Bub (4) den Hals aufgeschlitzt

"Unglaubliches getan" – Mutter weint bei Mordprozess

Eine unfassbare Tragödie wurde am Montag am Wiener Landl behandelt. Die junge Türkin Elif O. (29) tötete ihren eigenen Sohn mit einem Messer.
Christian Tomsits
02.06.2025, 20:35
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Wenige Tage vor der Katastrophe am 17. November wirkte "Vorzeigemutter" Elif O. verwirrt und desorientiert: "Ich war überfordert von Beruf, Haushalt und der Kinderbetreuung", so die pädagogische Assistentin am Montag vor Gericht. Zuerst geriet die 29-Jährige mit dem Kindergarten ihres Vierjährigen in Streit, dann fiel sie auch in der eigenen Arbeit negativ auf.

Wie später klar wurde, litt die Türkin unter einer "akuten polymorphen psychotischen Störung", die sich vorher nicht angekündigt hatte. Dadurch sah die Betroffene überall Bedrohungen, halluzinierte sich Gefahren herbei und litt zunehmen unter Panikattacken. Der Ehemann brachte sie daraufhin in ein psychiatrisches Zentrum, doch dort schickte man sie mit Depressionsmedikamenten wieder nach Hause und ließ sie zu keiner Psychiaterin vor. Eine fatale Fehldiagnose, die nun erneut geprüft werden soll – mehr dazu hier.

Der Ehemann nahm sich Pflegeurlaub und hielt sogar in der folgenden Nacht Wache, damit sich Elif O. nichts antun würde. "Leider schlief er gegen 3 Uhr ein", sagte die Staatsanwältin, bevor sie die Szenen schilderte, die der blanke Horror gewesen sein mussten. Denn gegen 7 Uhr wachte der Mann von lauten Gurgelgeräuschen auf, es war der vierjährige Mert, der da schon nicht mehr um Hilfe schreien konnte. Die 29-Jährige hatte mit einem Küchenmesser bereits die Kehle ihres Sohnes aufgeschlitzt, rief dem verzweifelten Mann entgegen: "Lass mich, er soll nicht leiden".

Sie habe gedacht, den kleinen Mert zu retten, erklärte ihr Verteidiger das völlig verzerrte Weltbild im Wahn. "Aber ich hab das Kind umgebracht", schluchzte die in der U-Haft behandelte sichtbar geläutert vor Gericht. "Ich bin einfach durchgedreht und war nicht ich selbst. Ich habe Unglaubliches getan." Auf Nachfrage schockierter Geschworener konnte der Gerichtsmediziner zumindest zugestehen, dass der unschuldige Bub zumindest nicht lange hatte leiden müssen. "Beim Eintreffen der Einsatzkräfte hat der Bub schon nicht mehr geatmet, er starb nach rund einer Minute."

Was ist eine psychische Erkrankung und an wen kann ich mich wenden, wenn ich psychische Probleme habe? Diese und ähnliche Fragen werden auf der Webseite der Stadt Wien geklärt und Informationen rund um psychische Belastungen und Erkrankungen zur Verfügung gestellt: https://psychische-hilfe.wien.gv.at/

Noch unglaublicher: Ihr Ehemann steht weiterhin zu ihr. "Das ist sehr viel wert", zollte auch der Richter dem tapferen Austro-Türken Respekt. Er rettete ihr das Leben, als sie auch ihres beenden wollte. Der Richter ordnete an, dass sie bedingt in eine Wohngemeinschaft entlassen werden kann –für ein zweites Gutachten zur Gefährlichkeit wurde die Verhandlung auf September vertagt. Die Unschuldsvermutung gilt.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 03.06.2025, 14:11, 02.06.2025, 20:35