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Der Sportwagen aus Österreich

Etwa zur gleichen Zeit wie der erste Porsche entstand auch in Wien ein Sportwagen. Und auch sein Konstrukteur bediente sich im VW-Teileregal.

Heute Redaktion
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Denzel? Noch nie gehört? Dabei war dies doch einer der bekanntesten Sportwagen Österreichs, erfolgreich auch im Rennsport. Und er wurde kräftig exportiert, zum Beispiel in die USA, aber auch nach Portugal oder in die Schweiz.

Schauen wir ihn uns also einmal genauer an. Optisch erinnert er ein wenig an frühe Porsche-Modelle, mit denen er auch unter der Haut einiges gemeinsam hat. Denn die Technik und viele Bauteile übernahm der Erbauer Wolfgang Denzel ursprünglich vom VW-Kübelwagen, den es nach dem Zweiten Weltkrieg in genügender Anzahl zu erwerben gab.

Die ersten Exemplare ab 1948 hatten noch eine Kunststoff-Karosserie, die allerdings so flexibel war, dass Denzel lieber die Türen wegließ. Spätere Versionen erhielten dann eine Stahlblech-Roadster-Karosserie, die in Wien im eigenen Betrieb zusammengebaut wurde.

Am Genfer Autosalon

1953 präsentierte Wolfgang Denzel seinen Sportwagen stolz in Genf und machte mächtig Eindruck. Jedenfalls besorgte sich die "Automobil Revue" ein Exemplar für einen Kurztest und konnte beeindruckende Fahrleistungen – 0 bis 100 km/h in 14 Sekunden, Spitze 150 km/h – vermelden.

Dank 10 kg Leistungsgewicht war der kleine Sportwagen richtig schnell. Vor allem auch im Vergleich zur Konkurrenz, die oft keine 100 km/h schaffte und eine gefühlte Ewigkeit vergehen ließ, bis Autobahntempo erreicht war.

Rennsporterfolge

Für das Jahr 1954 kam eine zusätzliche Version mit Aluminium-Karosserie und schmälerem Aufbau ins Programm, die Basis für viele Sporterfolge. Der größte Triumph war sicherlich der Gesamtsieg bei der französischen Alpenfahrt über 3.500 km im selben Jahr mit dem Chef persönlich hinter dem Lenkrad.

Auch viele andere Rennfahrer setzten sich hinter das Steuer des wendigen Roadsters und fuhren bei Rallyes und Straßenrennen Erfolge ein.

Export in viele Länder

Schon früh begann Wolfgang Denzel seinen Sportwagen in die halbe Welt zu exportieren, darunter Großbritannien, die USA, Portugal und die Schweiz. Mit Preisen zwischen 12.000 und 22.000 Franken war der kleine Sportwagen gegen Ende der Fünfzigerjahre allerdings so teuer geworden, dass es nicht mehr einfach war, Käufer zu finden. 1960 stoppte Denzel die Serienfertigung nach wenigen Hundert Exemplaren. Von diesen dürften nur einzelne Autos überlebt haben. Sie sind heute gehätschelte Sammlerstücke und werden auch im historischen Rennsport eingesetzt.

Nachwort

Für Wolfgang Denzel aber war mit dem Konstruieren noch nicht Schluss. Ende der Fünfzigerjahre entwickelte er zusammen mit Michelotti den BMW 700, der schließlich den Münchner Autobauer zumindest teilweise vor dem Niedergang rettete.

Mehr Informationen und viele Bilder zum WD Denzel Sport 1300 gibt es auf www.zwischengas.com.

(red)

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