Szene

Jan Josef Liefers macht in Wien Unmögliches möglich

Heute Redaktion
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Präimplantationsdiagnostik: ein Wort, das gleichermaßen erschauern wie hoffen lässt und am Dienstag als szenische Lesung sechs Schauspieler auf die Bühne der Wiener Stadthalle holt.

Erzählt wird in "Die Unmöglichen" vom (fiktiven) Lebensweg eines Paares (Claudia Michelsen, August Zirner), das an der Erbkrankheit Mukoviszidose leidet und per In-vitro-Fertilisation ein Kind zeugen will. Drei Embryonen entstehen, aber nur einer wird eingepflanzt. In diesem Moment beginnt eine Reise durch deren mögliche Lebensrealitäten: Da ist Macher Max (Devid Striesow), der musikalisch begabte Fabian (Ronald Zehrfeld) und Amelie (Meret Becker), die Tochter mit Down-Syndrom. Bleibt nur die Frage: Welches Leben ist trotz allem das lebenswerteste?

Als Erzähler setzt "Tatort"-Star Jan Josef Liefers das auserwählte Kind und "Die Unmöglichen" in Szene. Er nimmt die Fäden, die bei ihm zusammenlaufen, mit Bedacht auf. "Heute" hat mit ihm über Designer-Babys, Glück und Co. gesprochen.

Das Designer-Baby ist keine Utopie mehr – was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an die Möglichkeit denken, die Natur so beeinflussen zu können?

Jan Josef Liefers: Ethische Bedenken haben Wissenschaftler noch nie daran gehindert, ihre Erkenntnisse schlussendlich mit den grauenhaftesten Zwecken zu verbinden. Deshalb habe ich keinen Zweifel, dass auch in dieser Frage in absehbarer Zeit genetische Optimierungen angeboten werden, als wären es kosmetische Korrekturen. Allerdings wird es nicht so weit kommen, dass Babys komplett durchdesignt werden.

Man spricht nicht darüber, aber: Ist es nicht zutiefst menschlich – hätte man die Wahl –, sich ein gesundes Kind zu "kreieren" anstatt eines kranken?

Das Risiko der Vererbung bekannter, genetischer Defekte auf unseren Nachwuchs auszuschalten, wenn das möglich ist, erscheint verführerisch und auf jeden Fall menschlich.

Wie viel komödiantischer Versatz ist bei einem so ernsten Thema erlaubt beziehungsweise notwendig?

Sie befürchten, der Abend könnte zu vergnüglich werden? Das würde ich nicht als Gefahr sehen, denn die Geschichte selbst lässt einem das Lachen immer wieder im Halse stecken bleiben. Am Ende ist alles genauso ernst, wie Sie es nehmen.

"Was macht glücklich?" ist eine zentrale Frage der Lesung. Was macht Sie glücklich?

Je älter ich werde, desto einfacher werden die Dinge, die mich glücklich machen. Freundlichkeit, ein toller Rotwein, ein langer Lauf morgens am Fluss entlang oder durch den Wald, gute Gespräche mit Freunden und der Anblick meiner vier genetisch nicht frisierten Kinder. Und gelegentlich nach Wien zu reisen, immerhin war mein Urgroßvater ein Wiener, der dann nach Sachsen ging, wo meine Uroma seinem Schmäh erlag.

Für die szenische Lesung am Dienstag (11.6.) gibt es nur noch wenige Restkarten. (mado)

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