zudem oft sehr schnell kränkbar, insbesondere dann, wenn sie sich in Frage gestellt fühlten. In ausgeprägten Fällen schließlich könnten Narzissten auch die Umgebung missbrauchen, um sich selbst zu erhöhen.

Seifritz rät, solche Themen in Paarbeziehungen anzusprechen: "Wenn die narzisstischen Züge für die Beziehung ein Problem werden, man aber kaum darüber sprechen kann, weil der Betroffene keine Einsicht hat, kann eine Paartherapie helfen." Die Prognose hänge vom Schweregrad des Narzissmus, vom Partner sowie von der sozialen Situation und dem Alter der narzisstischen Person ab. Nicht immer aber ist eine Beziehung zu retten. Seifritz: "Das Ziel der Paartherapie und Behandlung kann sowohl der Erhalt als auch die geordnete Auflösung der Beziehung sein."

Sekundäre Symptome wie Depression

Und was, wenn man befürchtet, selbst betroffen zu sein? Laut Seifritz eine Frage, die sich kein krankhafter Narzisst schnell stellt: "Eine gesunde Portion Narzissmus kann förderlich sein. Wenn es ins Krankhafte geht, verlieren die Betroffenen meistens die Einsicht und begeben sich folglich auch nicht in Behandlung. Ein Leidensdruck entsteht oft erst durch die Reaktion der Umgebung, etwa wenn es zu Problemen am Arbeitsplatz kommt, oder wenn sich der Partner von einem trennt." Darüber hinaus könne die mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung verbundene eingeschränkte Anpassungsfähigkeit an eine sich ändernde Umgebung oder an Stress zu sekundären psychischen Symptomen wie Depression, Suchtverhalten bis hin zu suizidalen Krisen und Handlungen führen.

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