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Pariser fordern Straßensperre für Blogger

Babybauch, Yoga, Umweltverschmutzung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung - Wie weit darf man für ein perfektes Selfie gehen?

Heute Redaktion
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Riviblog
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Bild: Screenshot Instagram

Wenn die "Rue Crémieux " im zwölften Arrondissement (= Bezirk) in Paris einen Fehler hat, dann, dass sie zu schön ist. So bilderbuchartig schön, dass sie in die Kategorie "Instagrammable" fällt. Pastellfarbene Häuser und ein Kopfsteinpflaster, das unter den richtigen Lichtbedingungen regelrecht erstrahlt. Hinzu kommt, dass sie autofrei ist. Die Farbexplosion zieht Influencer und junge Menschen auf der ganzen Welt an. Nun wollen die Anrainer ihre eingeschränkte Privatsphäre nicht länger für den Tourismus in Kauf nehmen und fordern eine Zugangsbeschränkung für die Öffentlichkeit.

Ihr Frust ist nicht unbegründet. Sie werden nicht glauben, welche Szenen dort an der Tagesordnung sind. „Wir setzen uns zum Essen, und draußen kommen die Leute, um Fotos zu machen: Rapper, die zwei Stunden brauchen, um ein Video direkt unter unserem Fenster zu filmen, oder Junggesellinnenabschiede, bei denen eine Stunde lang geschrien wird. Ehrlich gesagt, es ist anstrengend", sagte ein Bewohner dem Radiosender France Info.

Denn Blogger, Menschenmassen, weitere Musiker, die Videos drehen, und Party-Gäste blockieren die Straße. Einige legen sich über Minuten auf den Boden, um von dort aus zu fotografieren. Fast täglich finden Flashmobs in der 150 Meter kleinen Straße statt.

Andere wiederum nutzen sie für Junggesellenabschiede. Auch für Yogaposen vor Häuserfassaden, Hochzeitsfotos und Tanz-Videos muss die Straße herhalten.

Manche inszenieren sogar ihren Babybauch:

Inzwischen halten sie auf dem Instagram-Account "clubcremieux" die skurrilsten Vorfälle zu Dokumentationszwecken fest.

Jetzt haben die Pariser eine Initiative gegründet und fordern Maßnahmen der Stadt. Geht es nach den Wünschen der Anrainer, soll die Stadtverwaltung Tore errichten, um bei Sonnenaufgang, in der Nacht und Wochenenden den Zutritt zu sperren. In Paris ist das keine Sonderregelung. Solche Installationen finden sich auch in vielen anderen autofreien Zonen. Bis zum Sommer soll eine genaue Regelung feststehen. Solange helfen sich einige Anrainer mit Absperrbändern vor ihren Hauseingängen.

(GA)