Politik

Wie die FPÖ einen rechten Frauenmob auf Zadic hetzt

Kurz vor der Angelobung der türkis-grünen Regierung am Dienstag brechen alle Dämme. Rechte machen im Netz gegen Neo-Ministerin Alma Zadic mobil.

Heute Redaktion
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Seit Tagen feuert die FPÖ Posting um Posting in den sozialen Netzwerken gegen die Grüne Alma Zadic hinaus. Mittlerweile haben extrem Rechte wie die Identitären in den Tenor gegen die künftige Justizministerin eingestimmt. Noch in der Nacht vor ihrer Angelobung brachen nun alle Dämme: Auf FPÖ-Seiten stapeln sich zu Beiträgen gegen Zadic – wohl auch strafrechtlich relevante – Hasskommentare.

"Hat die zukünftige Justizministerin Alma Zadic Kontakt zu Islamisten?", postete der Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp am Montagabend auf Facebook – und verlinkte dazu ein Video eines Ex-Salafisten und Politikberaters, gegen den laut "Spiegel" der Vorwurf der rassistischen Hetze besteht. Titel: "Hat Justizministerin Zadic Kontakt zu Islamisten?" Auffällig: Den Inhalt sieht sich kaum jemand an, dafür kommentieren vor allem Frauen dutzendfach unter Nepps Posting.

Eine Auswahl der Hasspostings gegen Alma Zadic (Rechtschreibfehler wurden dem Original entnommen):

Hedy H.: "Ist sie eine tickende zeitbombe?"

Herta H.: "Ich finde es echt eine Frechheit das sowas angelobt wird"

Marianne J.: "Wird sich die Zadic jetzt auch verschleiern weil Sie mit den Salafisten sympatisiert?"

Rosemarie G.: "Wer hat zu so einer verurteilten noch vertrauen ?"

Gerlinde S.: "Muslim ist Muslim und hat da nichts verloren."

Ingrid K.: "nicht einmal in einem anderen Ressort...finde Migranten haben in der 🇦🇹ischen Regierung nichts verloren!!!"

Brigitta W.: "Deswegen will sie den Posten, ist die Hilfe für alle Angeschwemmten, daß kann nicht gut gehen, nicht fürs Österreichische Volk"

Monika W.: "Super noch mehr Teroristen in unseren Land was da noch alles kommt."

Valentina L.: "Es dürfte bewiesen sein das die zukünftige Justizministerin kontakt zur Islamistischen Szene hat.

Gott beschütze Österreich."

Sonja T.: "Nein die gehört zu den fanatischen. Hast Du schon mal gehört das die fanatischen den Grundsatz haben Du kannst machen was Du willst so lange Du an Dein Ziel kommst"

Elli K.: "Òsterreicherin lt. Pass und Stempel... Genetisch eben nicht. Sie wissen genau was gemeint ist."

Janja C.: "100% Muslimin,und die Migranten in Bihac warten schon auf grüne Licht."

Susi S.: "immer mehr solche Leute nisten in Österreich ein dann treiben sie ihren Unwesen !!!!??"

Sonja K: "In der österreichischen Regierung sollen Österreicher mitentscheiden und niemand mit ausländischen Wurzeln"

In sozialen Netzwerken war Zadic schon längere Zeit wegen ihrer bosnischen Herkunft und ihres muslimischen Glaubens einem sexistischen und rassistischen Shitstorm ausgesetzt. Die Grünen stellten in der Vergangenheit klar, dass die 35-Jährige nicht muslimischen Glaubens, sondern ohne religiöses Bekenntnis ist.

Nach FPÖ-Logik Strache außen vor

Gegen was die FPÖ noch mobil macht: Zadic war im November 2019 vom Wiener Straflandesgericht zu einer Entschädigungszahlung für die erlittene Kränkung in der Höhe von 700 Euro verpflichtet worden. Sie hat dagegen Berufung angemeldet, damit ist die Entschädigung nicht rechtskräftig. Zadic soll ein Foto eines Burschenschafters gepostet haben, das diesen beim Hitlergruß zeigen soll, und ihn als "Neonazi", "Faschist" und "Rassist" bezeichnet.

Die FPÖ hatte deshalb an Bundespräsident Alexander Van der Bellen appelliert, Zadic nicht anzugeloben. Allerdings: Nach FPÖ-Logik hätte damit auch Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache niemals Vizekanzler werden dürfen. Strache war 2011 wegen übler Nachrede verurteilt worden, sogar rechtskräftig. Aufgrund der massiven Hetze gegen Zadic hat sich im Netz aber mittlerweile auch eine Gegenbewegung konsolidiert: Mit #solidaritystorm sprechen Hunderte Zadic Mut und Solidarität zu.