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Dead or Alive 6 im Test: Mehr Action statt Brüste

Der Japan-Prügler Dead or Alive 6 will weg vom Sex-Image. Dementsprechend liegt der Fokus auf Action und nicht auf großen Brüsten.

Heute Redaktion
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Die japanische Kampfspielreihe Dead or Alive ist nicht nur eine der besten, sondern auch kontroversesten. In 3D-Matches verteilen die Spielfiguren Schläge und Tritte und geizen dabei auch nicht mit Reizen. Seit Teil 1 vor über 20 Jahren hüpften die übergroßen Brüste der fast nackten Kämpfer-Frauen auch in allen Fortsetzungen wild über den Schirm.

Das ändert sich nun mit Teil 6 für PC, PlayStation 4 und Xbox One. Nacktheit und außer Kontrolle geratene Oberweiten sind fast futsch, sexy Outfits und Reize gibt es aber weiterhin. Viel stärker wird aber auf den Kampf fokussiert. Spielfiguren zeigen nach harten Schlägen nun Verletzungen, eine vereinfachte Steuerung lädt auch Einsteiger ein.

Dead or Alive bleibt zwar dem Gameplay der Serie treu, definiert aber auch vieles neu. Noch nie war ein ernstzunehmendes und komplexes Kampf-Spiel so leicht zugänglich. Dead or Alive 6 schafft einen tollen Spagat: Neulinge lernen die Steuerung schnell, Profis haben trotzdem ihre beinharte Herausforderung. Das stellt der Modus "DoA Quest" sicher, der neben dem eigentlich Tutorial auch eine Art Lernmodus ist. In rund 100 Missionen mit wechselnden Kämpfern kann hier jeder Grundlagen und Fortgeschrittenes lernen. Die Quests ist dabei keineswegs fad: Die Missionen sind nett gestaltet, das zu Lernende steigt bei der Schwierigkeit gleichmäßig an und gleichzeitig schaltet man Kostüme für die Kämpfer frei.

Perfektes Profi-Prügelspiel für Anfänger

Etwas kurios mutet die Punktevergabe an. Mit den Punkten können die angesprochenen Kostüme freigeschaltet werden. Während man im "Quest"-Modus pro nur minutenkurzer Mission fast genug Punkte für ein Kostüm erkämpfen kann (sie kosten zwischen 200 und 1.000 Punkte), sind die anderen Modi nicht so belohnend. Im Arcade- oder Survival-Modus gibt es nämlich nur einen Punkt pro abgeschlossener Aufgabe, die wiederum weit länger als eine Quest-Mission dauert. Doch selbst Anfänger können sich durch alles durchkämpfen, denn das Tutorial listet jeden noch so kleinen Trick und Kniff akribisch auf.

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Diese etwas kuriose Punktevergabe hat auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Nämlich jenen: Anfänger feiern in den Quests schnell Erfolge, lernen dabei immer komplexere Angriffe und werden mit Kostümen belohnt. Das hält das Spielgefühl frisch, auch wenn es später in härtere Matches geht. Würde der Modus nicht tolle Belohnungen bieten und der Neuling hier lernen, wäre er wohl schnell übersprungen. Und dementsprechend kassiert man als Neuling später Niederlage um Niederlage, bis man das Spiel frustriert zur Seite legt. So gesehen ist Dead or Alive 6 das perfekte Profi-Prügelspiel für Anfänger.

Neue Dimension des Prüglers

Daneben ist Dead or Alive 6 das einzige Kampfspiel, das Verteidigung ebenso wichtig wie Angriff macht und dabei eine enorme Komplexität zeigt. Anhand der Bewegungen des Gegners lässt sich ablesen, ob im nächsten Moment ein hoher, mittlerer oder tiefer Angriff erfolgen wird. Entsprechend können Zocker reagieren und die Attacke kontern. Das klingt einfach, erfordert aber Fingerspitzengefühl. Funktioniert es aber und durchbricht man damit eine eigentlich verheerende Kombo des Gegners, eröffnet sich eine ganz neue Dimension des Prüglers.

Beeindruckend ist auch, wie verschieden sich die 27 Kämpfer in Dead or Alive 6 spielen. Nicht nur Schläge und Tritte sind jeweils einzigartig, auch die übrigen Bewegungen sind auf jeden Charakter eigens zugeschnitten. So macht das Experimentieren Freude. Keine Angst, auch mit einem neuen Charakter hat man eine Kombo schnell drauf. Dafür sorgt die neue Mechanik "Fatal Rush". Wer mehrmals auf einen Button statt eine Folge von verschiedenen Knöpfen drückt, löst trotzdem eine simple Kombo aus, die zwar komplexen Angriffsfolgen unterlegen ist, aber für Erfolge bei Anfängern sorgt.

Hier kommt die wahre Kombo

Eine ebenfalls neue Mechanik, die "Break Gauge", geht da noch einen Schritt weiter. Bei Angriffen füllt sich eine spezielle Leiste auf. Ist sie voll, kann man mit einem Button-Druck einen fatalen Angriff ausführen, der visuell zum Eindrucksvollsten zählt, was Dead or Alive 6 zu bieten hat. Wer schlau ist, kann das auch anders nutzen: Ist die Leiste nur zum Teil gefüllt, kann man die angesammelte Energie auch dazu nutzen, starke Angriffe des Gegners abzuwehren. Strategisch hat DoA6 trotz einfachen Zugangs tolle Möglichkeiten zu bieten.

Neue Maßstäbe setzt das Spiel auch bei der Darstellung der Figuren. Noch nie sahen Kämpfer dermaßen gut aus, wie sie es in Dead or Alive 6 tun. Die Grafik ist unglaublich scharf, die Bewegungen sind extrem flüssig und die Abläufe realistisch wie nie. Auch die Umgebungen sind gut umgesetzt und zerstörbar sowie dynamisch, werden aber von den Figuren weit in den Schatten gestellt. Die Story kann da aber nicht mithalten. Sie dreht sich hauptsächlich um die weiblichen Neulinge Honoka, Marie Rose und Nico, bleibt aber flach, auch wenn sie zahlreiche Stränge bietet. Für jeden Charakter gibt es eine eigene Storyline, die aber meist nur aus kurzen Clips und folgenden Kämpfen besteht. Wenn Bedeutendes geschieht, ist zudem etwas Wissen über die DoA-Serie nötig, um das verfolgen zu können.

Das derzeit beste Kampfspiel der Welt

Zurück zum Kern des Spiels: Selbst Spieler, die mit Kampf-Games nicht wirklich etwas anfangen können, werden von Dead or Alive 6 begeistert sein. Die Grafik sucht ihresgleichen, die Soundeffekte sind bombastisch. Neu sind auch Zeitlupenmomente bei Attacken, die passend, aber nicht exzessiv genutzt werden. Das Highlight ist aber ein neues Schadensmodell, das Verletzungen sichtbar macht. Attackierte Kämpfer tragen Schrammen und Blutflecken davon, die realistisch und nicht übertrieben wirken. Sitzt ein Schlag oder Tritt, sieht man zudem, wie die Haut an der getroffenen Stelle nachgibt und verformt.

Letztlich ist Dead or Alive 6 ein Muss, auch wenn man bisher die Finger von Fighting-Game gelassen hat. Sowohl Neulinge als auch Profis finden ihre ganz eigenen Herausforderungen, die Offline- und Online-Modi versprechen Spielspaß über Stunden und Tage. Und der Sex? Ja, die Brüste sind nicht mehr dermaßen enorm und wackeln in alle Richtungen, wie man es von vorherigen Teilen kennt. "Sexy" ist das Spiel trotzdem. Die Figuren, auch die männlichen, sind teils sehr knapp bekleidet, eingeölte Haut blitzt wohin man schaut und die Kamera fährt auch gerne mal unter Miniröcke oder Dekolletés. Das kann man ablehnen. Oder man sieht es als Tradition und bekommt das beste Kampfspiel unserer Zeit.

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