Tiere

Jägerin nimmt mutterloses Rehkitz bei sich auf

Heute Redaktion
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In der Gemeinde Zillingdorf lebt ein ganz besonderes Damentrio: Jungjägerin Michaela, Labradorhündin Hex und – seit Mai – das neun Monate alte Reh Capri.

Eigentlich dürfte Capri nicht mehr am Leben sein. Das Rehkitz verlor gleich bei der Geburt seine Mutter. Auf sich alleine gestellt wären seine Tage gezählt gewesen. Jungjägerin Michaela konnte das Tier jedoch nicht seinem Schicksal überlassen. Sie nahm Capri bei sich auf. Seitdem gibt es die 45-jährige Niederösterreicherin nur noch im Dreierpack mit Hund und Reh.

Rehmama wurde angefahren

Wie kams? Aufmerksame Fußgänger entdeckten vergangenen Mai Capris Mutter schwer verletzt in der Leitha (Niederösterreich). "Vermutlich ein Verkehrsunfall", so die 45-jährige Ziehmama Michaela. Im Bauch des angefahrenen Tiers – Rehkitz Capri.

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Die Fußgänger taten genau das Richtige, so Michaela, und verständigten den Jagdleiter der Gemeinde. Dieser "erlöste" die schwer verletzte, schwangere Rehkuh und holte Capri zur Welt – doch was tun mit dem Rehkitz?

"Mit einem Bürojob würde das nicht gehen"

Michaela nahm das junge Reh bei sich auf. Grundsätzlich nicht erlaubt in Österreich, aber mit einem Augenzudrücker vom Jagdleiter der Gemeinde genehmigt. "Capri" wächst nun mit Labrador-Hündin "Hex" auf. Sich um ein Reh zu kümmern, ist keine leichte Aufgabe, so Michaela. "Die ersten vier Tage hat Capri alle zwei Stunden Milch bekommen. Danach alle drei Stunden. Das ging so von Mai bis November", erzählt die 45-Jährige. Das wäre mit einem Bürojob unmöglich gewesen, ist sich die Niederösterreicherin sicher.

Die Jungjägerin arbeitet bei der Gemeinde Zillingdorf, erledigt alles, was in der Gemeinde so anfällt – von Straßen- über Reparatur- bis Reinigungsarbeiten. Es gibt wohl kaum etwas, das die 45-Jährige nicht kann.

Capri nicht zum Abschuss freigegeben

Die drei Damen – vor allem Capri und Hündin Hex, verbringen viel Zeit miteinander. Sie gehen spazieren, suchen gemeinsam Futter und spielen. Capri hat ständigen Zugang zum Haus und einen eigenen Garten, den Jägerin Michalea gerade herrichtet. Das Rehkitz ist Menschen gegenüber scheu. Nur Michaela vertraut sie.

Ziel ist es, Capri wieder auszusetzen. Geschossen darf sie künftig jedoch nicht werden. "Da Capri gar nicht auf der Welt hätte sein sollen, ist sie auch nicht zum Abschuss freigegeben", erklärt die Ziehmama. Vor der nächsten Jagdsaison bekommt Capri Ohrmarken – auf jedem Ohr eine. Die Jäger der Gemeinde wissen damit Bescheid.

Was tun, wenn Sie ein Rehkitz finden?

Sollten Sie ein unbeaufsichtigtes Rehkitz entdecken, "fassen Sie es nicht an!", betont Jungjägerin Michaela. "Rufen Sie den Jagdleiter der Gemeinde oder wenden Sie sich an die Polizei, die haben die Nummer des Jagdleiters aufliegen". Die Eltern des Tieres würden ihr Baby verstoßen, wenn es nach Menschen riecht. Ein sicheres Todesurteil für ein Rehkitz.

"Capri" ist übrigens die Abkürzung für "Capreolus capreolus". Dem Fachbegriff für Reh.