No-Go’s bei der Bewerbung

Eine sorgfältige Erstellung der Bewerbungsunterlagen ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung.
Eine sorgfältige Erstellung der Bewerbungsunterlagen ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung.@ contrastwerkstatt - stock.adobe.com
Du bist jung und auf Jobsuche? Diese Tipps helfen dir, Anfängerfehler zu vermeiden und deine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch zu steigern.

Nicht nur Deine Matura in der Tasche, sondern auch schon einige interessante Jobangebote gesichtet? Nimm Dir dennoch Zeit für die Erstellung Deiner Bewerbungsunterlagen – so vermeidest Du einige typische Anfängerfehler und steigerst die Aussicht auf eine Einladung zum Interview.

In Wien bewerben statt die Welt bereisen

13 Jahre hat es gedauert, nun aber steht Dir die Welt offen. Und eigentlich hast Du fest vorgehabt, sie zu bereisen und Dein Maturazeugnis von Juni bis Dezember im Schreibtisch aufzubewahren? Doch nun ist alles anders, denn Du möchtest Dich auf ein unwiderstehliches Jobangebot bewerben? Verständlich, es brennt Dir unter den Fingern, Deine Unterlagen so schnell wie möglich zu versenden.

Doch so, wie Du bei vielen schweren Taschen sicherheitshalber zweimal gehen solltest, damit keine reißt, nimm Dir auch für die Zusammenstellung Deiner Bewerbungsmappe die erforderliche Zeit. Denn, ob Du Dich für eine Bankausbildung interessierst, mit einem Praktikumsplatz bei einem Großunternehmen liebäugelst oder ein Halbtagsjob in einer Werbeagentur Dein Traum ist: Es gibt einige Kardinalfehler bei Bewerbungen, die kaum ein Personalleiter verzeiht.

Der erste Eindruck zählt

Das gilt auch für schriftliche Unterlagen. Bereits die Optik Deiner Bewerbung kann darüber entscheiden, ob ihr ein weiterer Blick gegönnt wird oder nicht. Um den letztgenannten Fall zu vermeiden, vermeide auf jeden Fall die folgenden Fehler:

Romane schreiben:

Ein langer Aufsatz ist bei Bewerbungen niemals gefragt. Dein Anschreiben sollte nicht mehr als eine Seite, die Einleitung maximal drei Sätze umfassen. Das gilt für eine postalisch versendete Bewerbung ebenso wie für eine E-Mail. Die Zeit der meisten Personaler ist knapp bemessen, die Anzahl der Bewerbungen in der Regel hoch.

In zwei Fällen darfst Du Dich ein wenig mehr austoben: Fügst Du ein Motivationsschreiben hinter Dein Anschreiben und Deinen Lebenslauf mit ein, kannst Du dort neben Deinen Antrieb für die gezielte Bewerbung auf die ausgeschriebene Stelle einige persönliche Aspekte mit aufnehmen. Das Gleiche gilt für Blindbewerbungen, bei denen Kreativität besonders gefragt ist. Bereits durch ihr Design kannst Du Dich von möglichen Konkurrenten absetzen.

Grundsätzlich jedoch gilt: Weniger ist mehr!

Floskeln einbauen

Formuliere in präzisen Sätzen und vermeide Allgemeinplätze. Standards wie „Hiermit bewerbe ich mich...“ mangelt es nicht nur an Originalität, sie sind auch überflüssig – schließlich verschickst Du offensichtlich ein Bewerbungsschreiben. Auch eine allgemeine Anrede an sehr geehrte Damen und Herren ist ein absoluter Notnagel für all die Fälle, in denen Du trotz äußerster Bemühungen keinen Ansprechpartner ermitteln kannst.

Stelle auch unbedingt die korrekte Schreibweise von dessen Namen sowie den des Unternehmens sicher. Gerade junge Start-ups verzichten oft auf Versalien auch als Anfangsbuchstaben oder bevorzugen eine englische Schreibweise.

Seriosität, wenn es angebracht ist

Für Deine Freunde bist Du ein LustigerWitwer oder Loverboy93? Lege Dir für Deine Bewerbung eine seriösere E-Mail-Adresse zu, um ernst genommen zu werden und keine falschen Assoziationen beim Leser zu erwecken. Gib neben Deiner Adresse auf jeden Fall auch Deine Telefonnummer an und scanne Deine Unterschrift bei einer Online-Bewerbung in einer dunklen Schriftfarbe ein.

Schnörkelschrift in Größe 8 verwenden

Du hast während der Schulzeit einen Kalligrafiekurs besucht? Dennoch würdest Du Dich im Zweifel nirgendwo handschriftlich bewerben. Doch auch die Typografie Deines am Computer geschriebenen Anschreibens sollte eindeutig lesbar sein. Das heißt: Versuche nicht, durch eine kleine Schriftgröße, einen geringen Zeilenabstand oder das Auslassen von Absätzen mehr Informationen unterzubringen.

Entscheide Dich für eine klare standardisierte Schriftart ohne Serifen – ist Deine Wahl auf dem PC des Empfängers nicht installiert, wird sie automatisch durch eine ähnliche ersetzt und kann die gesamte Formatierung kippen. Drucke bei einer Bewerbung per Mappe sämtliche Seiten auf gutes, griffiges Papier. Es sollte dicker sein als herkömmliches Kopierpapier und auf keinen Fall etwas durchscheinen lassen.

An die Konkurrenz erinnern

Nicht nur die Schriftart, auch die Schriftfarbe kann über das Schicksal Deiner Bewerbung entscheiden. Gehe auf die Webseite Deines hoffentlich zukünftigen Arbeitgebers und übernimm farbliche Grundzüge des Corporate Design – so schaffst Du bereits im Vorfeld ein Zugehörigkeitsgefühl. Fast noch wichtiger allerdings: Komme auf keinen Fall der Gestaltung des Firmenlogos eines Konkurrenten zu nahe!

Tipp- und Grammatikfehler übersehen

Flüchtigkeitsfehler sind absolute No-Go’s in Bewerbungen.
Flüchtigkeitsfehler sind absolute No-Go’s in Bewerbungen.@ PheelingsMedia - stock.adobe.com

Lass vom Anschreiben über den Lebenslauf bis zum Motivationsschreiben alles mehrmals durch das automatische Rechtschreibprogramm auf Deinem Computer laufen und Deine Bewerbung von ein oder zwei nahestehenden Personen gegenlesen.

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Flüchtigkeitsfehler unterlaufen jedem einmal – in einer Bewerbung jedoch werden sie häufig mit einer Sorglosigkeit gleichgesetzt, die Dich unter Umständen das Jobangebot kosten kann.

Etwas sein wollen würden

Wie häufig verwendest Du den korrekten Konjunktiv in Deiner Alltagssprache? Nicht wirklich oft, höchstwahrscheinlich. Denn nicht nur klingt er gestelzt – er vermittelt auch den Eindruck einer gewissen Passivität. Du würdest Dich nicht gerne bewerben – Du tust es bereits!

Verzichte auf alles, was sein könnte, wenn nur … und sei stattdessen selbstbewusst und strahle Sicherheit aus. Eine höfliche Formulierung ist auch im Indikativ möglich.

Zu viele Zähne zeigen

Bei einem Bild gilt, was Du in Österreich häufig hörst: Es kommt darauf an … Nach dem Gleichbehandlungsgesetz darf zwar kein Arbeitgeber Fotos in Bewerbungen verlangen. Doch legst Du keines bei, ist die Gefahr groß, sofort aussortiert zu werden.

Ebenso: Suchst Du eines aus dem vorigen Jahrzehnt, zeigst Dich im Bikini am Strand, bist nur verschwommen erkennbar oder neigst Deinen Kopf zu sehr zur Seite. Entscheide Dich für ein Bild in dezent-klassischem Outfit vor einem hellen Hintergrund und mit einem möglichst natürlichen Lächeln – wie Du weißt, kann ein solches Wunder bewirken!

Auf das Innere kommt es an

Der erste Schritt ist getan, der Personalleiter gönnt Deiner Bewerbung einen genaueren Blick. Diesem standzuhalten, gilt es weitere Aspekte zu beachten:

Für Dich sind alle gleich?

Im Alltag gleiches Recht für alle gelten zu lassen, stößt als tolerante Lebenseinstellung bei vielen auf offene Ohren. Ein und dieselbe Bewerbung an alle potenziellen künftigen Arbeitgeber zu versenden, ist hingegen weniger willkommen. Keine Sorge: Ein Gerüst kannst Du immer stehen lassen. Dieses jedoch solltest Du unbedingt individualisieren. Bestimmt erhältst auch Du bevorzugt persönliche E-Mails als 0-8-15-Rundschreiben, bei denen Du einer von Hunderten bcc’s bist?

Ebenso ergeht es den Personen, die Deine Bewerbungen lesen. In der Regel erkennen sie aufgrund langjähriger Praxis auf einen Blick, ob sie Unterlagen von der Stange erhalten oder Du Dir die Zeit und Mühe gemacht hast, das jeweilige Unternehmen in den Vordergrund zu stellen.

Vergiss auch nicht, Deinen Lebenslauf den in der Stellenausschreibung angegebenen Bedingungen und Fähigkeiten anzupassen. Fokussiere Dich auf Deine für die neue Position relevanten Erfahrungen, beziehe Dich auf die Aufgaben, die von Dir als neuem Mitarbeiter erwartet werden.

Du bist der Größte?

Die Grenze zwischen Überheblichkeit und unangebrachter Bescheidenheit ist oft nicht leicht zu ziehen. Hochstapeln oder tiefstapeln, vor Selbstbewusstsein trotzen oder Dein Licht unter den Scheffel stellen – das solltest Du jeweils umgehen. Finde die goldene Mitte, und sei vor allem ehrlich. Bist du ein Teamplayer? 

Vergleiche Dich möglichst objektiv mit Gleichgesinnten, gestehe Dir Deine Schwächen ein, aber sei souverän. Weshalb profitiert das Unternehmen eigens von Deiner Mitarbeit? Findest Du hier einen guten Grund, landest Du mit Sicherheit in der ganz engen Auswahl.

Retro ist in?

Du fliegst erst einmal um die Welt, hast Dich also umentschieden? Und während Deiner Zeit im Ausland gleich zwei dreimonatige Praktika absolviert? Vergiss nicht, diese Deinem Lebenslauf hinzuzufügen, sobald Du Dich zurück in der Heimat auf Stellen bewirbst.

Nicht nur kann jede Fort- und Weiterbildung einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag bedeuten. Erneut gilt auch hier: Erfahrenen Personalleitern fallen Lücken im Lebenslauf sofort ins Auge und führen in der Regel mindestens zu kritischen Rückmeldungen – wenn nicht gleich zu einem negativen Bescheid auf Deine Bewerbung.

Du hast es in der Hand

Nun kennst Du sie also, die absoluten No-Go’s einer Bewerbung – und weißt, wie Du sie verhinderst. So kannst Du beliebig schnell Deine Bewerbung an die gewünschte Stellenausschreibung anpassen und erfolgreich in Deinen ersten Job einsteigen. So hast Du nicht nur Dein Maturazeugnis in der Tasche, sondern bald Dein erstes Gehalt auf dem Konto!

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