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Leidest du am Fashion-Imposter-Syndrom?

Heute Redaktion
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Bild: Unsplash

Eine neue Studie der Harvard-University zeigt: Wer sich nach dem Shoppen eines teuren Teils mies fühlt, leidet vielleicht an der modischen Variante des Hochstapler-Syndroms.

Auf diesen Moment hast du so lange gewartet: Du läufst ehrfürchtig in den Gucci-Store, kaufst dir endlich die "Soho-Disco" Bag, von der du seit Jahren geträumt hast und bist beim Verlassen dieser edlen Örtlichkeit der glücklichste Mensch der Welt – bis du zu Hause bist und die Tasche in den Schrank stellst.

Bei jedem Öffnen der Schranktüren fragst du dich nämlich, wie du dieses schicke Ding, das so viel Klasse ausstrahlt, mit all deinen labbrigen Kleidungsstücken aus dem Second-Hand-Laden kombinieren sollst. Also lässt dus ganz sein. Mit jeder Woche die vergeht, bist du überzeugter davon, dass so eine Tasche einfach nix für dich ist.

Du Hochstaplerin!

Doch dann: endlich eine Gelegenheit. Der Abschiedsaperol deines Kollegen. Du schleichst mit der Tasche in die Kneipe. "Die schauen bestimmt nicht mich an", versuchst du dich selbst zu beruhigen, als dich die Blicke der Menschen am Eingangsbereich treffen. Das erste, was dein Kollege dich fragt ist, ob es einen Grund dafür gibt, dass du aussiehst wie eine Immobilienmaklerin von der Fifth Avenue. Das sitzt.

Je länger der Abend dauert, desto größer wird dein Kloß im Hals, mit jedem Blick auf die Tasche fühlst du dich noch mehr wie eine Hochstaplerin. Du passt doch gar nicht zu dieser Tasche.

Solche oder ähnliche Feelings kommen dir bekannt vor? Herzlichen Glückwunsch. Du leidest am Fashion-Imposter-Syndrom.

Bloß nicht auffliegen

Grund zum Beglückwünschen gibts aber eigentlich nicht. Ähnlich wie beim Hochstapler-Syndrom fühlen sich Menschen bei der modischen Variante dieses pathologischen Zustands nämlich nicht würdig für das, was sie sich erarbeitet haben. Sie haben – trotz Talent oder Wissen – Angst aufzufliegen.

Beim herkömmlichen Hochstapler-Syndrom ist es vielleicht die Sorge darüber, dass andere Menschen merken, dass sie die Arbeitsstelle gar nicht verdient haben. Beim Fashion-Imposter-Syndrom sind es eben die Luxus-Artikel wie Crèmes, Taschen oder Uhren, die man sich – vielleicht nach einem anstrengenden Jahr oder wegen einer Beförderung – gegönnt hat. Aber aus Scham dann doch nicht ausführt.



Harvard und Boston wissen Bescheid


Ihr haltet das alles für Humbug? Tja, Forschende der Harvard Universität und des Boston College sehen das anders. Sie haben nämlich herausgefunden, dass sich ein Drittel aller Britinnen und Briten regelmäßig so fühlen. In ihrer Untersuchung, die gerade im "Journal of Consumer Research" erschienen ist, erläutern sie die Symptome "Obwohl sie sich mit dem Kauf etwas Gutes tun wollen, fühlen sich Betroffene des Fashion-Imposter-Syndroms hinterher oft sehr viel minderwertiger als vor dem Kauf." Sie trauen sich nicht damit an die Öffentlichkeit. "Ihre Psyche leidet", so Co-Autorin Nailya Ordabayeva.

Einfach die teuren Crèmes und Tiegel topsecret zu Hause auftragen? Funktioniert, so die Forschenden, leider nicht. "Selbst wenn niemand etwas von dem Kauf mitbekommt, haben die Menschen das Gefühl, sie hätten diese Investition irgendwie nicht wirklich verdient."

Überraschend: Betroffen waren in der Untersuchung vor allem die Menschen, die nicht so hohe Ansprüche an sich selbst haben. Warum das so ist, können sich die Forschenden zu diesem Zeitpunkt aber nicht erklären.

Frauen fühlen sich laut der britischen Studie übrigens fast doppelt so häufig wie modische Hochstaplerinnen wie Männer. Was höchstwahrscheinlich damit zusammenhängt, dass es für Frauen im Luxussegment immer noch sehr viel mehr Auswahl gibt, als für die Männer.

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