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"Sieht scheiße aus. Aber rettet mein Leben."
Eine deutsche Präventionskampagne zeigt Models mit Fahrradhelm – und in Unterwäsche. In der Politik und auf Social Media gibt's dafür Kritik und Spott.
"Looks like shit. But saves my life." oder auf Deutsch: "Sieht scheiße aus. Aber rettet mein Leben." Unter diesem nicht gerade in typischer Beamtensprache formulierten Slogan fährt das deutsche Bundesverkehrsministerium zurzeit eine Kampagne, die vor allem junge Leute dazu bringen soll, beim Fahrradfahren öfter einen Helm zu tragen.
Zu sehen sind leicht bekleidete weibliche und männliche Models mit Helm auf dem Kopf – darunter die 18-jährige Alicija Köhler, die derzeit als Kandidatin bei "Germany's Next Top Model" (GNTM) mitmacht. Die Aktion solle zeigen, dass Sicherheit wichtiger sei als Eitelkeit, schreibt das Ministerium. Dass die vom britischen Star-Fotografen Rankin verführerisch in Szene gesetzten Models nur Unterwäsche tragen, passt dabei für manche nicht ganz ins Bild.
Die Kampagne sei "peinlich, altbacken und sexistisch"
Andreas Scheuer (CSU) ist als Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur der verantwortliche Politiker hinter der Kampagne – und er muss einiges an Kritik einstecken. Zwar spreche die Kampagne das richtige Thema an, sagte SPD-Fraktionsvize Katja Mast der "Passauer Neuen Presse". Die Bilder aber findet sie "peinlich, altbacken und sexistisch". Und weiter: "Halbnackte Frauen und Männer sollten nicht mit Steuergeldern auf Plakate gebannt werden."
In den sozialen Medien regen sich die User ebenfalls über die Bilder auf und machen sich über die Kampagne lustig:
Auch die Zusammenarbeit mit GNTM ruft die Kritiker auf den Plan:
Die gemeinsam mit GNTM umgesetzte Plakataktion hat das Verkehrsministerium 400.000 Euro gekostet – allerdings beteuert das Ministerium, dass dabei kein Geld an die Fernsehsendung geflossen sei.
Scheuers Kabinettskollegin Franziska Giffey von der SPD macht einen Gegenvorschlag:
Nach der heftigen Kritik an der Kampagne verteidigt das Bundesverkehrsministerium die Motivwahl. Mit den Bildern solle eine "schwer erreichbare Zielgruppe angesprochen werden", nämlich die der 17- bis 30-Jährigen, so eine Sprecherin. Das Ministerium sei "überzeugt", diese junge Zielgruppe mit der Kampagne auch anzusprechen. Und doch: "Es ist so, dass wir die Kritik absolut nachvollziehen können", sagte die Sprecherin weiter. Allerdings solle die Kampagne "aufrütteln und polarisieren" sowie "Aufmerksamkeit erzeugen". Und das passiere auch. In der jungen Zielgruppe tragen nach Angaben des Verkehrsministeriums nur acht Prozent einen Fahrradhelm.
Der Verkehrsminister selbst sieht die Aufregung über die Kampagne positiv. Er freue sich, dass sie von Werbeprofis gut aufgenommen und als mutig bezeichnet werde, sagte Andreas Scheuer (CSU). Es tue ihm leid, wenn sich jemand von der Kampagne verletzt fühle.
(20 Minuten)
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(rfr)