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Werden Ingame-Events das nächste große Ding?

Heute Redaktion
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Das Ingame-Konzert von Marshmello im Shooter-Hit "Fortnite" hat alle Rekorde gebrochen. Für die Game-Industrie ist klar: Das war erst der Anfang.

Ein Konzert vor über 10 Millionen Zuschauern? Da können selbst Ariana Grande, AC/DC oder Coldplay einpacken. Doch genau das hat der US-DJ Marshmello mit seinem Gig im Shooter "Fortnite" diesen Monat geschafft. Es war die größte Konzertveranstaltung der Geschichte – wenn auch "nur" virtuell. Denn am Gig im fiktiven Ort Pleasant Park auf der postapokalyptischen Insel, auf der sonst normalerweise der Battle Royale tobt, waren nur die tanzenden Avatare der Spieler anwesend.

Trotzdem – oder gerade deshalb – war der Event historisch, denn mit dem rund zehnminütigen Ingame-Konzert hat Epic die Grenzen des technisch Machbaren gesprengt. Grafisch setzte man mit dem Konzertspektakel neue Maßstäbe, zudem hat der "Fortnite"-Hersteller auch in Sachen Vermarktung neue Dimensionen aufgezeigt. So konnten sich Spieler im Vorfeld und auf dem virtuellen Weg zum Gig spezielle Kostüme und andere Extras erspielen. Nach seinem "Fortnite"-Auftritt twitterte Marshmello denn auch euphorisch: "Leute, wir haben Geschichte geschrieben!". Zumal sich 15 Millionen Fans den Zusammenschnitt später auch noch auf Youtube anschauten.

So funktioniert Fortnite:

U2 und Coachella

Das erste virtuelle Konzert war der Marshmello-Event freilich nicht. 2009 waren U2 in der Onlinewelt von "Second Life" zu sehen. Doch dieser Auftritt wurde nicht von der Band, sondern von den Spielern lanciert. Entsprechend bodenständig war die grafische Umsetzung, das Ganze war letztlich eher charmant als spektakulär. Besser ausgesehen hat da schon das virtuelle Festival des EDM-Labels Monstercat, das vor fünf Jahren in "Minecraft" über die Bühne gegangen ist. Dieser Ingame-Event war ein voller Erfolg, weshalb dort letztes Jahr auch das berühmte Coachella-Festival virtuell durchgeführt wurde.

Hinter dem Marshmello-Gig in "Fortnite" steckt aber weit mehr als nur ein konzerttechnischer Coup, denn Ingame-Events bieten ungeahnte neue Möglichkeiten in nahezu jedem Bereich des Unterhaltungsgeschäfts – und darüber hinaus.

Zudem locken solche Aktionen auch erfahrene Spieler immer wieder in ein altbekanntes Spiel zurück, da dort jederzeit etwas Unerwartetes passieren könnte. Kein Wunder, hat Bioware bereits angekündigt, dass man solche von "Fortnite" inspirierte Live-Events auch im kommenden "Anthem" (ab März) als wiederkehrende Komponente integriere.

Erst der Anfang

Tatsächlich sorgen Ingame-Events in der Videospielindustrie für eine Art Goldgräberstimmung. Nachdem man zuletzt merken musste, dass die Bäume auch mit E-Sport nicht einfach in den Himmel wachsen, und Branchenriesen wie EA oder Activision nicht eben berauschende Quartalszahlen vorgelegt haben, sind solche Innovationen ein willkommener Hoffnungsträger für eine lukrative Zukunft.

Dieses "Metaverse", wie das gemeinsame virtuelle Universum von Fachleuten in Anlehnung an den Roman "Snow Crash" von 1992 inzwischen genannt wird, sei erst am Entstehen, schreibt denn auch der US-Medienexperte Matthew Ball. "Fortnite" habe es nicht darauf angelegt, eine digitale Ersatzwelt à la "Second Life" zu werden – es sei es durch seine riesige User-Basis einfach geworden.

Der Marshmello-Gig sei ein Showcase für eine virtuelle Welt gewesen, in der Teilnehmer eine potenziell unbegrenzte Anzahl an Erfahrungen innerhalb eines einzigen Mediums machen könnten. Und weil das in absehbarer Zeit zum Beispiel auch Einnahmen für virtuelle Konzerte oder vermarktbare Sponsoren-Events bedeutet, reiben sich die Entwickler die Hände – und arbeiten mit Hochdruck am nächsten Ingame-Superevent.

Dieser Mann steckt hinter dem Erfolg von Fortnite:

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