Gesundheit

Infektiologen warnen vor eskalierender Corona-Situation

Drei maßgebliche infektiologische Fachgesellschaften aus Österreich haben sich jetzt in einem offenen Brief zu Wort gemeldet.

Christine Scharfetter
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Infektiologen aus Österreich stellen klar, es gibt keine Alternative zur Impfung.
Infektiologen aus Österreich stellen klar, es gibt keine Alternative zur Impfung.
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Immer noch ist die Skepsis gegenüber den Impfstoffen gegen das Coronavirus bei einem nicht unwesentlichen Teil der österreichischen Bevölkerung groß. Fast 30 Prozent haben bis jetzt noch keine einzige Corona-Impfung erhalten. Sie machen auch den größten Teil der Infizierten und ICU-Patienten aus. Angesichts dessen und der deshalb "eskalierenden Corona-Situation" sowie der emotionalen und polarisierenden Diskussionen darüber meldeten sich jetzt drei maßgebliche infektiologische Fachgesellschaften aus Österreich in einem offenen Brief zu Wort.

Sie wollen die Fragen zur Prävention von Corona-Infektionen beantworten und weisen auf die hohe Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe vor allem bei der Vermeidung von schweren und tödlichen Verläufen sowie auf die Schlüsselstellung der Impfung hin.

Es gibt keine Alternative zur Impfung

In neun Punkten erläutern die Österreichische Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie (ÖGACH), die Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT) und die Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP), dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative zur Impfung gibt und die Bedeutung anderer Hygienemaßnahmen wie Abstandhalten, Tragen einer FFP2-Maske, Händehygiene und Lüften von Innenräumen.

"Gesundheitsgefährdendes Potential"

Infektionen würden zwar auch bei Geimpften vorkommen, seien aber seltener und würden in der Regel zu einem leichteren Verlauf der Erkrankung führen als bei nicht-geimpften Personen, schreiben die Experten in dem Brief. In einem Punkt heißt es außerdem: "Aufrufe und Empfehlungen zur Prävention und Behandlung von Covid-19, die nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen, werden von den unterfertigenden Fachgesellschaften nicht nur als sachlich falsch wahrgenommen, sondern in Hinblick auf deren polarisierendes und gesundheitsgefährdendes Potenzial schärfstens abgelehnt."

Der offene Brief im Wortlaut

➤ Wirksamkeit von derzeit in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffen in der Vermeidung von Covid-19 ist hoch, im Besonderen in Bezug auf schwere und tödliche Krankheitsverläufe.
➤ Die Schlüsselstellung der Impfung zur Prävention von Corona-Infektionen ist zum jetzigen Zeitpunkt sowohl für Einzelpersonen als auch für die gesamte Gesellschaft ohne Alternative.
➤ Die Datenlage zur Effektivität und Verträglichkeit von Covid-19-Impfstoffen ist exzellent und in der globalen, evidenzbasierten wissenschaftlichen Gemeinschaft unbestritten. Dem schließen sich die unterfertigenden Fachgesellschaften ÖGACH, ÖGIT und ÖGHMP vollinhaltlich an.
➤ Infektionen bei Geimpften kommen vor, sind aber seltener und in der Regel leichter im Verlauf als die Erkrankung bei nicht-geimpften Personen. Bei vollimmunisierten Personen ist die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu versterben, lediglich bei sehr alten bzw. immungeschwächten Patient*innen in seltenen Fällen gegeben.
➤ Personen nach dem Erhalt von 2 Teilimpfungen übertragen das Virus im Falle einer Infektion in der Regel weniger stark als nicht-geimpfte Personen. Nach der 3. Teilimpfung findet sich eine weitere signifikante Abnahme des Infektionsrisikos sowie von schweren und tödlichen Infektionsverläufen. Damit leisten Geimpfte den Hauptbeitrag zur Eindämmung der Pandemie.
➤ Kritische wissenschaftliche Publikationen zu diesen Themenkomplexen werden innerhalb der angeführten Fachgesellschaften auf Basis des evidenzbasierten Kenntnisstandes diskutiert und gegebenenfalls für die allgemeine Meinungsbildung akzeptiert.
➤ Aufrufe und Empfehlungen zur Prävention und Behandlung von Covid-19, die nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen, werden von den unterfertigenden Fachgesellschaften nicht nur als sachlich falsch wahrgenommen, sondern in Hinblick auf deren polarisierendes und gesundheitsgefährdendes Potential schärfstens abgelehnt.
➤ Die notwendigen Erfordernisse und Maßnahmen zur Kontrolle der Pandemie sowie deren politische und gesellschaftliche Umsetzungen müssen zeitnah und effektiv durchgeführt werden. Darüber hinaus müssen diese in direkter und zeitnaher Abstimmung mit den jeweils zuständigen Expert*innen aus den Bereichen Infektiologie, Virologie, Epidemiologie, Hygiene und Präventivmedizin, Vakzinologie und Public Health erfolgen.
➤ Zusätzlich ist das Einhalten der seit Beginn der Pandemie empfohlenen Hygiene-Maßnahmen wie z.B. Abstandhalten, das Tragen einer FFP-2-Maske, Händehygiene und Lüften von Innenräumen ein wesentlicher Beitrag zur Eindämmung der Pandemie.