Wien

"Scheiß Transen": Wiener in Club beleidigt, geschlagen

Beschimpft und verletzt wegen sexueller Orientierung: Beim Schutz von Wiens LGBTQ Community sieht Mario Lindner (SPÖ) Versagen und zu viele Ausreden.

Heute Redaktion
Wien nennt sich gern "Regenbogenhauptstadt" - doch Wien sei Schlusslicht im Schutz für die "Regenbogen-Community", monieren nun hingegen Kritiker.
Wien nennt sich gern "Regenbogenhauptstadt" - doch Wien sei Schlusslicht im Schutz für die "Regenbogen-Community", monieren nun hingegen Kritiker.
LGBT

"Scheiss Transen“ wurden Anfang Juni 2023 drei Wiener beim Verlassen eines Clubs genannt. "Als wir nach dem Feiern die Stiegen hinaufgegangen sind, wurden wir beschimpft, woraufhin wir mehrere Male ins Gesicht geschlagen wurden (Ich und mein männlicher Mitbewohner, meine weiblichen Mitbewohner wurde verschont). Nachdem mein Mitbewohner zu Boden ging und ich eine Treppe hoch geflüchtet bin, sind die drei Unbekannten nach oben geflüchtet. Mein Mitbewohner hat ein blaues Auge und mehrere blutige Verletzungen im Gesicht. Ich persönlich habe keine sichtbaren Schäden, aber Schmerzen in der linken Gesichtshälfte und wahrscheinlich eine kleine Gehirnerschütterung“, so ein Gewaltopfer aus der LGBTQ-Community Wiens. Keine Überraschung, so Kritiker.

"Das letzte Jahr war insbesondere geprägt von der Untätigkeit der schwarz-grünen Bundesregierung beim Schutz der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- identen, intergeschlechtlichen und queeren Menschen – bis heute sind der volle Schutz vor Diskriminierung, das Verbot von Konversionstherapien und das Gesetz zum Schutz inter- geschlechtlicher Kinder nicht Realität", so das bittere Fazit von SPÖ-Sprecher für Gleichbehandlung, Diversität und LGBTIQ Bundesvorsitzender der SoHo Österreich Mario Lindner.

"Innenministerium weigert sich transparent zu arbeiten"

Bereits zum dritten Mal hat die sozialdemokratische LGBTIQ-Organisation SoHo Österreich und der SPÖ-Parlamentsklub  den Bericht zur Lage der LGBTIQ- Community vorgelegt. Bemängelt werden nicht nur der mangelnde Schutz sondern auch fehlende Transparenz: In den vergangenen Jahren hatte Lindner im Zuge des Berichts auch die statistische Entwicklung der Anzeigen wegen Hassverbrechen präsentiert.

"Das ist heuer nicht möglich, da der Innenminister sich erstmals weigert, dem Parlament gegenüber transparent zu arbeiten und parlamentarische Anfragen ordnungsgemäß zu beantworten: „Dass der Minister schlechte Presse vermeiden und die Zahlen später mit seiner eigenen Interpretation veröffentlichen will, ist keine Ausrede – wir bereiten dagegen rechtliche Maßnahmen vor“, betonte Lindner.

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    Das Parkhotel Schönbrunn wird am 28. Jänner 2023 in den Farben des Regenbogens erstrahlen.
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    Foto: HOSI Wien

    "Aber auch die Weigerung des Innenministeriums, transparent über Hasskriminalität zu informieren, und die zunehmenden rechten Angriffe auf trans*Personen sorgen für massive Herausforderungen für die LGBTIQ-Community!" So seien seit dem Sommer 2022 die Angriffe auf LGBTIQ-Personen vielfältiger geworden. Besonders sichtbar waren die Angriffe auf die Kinderbuchlesung von Candy Licious. Sie wurde in der Wiener Türkis-Rosa-Lila Villa im April 2023 zum zentralen Angriffspunkt rechter Gruppen. Warum? Weil sie Kindern vorlas und einige Menschen befürchteten, sie würde "Kinder verderben."

    Zu beklagen seien Vandalismus, öffentliche Beschimpfungen und gewaltsame Angriffe. Der jährliche "Annual Review“ der ILGA Europe sortiert Österreich auf dem 19. Platz beim Schutz von LGBTIQ-Personen  ein – Österreich sei damit Schlusslicht bei der Gleichstellung in Mittel- und Westeuropa. Besonders oft attackiert sei in den letzten Wochen das Vereinszentrum der HOSI Wien worden, so die Autoren des Berichts.

    Auch der Szene-Treffpunk, das Lokal "Gugg“ sei mit Eiern beworfen worden, Gäste seien aus vorbeifahrenden Autos beschimpft und die Fahne am Gebäude insgesamt vier Mal aus der Wand gerissen und zerstört worden. "Die enorme Zunahme von Hassverbrechen, Diskriminierungen und in vielen Fällen leider sogar Gewalt sorgt heute dafür, dass immer mehr Menschen sich nicht sicher fühlen."

    Traurige Tatsachen sind Queerfeindlichkeit, Hasskriminalität und fehlender Schutz

    "Die traurige Tatsache ist: Queerfeindlichkeit, Hasskriminalität und fehlender Schutz gehören für viele Menschen zum Alltag – die stetige Zunahme von Hate Crime und Diskriminierung stellt für immer größere Teile der Community eine enorme Belastung dar“, so Lindner, der ein umfassendes Eingreifen der Politik fordert.

    Von der Politik fordert Lindner mit einer "To-do-Liste für die Bundesregierung" einen Nationalen Aktionsplan gegen Hass und ein gesetzliches Diskriminierungsverbot sowie das Verbot von Konversionstherapien, den Schutz intergeschlechtlicher Kinder und die Entschädigung homosexueller Unrechtsopfer.

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